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Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden

Titel: Die duemmsten aus meiner Klasse sind Lehrer geworden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Frydrych
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dass ihm seine Lehrer keine »Medienkompetenz« vermittelt haben….
    Durch die Arbeit bei der Schulzeitung ist meine »Medienkompetenz« allerdings enorm gestiegen. Wenn mir ein Schülertext besonders gut gefällt, gehe ich ihn erst mal »googeln«. In der Regel werde ich fündig. Ein Oberstufenschüler aus meinem Geschichtskurs hat ganze Passagen aus dem Internet übernommen und sie wortgetreu in seine Klausur über die Konferenz von Jalta eingeflochten. Ich gebe ihm eine Fünf plus. Immerhin hat er sich große Mühe beim Auswendiglernen gegeben. Oder hat die Klausuraufsicht Zeitung gelesen und die technischen Hilfsmittel der Schüler übersehen?!
    Kurz vor den Zeugnissen wacht Benny auf und will unbedingt noch ein Referat anfertigen. Aus leidvoller Erfahrung klug geworden, gebe ich zu bedenken: »Es reicht aber nicht, wenn du einfach ein paar Seiten aus dem Internet ausdruckst. Du musst das Referat in deinen eigenen Worten formulieren, unbedingt die Quellen nennen und den Text der Klasse vortragen!« »Och nö«. Halten möchte Benny das Referat eigentlich nicht. Notgedrungen stellt er sich zwei Wochen später vor die Klasse und liest einen Text über das Sozialverhalten von Erdmännchen vor. Ich kenne Bennys Formulierungskünste. Kein einziger Satz ist von ihm. Die Quellen hat er leider vergessen. Er kann keine einzige Zwischenfrage beantworten. Trotzdem möchte er, dass seine Bemühungen honoriert werden. Ich frage, was ich so wohlwollend zensieren soll? Dass er weiß, was eine Suchmaschine ist? Dass er einen Drucker bedienen und Bilder aufkleben kann? Dass er des lauten Lesens mächtig ist?
    Benny und seine Mutter sind sehr wütend. Was kann der Junge dafür, dass jemand sein geistiges Eigentum auf www.clevere-schueler.de gestellt hat? Die Mutter droht mit dem Schulamt. Hoffentlich hat der Schulrat – im Gegensatz zu anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens – seine Promotion selber verfasst und steht auf meiner Seite!
    PS: Malcolm war letztens hochgradig sauer. Sein Freund aus der Parallelklasse hat Malcolms Zweier-Aufsatz abgeschrieben, mit ein paar Fehlern verziert und als seinen eigenen eingereicht. Und dafür eine Eins bekommen!

Ein tolles Spiel!
Klassenfahrt und Dschungelcamp
    E in schöner Tag im Spreewald geht zu Ende. Die Sonne hängt glutrot über den Wiesen. Mein Kollege und ich sitzen vor der Jugendherberge und »chillen«, soweit eine Klassenfahrt das zulässt. Die Schüler wollten unbedingt ein wenig Freizeit haben, und in der Tat kann man sie nicht 24 Stunden lang ununterbrochen beschäftigen, kontrollieren und bewachen. Wir haben eine lange Floßtour und eine Fahrradfahrt mit allerlei Aufregungen hinter uns: Angriffe mordlustiger Mücken und Libellen, Durchfallattacken im Kanu, Asthmaanfall beim Radfahren, ein elektrischer Zaun um eine Kuhweide. Nun ruhen sich unsere Großstadtkinder in den Zimmern aus. Denken wir.
    Auf einmal erscheint Cemal kichernd im Türrahmen: »Frau Frydrych, ich liebe Sie!« Dann rennt er schnell weg. Wir grinsen. Die Schüler spielen anscheinend Flaschendrehen und Pfänder auslösen. Wie niedlich. Ich gehe Cemal hinterher. So ein Geständnis muss doch angemessen erwidert werden! Einige Schülerinnen und Schüler freuen sich diebisch, als ich Cemal ebenfalls meine Liebe erkläre.
    Eine leicht hysterische und angespannte Stimmung liegt in der Luft. Sie spielen »Wahrheit, Pflicht oder Konsum«. Das sagt mir nichts. Aber das Spiel ist so fesselnd, dasssich ein großer Teil unserer 7. Klasse nachts in den Duschräumen und Toiletten trifft und dabei so fröhlich ist, dass wir Lehrer wach werden und vergrätzt feststellen, dass überall ausgerolltes Klopapier liegt, Duschen und Klo als Parcour-und Plantsch-Landschaft gedient haben. Überall Wasserpfützen und schwarze Fußspuren. Wieder beginnt ein Morgen mit Primärsozialisation, Gardinenpredigt und Drohungen.
    Im Laufe des Tages kommt Patrick spuckend und würgend von einem der Spreearme hinter der Jugendherberge zurück. »Ich musste fauliges Wasser trinken«, stöhnt er begeistert. Ich frage ihn, ob er noch ganz dicht ist. »Aber ich musste es doch tun!« Auf unserer anschließenden Wanderung durch Feld und Wald stelle ich viele Fragen, die meine Schüler bereitwillig beantworten.
    Bei ihrem spannenden Spiel darf sich der, der an der Reihe ist, aussuchen, ob er Wahrheit, Pflicht oder Konsum wählt. Bei »Wahrheit« wird vor allem das Gefühlsleben evaluiert: »Wen aus der Klasse liebst du? Wen hasst du? Hast

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