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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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Straße liegen lassen sollen. Dann wäre es bereits zu Ende.«
    Margrite streckte die Hand nach ihm aus. Er trat vor und ergriff sie.
    »Dann wärst du nicht der Mann, den ich liebe«, sagte sie zärtlich.
    »Und wenn wir uns nun ebenfalls anstecken?«
    »Das werden wir nicht. Der Herr hat uns viele Wege aufgegeben, und wir brauchten unsere Zeit, den richtigen zu finden. Nun, da das geschehen ist, wollen wir auch weiterhin auf den Ewigen vertrauen.«
    Es klopfte heftig an der Haustür. Anderlin wandte sich sofort um und verließ das Zimmer.
    »Lass niemanden ein!«, rief ihm Margrite schnell nach.
    Als Anderlin die Tür einen Spaltbreit öffnete, sah er Hanno mit zerschlagenem Gesicht vor sich stehen.
    »Ich kann dich nicht reinlassen. Weißt du denn nicht Bescheid?«
    »Die Pest kann nicht schlimmer sein als das, was mich hier draußen erwartet.«
    Anderlin zögerte. »Was hast du ausgefressen?«
    Hanno blickte ängstlich über seine Schulter. »Lass mich rein!«
    Schnell gab Anderlin die Tür frei und schloss sie hinter Hanno wieder ab.
    »Das könnte dein Todesurteil sein.«
    »Wage ich es nicht, ist es das auf jeden Fall.«
    Margrite war aus der Kammer getreten, in der Binhildis lag. »Was tust du denn hier? Warum hast du ihn eingelassen, Anderlin?«
    »Ich habe ihn mehr oder weniger dazu gezwungen«, gab Hanno betreten zurück und ging in Richtung Küche.
    Dort ließ er sich auf eine der Bänke fallen und wartete, bis auch Margrite und Anderlin sich gesetzt hatten.
    »Habt ihr schon von den Meistermorden gehört?«
    »Von was?«
    »Ich vergaß. Ihr geht ja nicht mehr vor die Tür. Die ganze Stadt spricht bereits davon.« Er stieß einen tiefen Seufzer aus, bevor er fortfuhr und von den abscheulichen Morden berichtete, die sich am gestrigen Tage zugetragen hatten. Als er geendet hatte, sah Margrite betroffen zu Boden, Anderlin hingegen schien misstrauisch zu sein.
    »Was hast du damit zu tun, und weshalb bist du in Gefahr?«
    »Ich weiß, wer dafür verantwortlich ist.«
    »Dann musst du dich sofort an den Vogt wenden.«
    »Nein, denn dann werde ich ebenso am Galgen baumeln.«
    »Du warst dabei?« Vorwurf und Verachtung schwangen mit, als Margrite die Frage stellte.
    »Ich war betrunken. Wir alle waren voll.«
    »Also bist du ein Mörder.«
    »Nein, das bin ich nicht!« Hannos Stimme überschlug sich. Er raufte sich die Haare und schüttelte den Kopf. »Aber ich habe sie auch nicht aufgehalten. Ich wusste, was sie vorhatten. Ich hätte etwas tun, dagegen einschreiten müssen. Aber ich habe nur dagestanden und sie tun lassen, was sie tun wollten. Und dann war es zu spät, und Jordan bereits tot.« Die Bitte um Vergebung lag in seinem Blick, als er Margrites Hände ergriff.
    Doch Anderlin packte zu und schleuderte Hanno von der Bank.
    »Fass sie nicht an, du verfluchter Dreckskerl!«
    Der Angegriffene kauerte sich auf dem Boden zusammen und begann zu weinen.
    »Lass gut sein«, mahnte Margrite leise und stand auf. »Ich werde wieder nach Binhildis sehen.« Sie schlich zur Tür hinüber. »Hast du gesagt, Jordan ist tot?« Sie sah zu Hanno hinab, der sich schniefend wieder aufrappelte.
    Er nickte kraftlos.
    »Wenn ich wiederkomme, bist du aus meinem Haus verschwunden.« Damit verließ sie den Raum.
    »Aber wo soll ich denn hin?« Hannos Weinen ging in ein heftiges Schluchzen über. Doch Margrites Herz blieb davon unberührt.

[home]
    45 . Kapitel
    S chon oft hatte er sich vorgestellt, wie es wäre, wenn er eines Tages wieder in Bremen, der Stadt, aus der er einst verjagt worden war, hoch zu Ross und mit stolzer Brust an der Seite des beleibten Bruder Hermannus einreiten würde. Doch nun, da es endlich so weit war, machte sich beim Durchqueren des Stadttors Enttäuschung bei Helme breit. Er hatte Bremen prunkvoller in Erinnerung, prächtiger. Die Bauten schöner und imposanter, vom Reichtum der Bauherren zeugend. Doch im Vergleich zu Köln war die Stadt nur wenig beeindruckend, und Helmes Verachtung wuchs mit jedem Schritt, den sein Pferd vor den anderen setzte.
    Die Wachen hatten die beiden Ankömmlinge gemustert und diese dann, ohne das Wort an sie zu richten, passieren lassen. Auf den Straßen schienen sie die einzigen Menschen weit und breit zu sein, und die beklemmende Stille, die wie ein dicker, jeden Laut verschluckender Nebel über Bremen lag, bestärkte Helme in seinem Gefühl der Überlegenheit. Dennoch spürte er, dass hier etwas im Gange war und es noch einen anderen Grund dafür geben musste, dass die

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