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Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Titel: Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Frydrych
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Teamarbeit, indem wir Ableger, Stauden und Erfahrungen tauschen.
    Mein neues Hobby befriedigt mich zutiefst. Ich ernte, was ich säe. Meine Tätigkeit führt zu schnell sichtbaren Ergebnissen. Abends fühle ich mich angenehm kaputt und müde. Schade, dass man Gartenarbeit nicht einfach auf die Schule übertragen kann. Einmal kräftig gewässert, schon sind alle fit und munter. Hier ein wenig Hornspäne und Humus ins Hirn, dort ordentlich Unkraut gerupft und diverse geistige Blattläuse entfernt – und schon kann ich den Erkenntnisgewinn im Klassenraum deutlich wachsen und blühen sehen.

Zu Hause ist es am schönsten
    E s gibt zahlreiche Varianten, sich selbst zu quälen. Verreisen ist eine davon. Mein Bruder verreist gar nicht mehr. Ihm genügt es, auf seiner Veranda zu sitzen und ins Gebüsch zu starren. Er will nicht am Flughafen die Koffer vom drängelnden Hintermann in die Hacken bekommen. Er will nicht in Helsinki zwölf Stunden auf den Anschlussflug nach Madrid warten. Er will nicht in engen Sitzreihen auf andere Kontinente fliegen, in Tuchfühlung mit übergewichtigen Nachbarn. Er will nicht drei Tage lang auf seinen Koffer warten, der unterdessen in Irkutsk gelandet ist.
    Er will nicht bei 35 Grad im Intercity schmoren, weil in Kassel ein Umspannwerk ausgefallen ist. Er will auch nicht bei 35 Grad an einem spanischen Strand im Wüstenwind leiden. Er will in keinem brasilianischen Hotel Samba tanzen oder in Mexiko eine schwere Diarrhoe auskurieren. Er will keine Reisevorbereitungen in Form von Malaria-Prävention oder Gelbfieberimpfung betreiben. Auf Kreuzfahrtschiffe mit 5000 fröhlichen Touristen bringen ihn keine zehn Pferde. Apropos Pferde: Reiturlaub in Masuren oder Marokko kommt schon gar nicht in Frage. Wenn mein Bruder sich richtig gruseln möchte, sieht er sich den Prospekt der Busfirma an, die für wenig Geld rund um die Welt fährt, den dreistöckigen Sardinenschlafanhänger gleich hinten dran.
    Mein armer Bruder! Reisen bildet und formt den Charakter! Wer nicht reist, erlebt nichts.
    Meine Urlaubsfotos imponieren ihm überhaupt nicht. »Reisen zerstört Kulturen und schadet der Umwelt«, erklärt er, »es löst persönliche Krisen aus. So manche Beziehung ist im Urlaub in die Brüche gegangen!«
    Nachdenklich gehe ich heim. In diesem Sommer darf mein Partner bestimmen, wohin die Reise geht. Voriges Jahr hat er sich auf dem Opferaltar der Liebe mit mir nach Florida begeben, obwohl er die USA nicht mag, es in Florida viel zu heiß ist, überall Alligatoren und giftige Rochen rumliegen und das Essen eine Zumutung ist. Alkoholische Getränke muss man in braunen Papiertüten verstecken, und beim Umziehen am Strand darf auf keinen Fall eine Pobacke zu sehen sein! Aber dafür ist das Benzin sehr billig…
    In diesem Jahr muss ich in den sauren Apfel beißen und meinem Partner in seinen Traumurlaub folgen. Er war früher leidenschaftlicher Pfadfinder und schwärmt heute noch vom Grubenausheben und Wacheschieben in einsamen Wäldern. Als Student hat er in Kreta am Strand übernachtet, sich in Springbrunnen gewaschen und in Hainen Obst geklaut, was bei den Einheimischen Begeisterungsstürme auslöste. Er hat mit mehreren tausend Mücken am Baikalsee biwakiert. Er ist durch Tansania und Algerien getrampt, Geld und Papiere mit Teppichklebeband am Brustbein gesichert. Er ist in den Alpen von Berghütte zu Berghütte gewandert, hat abends seinT-Shirt vor die Tür gestellt und sich eine Lagerstatt zwischen Schnarchern und alten Socken gesucht. Er ist mit Marschgepäck und Kleinkindern im Schlepptau durch sämtliche deutschen Flusstäler geradelt, selbst bei Hagel und Sturm. Wenn der Radweg unerwartet aufhörte, streckenweise auch auf Autoschnellstraßen.
    Mein Partner hat mir für diese Ferien drei faszinierende Vorschläge unterbreitet: auf dem Rücksitz seines Motorrades an den Bodensee, auf einem Esel durch die Lausitz oder mit dem Fahrrad in ein Nudistencamp auf Usedom.
    Hoffentlich geht er auf meinen Deal ein: Er wandert mit dem Esel ins Nudistencamp, und ich renoviere in der Zeit Küche und Bad, räume den Keller auf und lege im Garten einen Froschteich an.

Das schwarze Sommerloch
Sinnkrisen im Schulalltag
    D ie Sommerferien sind die problematischste Zeit im Jahr. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommt eine Langzeitstudie der Ilskirchener Brösel-Eimer-Stiftung. Danach leiden 49,8 Prozent aller Lehrkräfte in den langen Ferien unter Sinnkrisen, Verstimmungen, Alpträumen und zahllosen Varianten von

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