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Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Titel: Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Frydrych
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bestimmten Artikel verwechselt. Das darf einem Lehrer nicht passieren! Herr Kübel hat Merlin im Physikunterricht nicht aufs Klo gelassenund Manja mit Sonja angeredet. Wie will er gerecht zensieren, wenn er die Schülerinnen gar nicht kennt??? Die Klassenlehrerin (also ich…) hat das Attest einer Dauerschwänzerin angezweifelt. Die Eltern wollen jetzt die Ärztekammer einschalten. Frau Krötz distanziert sich von den Beschwerden. Sie zieht doch mit mir an einem Strick, aber was soll sie machen? Das ist nun mal ihr Job: Eltern zu vertreten.
    Die Klasse selber weiß von diesen Beschwerden oft gar nichts und reagiert empört. Kein Mensch hat sich beklagt. Im Gegenteil, den türkischen Chemielehrer lieben alle heiß und innig, und auch auf die Musiklehrerin lassen sie nichts kommen. »Wer erzählt denn so einen Quatsch?«, fragt Sammy wütend. Harley, der Sohn der Elternvertreterin, malt konzentriert in seinem Aufgabenheft und macht keinen Mucks.
    Anderen Lehrern würde Frau Krötz mit ihrem Überengagement und ihrem flotten Mundwerk vielleicht Angst einjagen. Sensible Kollegen würden in ihrem Fall sogar von Intriganz reden. Ich aber bin froh, dass ich Frau Krötz habe. Sie sorgt dafür, dass mein Blutdruck nicht zu niedrig ist, und macht meinen Alltag abwechslungsreicher. Ich freue mich, wenn sie nach Elternabenden noch mit ihrer Gesprächsgruppe in die Kneipe geht und alles genau erklärt, was ich als Lehrerin nur unverständlich und unvollständig dargestellt habe. Frau Krötz ist nämlich immer bestens über alle Schulinterna informiert. Sie ist nicht nur frei von jeglichem Selbstzweifel, sondern auch Datenschutz- und Computerexpertin. Sie ist eigentlich Expertinfür alles: Kindererziehung, Ethikunterricht, Klassenfahrten und Reisebusse, passende Deutschlektüren, Stoffverteilungspläne, Aufsatzkorrekturen, Schulrecht, positive Schwingungen und Hundehaltung. Sie hat Beziehungen zur Presse, zu Senatens, zum Nahverkehrsverband und zu einem hohen Tier in der Wirtschaft, mit dessen Einflussmöglichkeiten sie gern droht.
    Frau Krötz ist laut, dominant und frühpensioniert, sonst würde sie ihr volles Programm an unserer Schule gar nicht schaffen. Wann immer ich nachmittags oder abends einen Termin in der Schule habe, treffe ich auf Frau Krötz. Sie sitzt auf jeder Gesamtkonferenz, in jeder Schüleraufführung, sie vertritt unpässliche Eltern bei deren Gremiensitzungen. Sie schnitzt bei den Bundesjugendspielen Gemüse und Obst, sie bäckt bei Schulfesten Pommes frites und Waffeln. Sie kann überall mitreden und sie tut es auch.
    Schade, dass diese Bereicherung verloren geht, wenn ihr Sohn Harley die Schule verlässt. »Nein, nein«, tröstet mich Frau Krötz. »Noch trennen sich unsere Wege nicht. Die Savannah kommt in zwei Jahren auf Ihre Schule, genau dann, wenn Sie wieder eine 7. Klasse übernehmen.«

Der schöne Schein
Potjomkinsche Dörfer für die Schulinspektion
    N ach längerer Krankheit komme ich in die Schule zurück. Die zweite Stunde läuft gerade. Auf dem Hof ist es leer. Wirklich leer. Kein Müll liegt herum. Die Schüler haben wahrscheinlich Ehrfurcht vor all den frisch gepflanzten Rosenstöcken. Über dem Eingang hängt ein gigantisches Plakat mit der Aufschrift »Herzlich willkommen!« Ich bin gerührt. Das wäre doch nicht nötig gewesen!
    Dass mir zu Ehren allerdings auch die Fensterfront in der Vorhalle geputzt wurde, kann ich mir trotz aller persönlichen Meriten nur schwer vorstellen. Auf jeder freien Fläche hängen säuberlich gestaltete Plakate, die unsere Unterrichtsaktivitäten dokumentieren. Neben der Bücherei steht sogar eine große Litfass-Säule mit Schulnachrichten. Die Fotogalerie des Kollegiums vorm Sekretariat ist erneuert worden! Ich reibe mir die Augen: Alle Kollegen frisch onduliert, in Pastellfarben getaucht und leutselig lächelnd. Nur bei meinem Namen klebt noch das alte Foto: schwarzer Pullover, Augenringe und Griesgram im Mundwinkel.
    Im Lehrerzimmer leere Tische und kantenrein ausgerichtete Bestuhlung. Keine Prospektstapel, keine vermodernden Kaffeetassen, keine obskuren Plastiktüten. Die alten Jacken und Schals, die seit Jahren an der Garderobeverstaubten, sind verschwunden. Mein ausrangierter Regenschirm und die ramponierte Gitarre ebenfalls. Was ist hier los? Sind alle nach Finnland evakuiert worden? Mein Postfach ist das einzige, das überquillt. Hier stapeln sich die Blätter aus den Vertretungsstunden. Der vertretende Kollege hat den Schülern eine Aufgabe gestellt

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