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Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Titel: Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Frydrych
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auf der Tanzfläche stehen. Der Mann hat Schweißperlen auf der Stirn und etwas Stures im Blick. Die Frau zischt: »Wie soll ich eine ganze Drehung schaffen, wenn du deinen Arm einfach nur hoch hältst? Du musst mir Schwung geben!« Gleich daneben trägt ein Paar einen nonverbalen Ringkampf aus. Ein anderer Mann überspielt seine Anspannung, indem er ständig »witzige« Bemerkungen macht.
    Die Tanzlehrerin spricht in hübschen Bildern: Der Mann solle sich bei der Drehung einfach vorstellen, dass er einen schweren Müllsack über einen Zaun werfen muss. Sie hat großes Verständnis für die anwesenden Männer, die nun mal kein Multitasking beherrschen. Es sei ganz kompliziert für sie, mit den Füßen die richtigen Tanzschritte zu machen und gleichzeitig mit den Armen die Führung zu behalten. So, so. Aber rauchen, Fußballzeitung lesen und dabei Bier trinken – das können sie! Eine Frau reibt sich den schmerzenden Ballen und sieht ihren Partner vorwurfsvoll an.
    Endlich Pause. Die Männer stürmen die Bar, die Tanzlehrerin sagt den Frauen: »Ihr müsst eure Kritik konstruktiver formulieren. Sonst kommt Er nächstes Mal nicht wieder!« Eine harte Drohung. Was wird aus dem ebay-Ballkleid, wenn der Mann nicht entsprechend eingearbeitet ist? In der Pause unterhalten sich einige Paare entspannt. Andere sehen schweigend die Wand an oderblättern in Tanzschulprospekten. Ob frau nicht doch lieber Irish Step Dance oder hawaiianischen Hula lernt? Dazu braucht man keinen Partner. Zwei ehrgeizige Paare üben während der Pause weiter. Ihre Armhaltung sieht gefährlich aus. Glücklicherweise praktiziert gleich um die Ecke ein Orthopäde.

    »So, jetzt wechseln wir alle mal den Partner!«, flötet die Lehrerin nach der Pause. »Wir wollen doch nicht, dass sich Fehler einschleifen.« Was, den ganzen Stress nun auch noch mit einem Fremden? Ein Paar versteckt sich hinter dem Pfeiler und entgeht so dem angedrohten Partnertausch. Die Tanzlehrerin rät dringend dazu, die neuen Schritte daheim zu üben. Erst nach der tausendsten Drehung hätte man Routine. Wie motivierend.
    Ich werde nie verstehen, warum so viele Frauen ihre unwilligen Männer in die Tanzstunde zerren. Ist es nicht längst zu spät, die männlichen Hirnhälften zu vernetzen? Es gibt doch andere schöne Hobbys, die man gemeinsam ausüben kann – etwa Klöppeln, Gartenkeramik oder Selbsthypnose. Aber nein, er soll partout tanzen! In vielen Annoncen suchen Frauen händeringend Tanzpartner für allerlei Ungemach wie Tango oder Salsa. Was könnten Männer Weiber haben, wenn sie gute Tänzer wären…
    Wider besseres Wissen habe ich meinen neuen Lebenspartner missioniert und manipuliert, weil auch er die Freuden des Tanzens einfach erleben muss! Außerdem bin ich immer ganz neidisch, wenn ich in »Locations«für die reife Jugend heißblütige Mittsechziger sehe, die einen rasanten Quickstep hinlegen. Und mein Partner und ich können nur so einen mickrigen Foxtrott-Grundschritt mit zwei Rock’n’Roll-Figuren.
    Den Anfängerkurs belege ich mit einem Freund mittlerweile zum 5. Mal. Einmal bin ich sogar bis zum Bronze-Star-Kurs aufgestiegen, allerdings mit einem Mann, der in den temperamentvollen Tanzlehrer verknallt war und nicht mehr weitermachen wollte, als der Lehrer nach Bielefeld ging. – Mein Problem ist aber, dass ich seit vielen Jahren in einer Folkloregruppe als Mann tanze. Und ich bin gut! Die Weiber reißen sich um mich. Warum soll ich nun so tun, als könne man mich führen? Vor allem dann, wenn ich es viel besser weiß?
    »Mann, konzentrier dich doch mal! Du darfst nicht einfach stehen bleiben, du musst den Grundschritt weitermachen!«, mahne ich. Mein Partner schnaubt nur und tritt gegen mein Schienbein.

Berufskrankheiten
Schule macht nicht nur dumm, sondern auch krank
    T rotz aller Whiteboards, Lernspiralen und Lernpyramiden spielen Stimme und Sprache des Lehrers immer noch eine gewisse Rolle. Leider sind sie nach Dauergebrauch von Degenerationserscheinungen betroffen. Eine umfassende Langzeitstudie 2 hat Störungen im kommunikativen Verhalten von Lehrern untersucht. Interessanterweise wurden dabei – entgegen allen gängigen Klischees – nur geringe Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt. Allenfalls beim Gebrauch des Stimmfühlungslauts überwiegt der Anteil der Frauen. Der Stimmfühlungslaut kommt bei Wildgänsen (Junggans:»wi-wi-wi« – Altgans:»gang-gang-gang«) und Menschen (»Ei, ei, ei, wo ist denn der kleine Mann?« –

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