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Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Titel: Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Frydrych
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»Räbäh!«) vor und dient dem Zusammenhalt der sozialen Gruppe. Er hat keine informative Funktion.
    Hier erfahren Sie mehr über gängige Störungen im Gesprächsverhalten:
    Die Wiederholer
    Lehrer sind häufig mit begrenzter Aufnahmefähigkeit konfrontiert. Über viele Berufsjahre hinweg haben manche Kollegen die Zwangsstörung entwickelt, ein und denselben Sachverhalt mehrfach in jeweils anderen Worten zu erklären – nicht nur im Unterricht, sondern auch im Privatleben. Selbst wenn der Gesprächspartner bereits Verständnis signalisiert hat, wird ihm in kindgerechter Diktion mindestens noch dreimal dargelegt, wie man beispielsweise Zimtsterne bäckt.
    Gerne problematisieren die infizierten Menschen auch ihre Fragen: »Steht die Fallschirm-Arbeitsgemeinschaft eigentlich allen Schülern offen?« »Ja.« »Es könnte ja sein, dass nur die Oberstufe hindarf.« »Nein, nein, die AG ist für alle Schüler gedacht.« »Na ja, manchmal gibt es doch Altersbeschränkungen, deshalb frage ich.« »Nein, die gibt es nicht.« »Dürfen auch Mädchen teilnehmen?« »Ich sagte doch: Alle dürfen hin!« So ein »Gespräch« kann sich hinziehen und die Geduld des Gesprächspartners auf eine harte Probe stellen.
    Manche »Wiederholer« hören sich einfach gern reden. Andere sind durch Presse und gesellschaftliche Vorurteile so verunsichert, dass sie sich unentwegt rechtfertigen und rückversichern müssen.
    Autisten
    Als höflicher Mensch reagieren Sie, wenn jemand zu Ihnen spricht. Im Lehrerzimmer werden Sie mitunter feststellen, dass Lautäußerungen an gar niemanden gerichtetsein müssen. Der Kollege ignoriert Ihre freundliche Antwort, grabbelt weiter in seinen Papieren herum, flucht und brabbelt und stellt rhetorische Fragen, die er gleich selber beantwortet: »Was ist denn das für ein Mist? – Ach so, das neue Curriculum für Medienkompetenz.«
    Von Erzieherinnen wird dieses »versprachlichte und kommentierte Tun« zur Förderung des frühkindlichen Spracherwerbs verlangt: »Jetzt hole ich die Geburtstagstorte und Timmy bläst alle vier Kerzen aus!«
    Unter Erwachsenen wirken Selbstgespräche eher befremdlich. Wahrscheinlich fühlen sich viele Lehrer einsam und von der Gesellschaft im Stich gelassen und suchen im Gespräch mit sich selber Trost und Bestätigung.
    Zwischenredner und Unterbrecher
    Lehrer sind ständig auf dem Sprung: vom Unterricht zur Vertretung, von der Toilette zur Aufsicht, von der Gewaltprävention im Flur zu spontan aufkreuzenden Kindseltern. Deshalb können manche nicht abwarten, dass unwichtiges Pausengeschwätz über Integration und Altersteilzeit ein Ende findet, und platzen in jedes Gespräch rein. Auch verschlossene Türen bei der Schulleitung halten sie nicht auf. Leider hat brachiale Sprachgewalt eine einschüchternde Wirkung. Meist stellen die anderen sofort ihr Gespräch ein, wenden sich dem Unterbrecher zu und verstärken somit ungewollt seinen Drang zu Störungen.
    Auf dem Höhepunkt seiner Erkrankung verlässt der Unterbrecher nicht einmal mehr seinen Schreibtisch, sondern brüllt durchs Lehrerzimmer, besonders gern, wenn jemand ein wichtiges Telefonat mit dem Jugendamt führt.
    Eine sanftere Spielart des Unterbrechers ist der Zwischenredner, der zu jedem, aber auch wirklich jedem Thema etwas zu sagen hat und erst dann zufrieden ist, wenn er ein Gespräch an sich gerissen hat und ungestört monologisieren kann.
    Stimmfühler
    In kaum einer Schule finden sich ruhige Arbeitsmöglichkeiten für Lehrer. Und selbst wenn es so etwas gibt – die nächste Kollegin, die hereinkommt, schafft es nicht, still Platz zu nehmen. Die Situation muss durch zwei, drei Stimmfühlungslaute »entschärft« werden. Der Inhalt spielt dabei keine Rolle: »Na, hast du auch so viele Springstunden?« Ein kurzer Wortwechsel, und frau könnte in Ruhe weiterarbeiten. Leider ist das nur selten der Fall. Aus drei Sätzen werden viele, und der Rotstift bleibt ungenutzt. In der zweiten Springstunde kommt die nächste Kollegin herein und fragt: »Ach, korrigierst du auch gerade den Kompetenztest?«
    Wer wirklich in Ruhe arbeiten will, zieht sich deshalb in ungenutzte Sprachlabore oder Kellerräume zurück.
    Schauspieler
    Es gibt auch in kaum einer Schule Rückzugsmöglichkeiten für vertrauliche Gespräche. Jeder mündliche Kontakt mit Eltern, Großeltern und Familienhelfern findet in aller Öffentlichkeit statt. Nach langer Berufspraxis können manche Kollegen gar nicht mehr ohne Publikum arbeiten. Sie laufen erst zu

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