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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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aus Angst vor dir und deinen Irren verkriechen, die nichts anderes wollen, als all das zu zerstören, was sich ehrliche Menschen in dieser Stadt aufgebaut haben.«
    »Halt sofort dein Maul, oder es wird dir noch leidtun.« Das Gesicht des Lautzers war wutverzerrt.
    »Es tut mir jetzt schon leid!« Hanno spuckte auf den Boden. »Es tut mir leid, dass ich dir zugehört habe. Es tut mir leid, dass ich dir vertraut habe, und es tut mir leid, dass ich die hintergangen habe, die an mich geglaubt haben.« Er drehte sich zur Seite und wandte sich an die Ratsherren. »Ich möchte eine Aussage machen.«
    In diesem Moment kam Bewegung auf. Der Lautzer versuchte, sich durch die dicht gedrängten Menschen zu drücken. Ein Büttel warf dem neben ihm stehenden Wachsoldaten einen schnellen Blick zu, dann sprangen die beiden los. Ein Tumult brach los, als sie die Umstehenden beiseitedrückten, um den Flüchtenden zu erreichen. Doch der konnte sich noch weniger schnell durch die Menge arbeiten und kam daher nicht weit, bis ihn die Hand eines der Wachmänner an der Schulter packte und rückwärts zu Boden riss. Dort wand sich der Lautzer und trat nach ihm, woraufhin einige Männer beherzt zupackten und die Büttel unterstützten. Sie rissen ihn vom Boden hoch und führten ihn gemeinsam mit den Bütteln wie eine Trophäe zum Podest und vor den Rat der Stadt.
    »Der ist es, der kochen soll!«
    »Kocht ihn, kocht ihn!«, fielen die Leute auf dem Platz in den Ruf mit ein.
    Die Zeugen, die zusammen mit Hanno gegen Gawin ausgesagt hatten, starrten nun mit vor Schreck geweiteten Augen umher. Leupold war aufgesprungen und wollte gleich dem Lautzer sein Heil in der Flucht suchen, doch da war schon ein Büttel bei ihm und packte ihn am Kragen.
    »Nicht so schnell, Freundchen. Das dürfte auch dich betreffen.«
    Der Prozess drohte außer Kontrolle zu geraten, und Bürgermeister Doneldey hatte alle Mühe, sich überhaupt Gehör zu verschaffen.
    »Ruhe! Ruhe! Sonst werden wir sofort abbrechen und die Verhandlung über die wahren Schuldigen im Rathaussaal fortführen.«
    Gawin atmete erleichtert aus. Wie auf glühenden Kohlen sitzend, hatte er verfolgt, wie sich seine Lage während der Verhandlung mehrfach drehte. Kaum wähnte er sich in Sicherheit, hatte er auch schon wieder befürchten müssen, jeden Augenblick dem Kessel zugeführt zu werden. Nach der Ankündigung des Bürgermeisters jedoch, nun über die wahren Täter weiterverhandeln zu wollen, bestand kein Zweifel mehr, dass sich zumindest für ihn alles zum Guten wenden würde. Sein Blick fiel auf Hanno, der reglos dastand und wartete, was als Nächstes geschehen würde. Ob er nun anstatt seiner getötet werden würde? Wahrscheinlich käme es ganz darauf an, wie die Ratsmänner seine Schuld bewerteten. Schließlich hatte er mehrfach zugegeben, von den Taten gewusst, jedoch nie selbst mit Hand angelegt zu haben.
    »Werte Ratsherren, ihr lieben Bremer!«, ergriff nun der Bürgermeister erneut das Wort, und dieses Mal wurde es von einem Moment zum anderen so still, dass man eine Maus hätte piepsen hören können.
    »Lasst uns nun schweigend der Aussage des Hanno folgen.«
    Worauf sich die Blicke aller wieder auf Hanno richteten, der nun zu berichten begann, wie er den Lautzer und seine Anhänger kennengelernt hatte. Nur ein einziges Mal wurde er durch einen wütenden Zwischenruf unterbrochen, und zwar, als er erklärte, dem Lautzer zugesichert zu haben, über dessen Taten zu schweigen.
    »Wie konntest du nur, Junge?«, schallte es durch die Menge, und mehrere zustimmende Rufe schlossen sich an, die aber schnell wieder abebbten, als Hanno weitersprach.
    Ohne weitere Unterbrechung berichtete er bis hin zu dem Augenblick, in dem er mit seinen vermeintlichen Freunden wieder in ihr Gemeinschaftsquartier zurückgekehrt war und diese sich in blutdurchtränkter Kleidung ihrer Taten auch noch gerühmt hatten.
    Fassungslos schlugen einige Frauen die Hände vor den Mund, andere begannen bitterlich zu weinen. Als Hanno endete, wusste niemand mehr etwas zu sagen.
    »Dann kommt der Rat nun zur Abstimmung«, stellte Heinrich Doneldey schließlich fest, und die Männer erhoben sich.
    Anna fühlte sich so kraftlos, dass sie kaum mehr in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Zwar war Gawin außer Gefahr, doch die Schilderung Hannos über den gesamten Hergang hatte sie über alle Maßen entsetzt. Und wenngleich sie kein Mitleid mit den Mördern, nicht einmal mit Hanno empfand, wurde ihr dennoch übel bei

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