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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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zurück?«
    »So ist es.«
    »Nun, dann wünsche ich Euch einen guten Weg und bin gespannt, was mich in Köln erwarten wird.«
    »Leider gar nichts.«
    »Wie meint Ihr?«
    Helme fasste mit der Linken den Zügel des Pferdes fester, während er die Rechte mit der Armbrust blitzschnell unter seinem Umhang hervorzog, mit dieser auf den Diener zielte und ihm einen Pfeil mitten in die Stirn schoss. Leblos sackte der Mann vornüber und glitt vom Pferd, das sich nicht von der Stelle gerührt hatte.
    Lobner seinerseits starrte Helme fassungslos an, ohne in irgendeiner Weise auf den Angriff zu reagieren. Da wurde er auch schon am Bein gepackt und mit einem Ruck von seinem Reittier gezerrt. Sofort war Helme über ihm und stach ihm mit dem Messer, das er stets unter seinem Wams versteckt hielt, in die linke Brust. Alles geschah so plötzlich, dass dem Salzhändler nicht einmal mehr ein Schrei über die Lippen kam. Grimmig beobachtete Helme, wie sich die Augen des Sterbenden schlossen, ohne ihn den besonderen Moment genießen zu lassen, in dem sich die Angst angesichts des kurz bevorstehenden Todes in ihnen ausbreitete.
    Er zog sein Messer mit einem schmatzenden Geräusch aus der Brust des Kaufmanns, wischte es an dessen Wams ab und stand auf. Die Pferde hatten sich noch immer kaum von der Stelle gerührt, sondern lediglich ein paar Schritte vor und zurück gemacht. Helme griff nach den Zügeln des einen, stieg auf den Rücken des Schimmels und nahm seine Reise wieder auf, als wäre nicht das Geringste geschehen. Es geschah nicht aus Gedankenlosigkeit, dass er die Leichen mitten auf dem Weg liegen ließ. Sollten die Leute, die in Richtung Köln zogen, doch auf der Stelle sehen, in welch gottverlassene Stadt sie sich begaben. Helme spuckte aus, dann ließ er die Pferde antraben.

    »Es gibt keine Spur von ihm!« Der Büttel, der Cornelius und Albrecht Meldung machte, war völlig außer Atem. »Weder bei sich zu Hause noch an den anderen Orten, die ich prüfen sollte. Er ist wie vom Erdboden verschluckt.«
    »Ist gut. Du kannst gehen.« Cornelius warf dem Büttel eine Münze zu, die dieser noch in der Luft auffing und schnell einsteckte, bevor er den Raum verließ.
    »Denkst du das Gleiche wie ich?«
    Albrecht nickte. »Ich fürchte, dass er bei dem Versuch, den Juden zu helfen, selbst ein Opfer des Mobs geworden ist.«
    Cornelius nickte. »Das meine ich auch, denn sonst hätte Wyland uns gewiss Nachricht geschickt.« Er seufzte. Seit dem grausigen Pogrom hatten sie den Freund nicht mehr gesehen. Auch das Gesinde im Hause Wylands war ohne Nachricht von ihm und schien ein wenig ratlos, ob es seine Dienste nun weiter versehen oder das Haus einfach verlassen sollte. Cornelius hatte im Namen des Freundes die Weisung erteilt, dass alle zunächst wie gewohnt ihren Arbeiten nachgehen sollten, und auch erklärt, vorübergehend für die Löhne aufkommen zu wollen. Doch über kurz oder lang musste er eine Entscheidung treffen, wie es weitergehen sollte. Diesen Moment wollte er jedoch noch so lang wie möglich hinauszögern.
    »Hat man unter den Leichen nachgesehen?«
    Albrecht zuckte mit den Achseln. »Die Büttel sagen, dass es nur Juden waren. Die toten Christen wurden woanders begraben, und unter denen hat sich Wyland nicht befunden. Es wäre natürlich auch möglich, dass man ihn zusammen mit den Pestopfern abtransportiert hat.«
    »Wyland war ein stattlicher Mann. Die Pesttoten haben ausgemergelte Körper. Das wäre den Totensammlern aufgefallen.«
    »Du glaubst wirklich, dass bei diesen Massen an Toten noch jemand auf so etwas geachtet hat?«
    Cornelius seufzte. »Was ist mit Wylands jüdischem Freund, diesem Benjamin?«
    »Tot! Ihm wurde der Unterleib durchbohrt und die Kehle durchgeschnitten.«
    »Und seine Tochter Esther?«
    »Ist verschwunden.«
    »War sie unter den Toten?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Cornelius ging nachdenklich auf und ab. »Und wenn er sie in Sicherheit gebracht hat?«
    »Wyland?«
    »Ja.«
    »Das wäre natürlich noch eine Möglichkeit. Aber sie könnte auch ebenso gut zusammen mit Hunderten anderen in einem Massengrab liegen.«
    »Und doch ist es eine Möglichkeit.«
    Albrecht spürte, dass sein Freund die Sache noch nicht verloren geben wollte. Er ging zu ihm und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Das ist es. Und wir werden dafür sorgen, dass Wyland genug Zeit bekommt, nach Hause zurückzukehren und sein Heim unverändert vorzufinden. Wir übernehmen abwechselnd die in den nächsten Wochen dafür

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