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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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anfallenden Kosten. Sollte er noch leben, wird er uns gewiss bald Nachricht senden oder gar zurückkehren.«
    »Ein guter Plan«, bekräftigte Cornelius, und ihr soeben gefasster Entschluss erfüllte ihn mit neuer Hoffnung und Zuversicht.

    Ob es ihre wackligen Beine oder die schmale Planke war, die sie wanken ließ, wusste Esther nicht zu sagen. Doch hätte Wyland sie nicht gestützt, wäre sie sicher in die Weser gestürzt.
    »Na, na, Vorsicht, Fräuleinchen!«, hörte sie die Bemerkung des Bootsführers.
    Am sicheren Ufer angekommen, sah sie sich um. Der Bremer Hafen war ein lebendiger, weitläufiger Umschlagplatz für Waren aller Art. Vieles hier erinnerte sie an Köln, was sie einerseits beruhigte, andererseits aber mit schmerzlichen Erinnerungen für sie verbunden war. In einigem Abstand vom Kai waren Lagerbuden aufgestellt, in denen Waren für wenige Stunden oder Tage deponiert wurden, bevor man sie zum Weitertransport aufs nächste Schiffe verlud. Ein Stück weiter boten Fischhändler ihren Fang zum Kauf an. Wyland legte Esther beschützend den Arm um die Schulter und schob sie sanft weiter. Sie ließ sich genauso teilnahmslos von ihm führen, wie sie inzwischen auf alles reagierte, was man ihr sagte oder zeigte. Die letzten Tage auf dem Boot hatte sie nur dann etwas gegessen oder getrunken, wenn Wyland es ihr gereicht und darauf bestanden hatte zu sehen, wie sie es hinunterschluckte. Wenn sie an sich selbst hinabblickte, wusste sie, was für einen schlechten Eindruck sie auf den Betrachter machen musste. Ihre Handgelenke waren so dünn, dass sie jeden Moment zu zerbrechen schienen. Ihre Finger glichen langen Hühnerknochen, die lediglich noch mit einer dünnen Hautschicht überzogen waren. Wie ihr Gesicht aussehen mochte, wusste sie nicht. Den geliebten Bronzespiegel ihrer Großmutter mit den kleinen Verzierungen am Rand und dem eingravierten Muster auf der Rückseite hatte sie ebenso im Hause ihres Vaters zurückgelassen wie dessen toten Körper. Manchmal, wenn sie träumte, sah sie Benjamin, wie er sich trotz durchschnittener Kehle erhob und sie mahnte, ihren Pflichten im Haus nachzukommen, während ihm das Blut aus dem offenen Halse quoll. Fassungslos starrte sie dann auf die Wunde und traute sich nicht, ihm zu sagen, dass er tot und alles verwüstet sei. An dieser Stelle wachte sie stets schweißgebadet und wie ein Hund in der Sonne hechelnd auf.
    Wyland führte sie langsam an den Ständen vorbei, weg vom Hafen und durch mehrere kleine Gassen, bis sie vor einem Haus standen, das noch größer war als das ihres Vaters. Der Patrizier trat vor und klopfte an die stattliche Eingangstür. Es dauerte einen Moment, bis die Tür geöffnet wurde und ein freundlich rundes Gesicht sie fragend ansah.
    »Kann ich Euch helfen?«
    »Ich bin der Kaufmann Wyland Gross. Wir möchten zum Ratsherrn Siegbert von Goossen.«
    »Erwartet er Euch?«
    »Nein. Doch er wird uns gewiss empfangen. Wir sind alte Freunde.«
    Die Haushälterin musterte das ungleiche Paar, das da vor ihr stand. Ein Patrizier in einem Gewand, das seine beste Zeit schon lange hinter sich hatte, und ein Klappergestell von einem Mädchen mit blutbeflecktem Kleid, das sie überhaupt nicht einzuschätzen wusste. Schließlich trat sie beiseite und ließ die beiden eintreten.
    »Wartet hier. Ich werde meinem Herrn melden, dass Ihr ihn zu sprechen wünscht.« Sie gab einem Wachmann, der sich im unteren Korridor aufhielt, ein Zeichen, die Besucher im Auge zu behalten, und verschwand dann hinter einer Tür, die ins Kontor führte.
    Nur einen Wimpernschlag später trat Siegbert von Goossen heraus, sah Wyland und breitete seine Arme aus. »Ich dachte schon, meine Gertrud hätte sich verhört. Was für eine Freude, mein Freund, dass du mich nach so langer Zeit endlich wieder einmal besuchen kommst.«
    Er trat an seinen Gast heran und umarmte ihn herzlich.
    »Und wen hast du denn da bei dir?« Siegbert musterte die junge Frau freundlich.
    »Darf ich dir Esther, die Tochter eines befreundeten jüdischen Geldverleihers vorstellen?« Er senkte die Stimme. »Ihr Vater wurde in Köln getötet, und sie hat keinen Ort mehr, an dem sie bleiben kann.«
    Siegbert trat mit bestürztem Gesicht zu der jungen Frau und ergriff ihre Hände. »Nehmt mein Bedauern über Euren Verlust entgegen, mein Kind.«
    Sie nickte stumm.
    Er wandte sich wieder an Wyland. »Wegen welchen Vergehens wurde die arme Seele denn hingerichtet?«
    »Er wurde nicht hingerichtet, sondern feige ermordet, weil

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