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Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Titel: Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Frydrych
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großer Form auf, wenn Unbeteiligte anwesend sind. Wie ordentliche Schauspieler achten sie dann auf überdeutliche Artikulation und ausgewählte Lexik und bauen kleine Witze und Bonmots ein, die nur die Zuhörer verstehen. Sie führen quasi ein Gespräch auf zwei Ebenen. Das klingt wie eine besondere Fähigkeit, in Wirklichkeit handelt es sich um eine ernsthafte Affektstörung, die nur schwer zu heilen ist. Genauso wie die analoge Erkrankung des notorischen Zuhörers, der stets die Ohren spitzt und die Nähe zu interessanten Gesprächen sucht.

    2 Brösel / Eimer: »Progression kommunikativ-verbaler Defekte in der Psychogenese von Lehrkörpern«, Ilskirchen 2009.
Für interessierte Kollegen bieten die Wissenschaftler folgende Fortbildungen an:
»Paralleles Sprechen« und »Wie täusche ich aktives Zuhören vor?«

Ehrliche Arbeit
Roden, jäten, säen und ernten
    A uf der Fortbildung »Lehrer und dennoch gesund« traf ich eine Kollegin, die ziemlich ramponiert aussah. »Du hast wohl eine Katze?«, fragte ich. Nein, sie arbeite mit schwer gestörten Kindern, die manchmal kratzen und beißen. Deshalb frische sie regelmäßig ihre Tetanusimpfung auf. Das mache ich auch, seit ich im Garten arbeite.
    Im Herbst zog ich mit tausend Schulbüchern und Aktenordnern zu meinem Liebsten. Die Brache hinter seinem Hexenhaus interessierte mich anfangs nicht sonderlich. Ich hatte am Wochenende genauso wenig Lust zur Landschaftspflege wie mein Partner, der über seinen Klausuren wie Barbarossa mit dem Tisch verwuchs. »Schade, dass deine Freundin keine Gartenarbeit mag«, flötete die Nachbarin rechts. »Aber so ein rustikaler Garten ist ja auch ganz schön«, spottete der Nachbar links.
    Beide Nachbarn beackern mit Hingabe ihre Furchen. In unserer Brache hat die Natur freie Fahrt: Trockenblumen ragen in die Luft, Baumkronen verwachsen miteinander, der Stapel mit dem Todholz wird groß und größer. Der »Rasen« mutiert zur Magerwiese, übersät von Kiefernnadeln und Kienäppeln.
    »Ihr habt sauren Boden«, stellt meine Freundin fest, als sie mich im neuen Domizil besucht. »Der Rasen müsstemal vertikutiert werden!« Ich schaue sie verständnislos an. Sie leiht mir zwei Bücher aus ihrer Fachbibliothek: »Mein Biogarten« und »Die kleine Kräuterhexe«.
    Ende Oktober stecke ich halbherzig zwei Kilo Blumenzwiebeln in die Erde. Die gab es günstig im Supermarkt. Im Frühjahr brechen tatsächlich Krokusse und Winterlinge aus dem Boden. Ich bin entzückt: Zum ersten Mal sehe ich als Lehrerin konkrete Ergebnisse meiner Bemühungen…!
    Mein Partner schenkt mir ein Spielzeugset mit Schippchen, Harke und Anfängertipps. Seither meide ich den Schreibtisch, wann immer ich kann. Knie stattdessen im Dreck und wühle mich mit bloßen Händen (in Arbeitshandschuhen hat man einfach kein Gefühl!) durchs Wurzelwerk. In den Jahren der Brache haben sich im Garten erstaunliche Dinge getan. Tentakel und Taue laufen unter der Oberfläche, entsandt von entfernten Brombeeren und uraltem Efeu. Quecke und Giersch, die Lieblinge jedes Gärtners, haben sich jede Menge Freiraum erobert. Im Strauchwerk finde ich etliche junge Eichen. Anscheinend leidet der Eichelhäher unter Demenz und findet seine Verstecke nicht mehr. Ich jäte tagelang Unkraut. Zu spät erfahre ich, dass mir auch Winterjasmin und Bärlauch zum Opfer gefallen sind. Ich entferne die Dreckschichten unter dem Rhododendron. Tags drauf ist er welk und schlaff. »Du hast die Mulchschicht entfernt!«, sagt meine Freundin traurig. Hä?
    Die Nachbarn sehen mein Wirken mit Wohlwollen. Sie geben mir gute Ratschläge, denen meine Ökofreundin energisch widerspricht. Also schneide ich die eine Hälfte des verblühten Flieders ab, die andere Hälfte lasse ich dran. Mal sehen, wer Recht behält. Nachts sammle ich mit der Taschenlampe Dickmaulrüssler, lichtscheue graue Käfer, die die Reste des Rhododendrons zernagen. Tagsüber suche ich nach Rosenblattrollwespen. Ich sehe fasziniert zu, wie schnell Gründünger wächst. Ich ernte Himbeeren und Tomaten. An heißen Sommerabenden gieße ich halbtote Pflanzen und finde sie bei meinem morgendlichen Evaluationsgang durch den Garten straff und aufrecht vor. Ich habe ständig schmutzige Fingernägel, schwarze Füße und schmerzhaften Kontakt mit Zecken, Ameisen und Brombeerstacheln. Ich komme an keiner Gärtnerei vorbei, ohne ein spezielles Düngemittel, eine blaue Blume oder ein Samentütchen zu erwerben. Mit Kolleginnen finde ich endlich zur propagierten

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