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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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Wort.
    »Das will ich tun, wenngleich es nicht viel zu berichten gibt.« Sie stellte sich aufrecht hin und ließ den Blick über die wartende Menge schweifen.
    »Einer derer, die hier soeben behauptet haben, dass der Lehrjunge Gawin seinen wie auch die anderen Zunftmeister gemeuchelt hat, gestand mir gegenüber, selbst einer der Täter zu sein.«
    »Welcher von ihnen war es, und was hat ihn Euch gegenüber zu diesem Eingeständnis bewogen? Berichtet alles, was Ihr darüber wisst«, forderte Advokat Scheller sie auf.
    »Der junge Mann mit Namen Hanno war es, der mir dies mitteilte, wahrscheinlich, um sein Gewissen zu erleichtern. Er kam am Morgen nach den schrecklichen Taten zu mir.«
    Lautes Gemurmel kam in der Menge auf. Scheller hob die Hand zum Zeichen dafür, dass er fortfahren wollte. Sogleich kehrte wieder Ruhe ein.
    »Weshalb?«, fragte der Advokat nach. »Seid Ihr befreundet, oder warum wollte er Euch gegenüber seine Schuld darlegen?«
    Die Blicke der Bevölkerung wanderten zwischen dem Advokaten und Margrite hin und her.
    »Hanno hat einige Wochen in meinem Haus gelebt. Ich vermiete Zimmer«, fügte sie rasch hinzu, um von Anfang an keinen Zweifel über die Verbindung zwischen ihnen aufkommen zu lassen. »Er hatte sich unserer kleinen Gruppe auf dem Weg nach Bremen angeschlossen.« Sie sah kurz zur Seite, wohl um zu überlegen, ob sie noch weiteres Wissen preisgeben sollte. Dann straffte sie ihren Körper. »Das erste Mal gesehen habe ich ihn, als er sich als Einarmiger ausgab, um auf diese Weise eine ahnungslose Bürgerin bestehlen zu können.«
    Der Advokat räusperte sich. »Verzeiht mir, doch warum lasst Ihr einen solchen Kerl zur Miete bei Euch wohnen?«
    Margrite zuckte mit den Schultern. »Nicht dass ich es gutgeheißen hätte. Ich selbst hätte anstelle dieser Bürgerin sein können. Doch ich dachte mir damals, dass er es nur täte, um überleben zu können. Er tat mir leid, und da dies in einer fremden Stadt geschehen war und nicht in Bremen, meinem eigenen Zuhause, behielt ich mein Wissen für mich.«
    Ein Raunen ging durch die Menge. Die Menschen schienen unschlüssig, wie sie das Verhalten der Seifensiederin bewerten sollten.
    Advokat Scheller ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Die Ehrlichkeit Margrites, sich selbst nicht besser darzustellen, als sie war, hatte ihr einige Sympathiepunkte eingebracht. Mit Genugtuung stellte er fest, dass sie eine gute Zeugin abgab.
    »Also würdet Ihr sagen, Ihr hattet Mitleid mit diesem Hanno und wolltet ihm helfen, damit er nicht auch hier in Bremen unschuldige Menschen beraubt?«
    »Ja, Herr!« Zwar waren dies nicht Margrites wirkliche Beweggründe gewesen, doch fand sie nicht, dass sie den Advokaten darüber hätte aufklären sollen.
    »Gut. Wir verstehen nun, wie Ihr zu diesem Hanno steht. Berichtet uns also denn, was an dem Morgen nach den Meistermorden geschah.«
    Ein Raunen ging durch die Menge, und Margrite wartete, bis sie wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit der Zuschauer besaß. Dann fuhr sie fort, berichtete über Hannos Erscheinen in ihrem Haus und darüber, wie er verzweifelt gestanden hatte, dabei gewesen zu sein, als Jordan und die anderen ums Leben gekommen waren.
    Unter den Zuschauern brachen wilde Streitgespräche los. Anna versuchte herauszuhören, in welche Richtung diese tendierten, und erschrak, als sie feststellen musste, dass die meisten an Margrites Aussage zweifelten. Sie blickte zu Siegbert hinüber, der mit nachdenklichem Gesicht auf die Menge sah. Auch er schien zu spüren, dass bei der Mehrheit der Versammelten keineswegs Zweifel an Gawins Schuld aufgekommen waren.
    Als nächster Zeuge wurde Anderlin aufgerufen, der die Aussage seiner Vorrednerin mit seinen eigenen Worten bestätigte. Als er wieder vom Podest stieg, trafen sich Gawins und Siegberts Blick. Sie wussten beide, dass die Angaben der beiden Fürsprecher womöglich nicht ausreichen würden, um den Rat von Gawins Unschuld zu überzeugen. Außerdem war äußerst fraglich, inwiefern die Ratskollegen Siegberts dem Druck der öffentlichen Meinung gewachsen waren oder ihm nachgaben. So oder so musste heute jemand wegen der Morde verurteilt und hingerichtet werden. Das war selbst dem Dümmsten auf dem Platz klar.
    »Die Zeugen sind vernommen!« Bürgermeister Doneldey hatte sich wieder von seinem Platz erhoben. »Oder wünscht Ihr, Herr Advokat, einen der Zeugen erneut zu befragen?«
    Scheller erhob sich. »Ja! Ich bitte darum, denjenigen, den sie Hanno nennen, erneut

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