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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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nur ihre Familie zu ernähren versuchten, war ihm ohnehin zuwider. Doch mit seiner Einsperrung hatten sie Anna die Gelegenheit gegeben, sich davonzumachen. Das würden sie noch büßen! Voller Zorn legte er die Hand auf die kleine Armbrust, die neben ihm lag, und ballte die andere zur Faust, bis seine schmutzigen Fingernägel tiefe Einkerbungen in seiner Handfläche hinterließen. Fast zärtlich strich er über die Waffe. Er hatte sie selbst gebaut, vor Jahren schon. Feinstes Eibenholz hatte er dafür verwendet, Hirschgeweih und Tiersehnen. Sie war mit anderen Armbrüsten, deren Bogen einem stehenden Mann meist bis übers Knie reichte, nicht zu vergleichen. Sein Bogen war nicht größer als zwei Handflächen und hielt mittels einer speziellen Sicherung stets zwei anstatt nur eines Pfeiles gespannt, so dass er in Notsituationen den Pfeil nicht erst einlegen und spannen musste, sondern den Abzug sofort betätigen konnte. Mit zwei Riemen war die Waffe allezeit an seinem rechten Unterarm befestigt. Wann immer ein Fremder seine Armbrust zu Gesicht bekam, war sie meist das Letzte, was er auf Erden sah. Schon immer hatte er das Gefühl von Überlegenheit genossen, das Töten geliebt. Es war das Einzige, was ihn wirklich in Erregung versetzte. Der Anblick eines wimmernden Menschen in Erwartung des Unvermeidlichen ließ seinen eigenen Leib erbeben. Stets war es die Angst in den Augen seines Gegenübers, die seinem Glied die nötige Steife verlieh. Schon sehr früh hatte er dies gemerkt. Seinen ersten Höhepunkt hatte er auf der Jagd gehabt, als er im Auftrag des Meiers ein Reh zunächst am Hinterlauf erwischt und dann mit zunehmender Erregung beobachtet hatte, wie das Tier verzweifelt versuchte, wieder auf die Beine zu kommen, um zu fliehen. Die Todesangst, die in den Augen des Wilds stand, als er es erneut zu Boden zwang und ihm mit einem gezielten Streich die Kehle durchschnitt, verhalf ihm zum Erguss. Fortan wusste er, was er zu tun hatte, um Befriedigung zu erfahren. Nicht selten hatte er dabei nicht mehr gewusst, was er tat. Als er ungefähr siebzehn Jahre alt und mit ein paar Kumpanen im Hurenhaus gewesen war, wollte es bei ihm einfach nicht funktionieren. Sosehr er dem Miststück auch drohte, sie machte sich über ihn lustig und gab das übliche Hurengewäsch von sich, dass er es wohl härter bräuchte, um es bringen zu können. Bis seine Wut schließlich die Oberhand gewonnen und er sie so lange gewürgt hatte, bis ihr dummes Grinsen zu einer schmerzverzerrten Grimasse geworden war. Mit jedem Augenblick war seine Erregung gewachsen, bis sein Glied prall und steif war und er sie mit aller Gewalt nahm. Dass das Leben zu diesem Zeitpunkt bereits aus ihrem Körper gewichen war, störte ihn nicht weiter. Vielmehr verspürte er so etwas wie Triumph darüber, selbst noch im Tode über ihren Leib verfügen zu können. Irgendwelche Folgen hatte das Geschehen damals nicht für ihn gehabt. Der Hurenwirt kümmerte sich darum, die Leiche unbemerkt verschwinden zu lassen, wenngleich Helme ihm dafür einen ganzen Monatslohn überlassen musste. Doch von da an war ein Punkt überschritten gewesen, und er versuchte gar nicht mehr erst, sich auf die Weise Befriedigung zu verschaffen, die seine Saufkumpane für gewöhnlich hielten. Es gab nur einen unter ihnen, der seine Leidenschaft teilte und der wie er den unglaublichen Genuss zu spüren vermochte, den einem allein die Todesangst eines anderen Menschen verschaffen konnte. Seither hatten sie gemeinsam so mancher Hure gezeigt, dass sie ihnen ihre Angst nicht vorzuspielen brauchte. Sie sorgten schon dafür, dass sie echt war. Wegen einer dummen kleinen Magd waren sie am Ende aus seiner Heimatstadt vertrieben worden. Noch heute würde er der kleinen Schlampe am liebsten den Hals dafür umdrehen, hatte er doch seinen Freund seit jenen Tagen nicht mehr gesehen, wenngleich er oft an ihn dachte. Stattdessen war er auf einen Handel eingegangen, der ihm ein stetiges Einkommen sichern sollte. Nur bei der Frau, die er dafür hatte heiraten müssen, war es Helme nicht gelungen, ihr die Angst einzuflößen, die ihm Genuss verschaffte. Ihr verdammter Stolz und ihre Widerstandskraft waren einfach zu groß gewesen. Katharina, Annas Mutter, vermochte ihn mit ihrer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit zwar aufzuregen, jedoch nicht zu erregen. Als die einzig mögliche Lösung für sie nur noch darin bestanden hatte, Helme zu heiraten und ihre damals nur wenige Tage alte Tochter gemeinsam mit ihm

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