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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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hat.«
    Gawin nickte.
    »Dann soll er morgen herkommen. Ich nehme ihn.«
    »Habt Dank, Meister!«
    Jordan grummelte etwas und drehte sich dann um.
    »Ach, Meister?«
    »Ja?« Er wandte sich Gawin wieder zu.
    »Könnt Ihr mir sagen, wie ich bei dem Riesending beginnen soll?« Er deutete mit einem fragenden Blick zu dem Baumstamm hinüber.
    Jordan grinste schief. »Nicht mit der Axt, mein Sohn. Nicht mit der Axt.« Er lachte kehlig auf und schlurfte in seine Werkstatt zurück.

[home]
    39 . Kapitel
    V erärgert stellte er fest, dass er durch das bequeme Leben in Köln verweichlicht war. Helme hatte die sich immer weiter ausbreitende Pest genutzt, sein Gesicht vermummt und dann dabei geholfen, die auf den Straßen liegenden Leichen auf die Fuhrwerke zu laden, um auf diese Weise, ohne Aufsehen zu erregen, zu den Massengräbern außerhalb der Stadtmauern zu gelangen. In einem unbemerkten Moment hatte er sich dort draußen dann davonstehlen können und befand sich nun auf dem gleichen Weg, auf dem er vor einigen Wochen hierhergekommen war. Noch immer nagte an ihm, dass Anna ihn für dumm verkauft und in die falsche Richtung geschickt hatte. Das würde sie büßen, doppelt und dreifach. Doch erst einmal musste er das Miststück finden. In der Ferne sah er zwei Reiter, die ihm in gemütlichem Schritttempo entgegenritten. Sofort schätzte er ab, wie groß und kräftig sie wohl waren, obwohl er auf diese Entfernung hin nur wenig sehen und noch weniger erkennen konnte, womit und ob sie überhaupt bewaffnet waren. Er tastete nach der Armbrust, die er wie immer unter seinem Umhang verborgen bei sich trug. Einen der beiden würde er mit einem schnellen Schuss erledigen können. Danach hieße es Mann gegen Mann. Doch um den zweiten auf den Boden zu zwingen, müsste er wohl zuerst dessen Pferd töten, der Rest wäre sicher schnell erledigt. Am Ende hätte er zumindest ein Pferd, um den weiten Weg, der vor ihm lag, bequem zurücklegen zu können. Mit jedem weiteren Schritt setzten sich die Bilder des bevorstehenden Kampfes in seinem Kopf zusammen. Die einzige Gefahr bestand darin, dass derjenige, den er zuerst mit der Armbrust erledigen würde, nicht vom Pferd fiel, sondern von diesem im schnellen Galopp davongetragen wurde. Wenn er dann im weiteren Kampf das andere Tier tötete, hätte er nichts gewonnen. Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken zu vertreiben. Was war nur los mit ihm? Solche Zweifel hatte er doch sonst nie gehabt, und es beunruhigte ihn, diese Veränderung an sich festzustellen. Er verlangsamte seinen Schritt und atmete tief ein. Der Jäger in ihm war erwacht, und er wollte Beute machen. Mit jeder weiteren Vorwärtsbewegung maß er die Reiter ab. Welcher von beiden war der schwächere, welcher saß sicherer im Sattel? Wessen Haltung verriet ihm, dass er den kampferfahreneren vor sich hatte?
    Seine Fragen erübrigten sich, als er einen der beiden erkannte. Es war der Salzhändler Ekkehard Lobner, der vor einigen Wochen aus Köln in den Norden aufgebrochen war, um dort neue Geschäftskontakte zu knüpfen und weitere Lieferanten des »weißen Goldes« aufzutun. Ein Kaufmann und sein Diener. Helme würde keine große Gegenwehr zu erwarten haben und dabei auch noch die Gelegenheit erhalten, sich einen weiteren Geldsack vorzunehmen. Ein schiefes Grinsen zog über sein Gesicht. Lobner konnte noch nichts von den letzten Vorfällen in Köln gehört haben, dafür war er zu weit und zu lange fort gewesen. Und selbst wenn. Helmes Name würde dabei sicher nicht gefallen sein. Beim Näherkommen erkannte er, wie richtig er mit seiner Vermutung lag, denn Lobner grüßte ihn freundlich und zügelte seinen Schimmel.
    »Helme von Minden, richtig? Wir haben uns kurz vor meinem Aufbruch im Hause des Gewürzhändlers Egidius kennengelernt.«
    »Richtig. Ekkehard Lobner, wenn ich nicht irre?«
    »So ist es.« Der Kölner zog den Handschuh aus und streckte Helme die Rechte zur Begrüßung entgegen.
    »Warum seid Ihr zu Fuß und ganz allein unterwegs?«
    Helme fasste das Pferd am Zügel und hielt es fest. »Köln ist nicht mehr die Stadt, die Ihr vor einigen Wochen verlassen habt.«
    »Wieso das? Was ist geschehen?«
    »Vieles. So vieles, dass es sich nicht auf die Schnelle berichten lässt. Die Pest ist ausgebrochen, und die Juden wurden aus der Stadt vertrieben.«
    »Die Juden wurden aus der Stadt vertrieben?«, wiederholte Lobner ungläubig. »Aber weshalb?«
    Helme zuckte mit den Schultern.
    »Und Ihr kehrt deshalb nun nach Hause

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