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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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in die Sonne blinzelte, deren Strahlen sich wärmend auf ihre Haut legten. Es schmerzte ihn daran zu denken, dass sie am Ende dieses Tages nicht mehr da sein würde und er ihr nicht berichten könnte, welche Fortschritte seine Madonna machte. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihm, dann aber zwang er sich zur Ruhe. In wenigen Wochen würde er ihr folgen und hier einen Teil seines Selbst zurücklassen, in einer Statue, die an Glanz und Anmut alles bislang Dagewesene in den Schatten stellen sollte. Zufrieden betrachtete er sein Werk, bevor er die Klinge nahm und vorsichtig weiterschnitzte.

    Das Gefühl, sie nicht umbringen zu können, sobald er sie gefunden hätte, wurmte ihn. Was für ein herrlicher, befriedigender Moment würde es sein, ihr die Hände um den Hals zu legen und langsam die Luft zum Atmen abzupressen. Der Gedanke erregte ihn.
    Er hatte kaum Freude daran gehabt, dem Kerl, dem er die Kleider gestohlen hatte, den Garaus zu machen. Edle Kleidung, das musste Helme zugeben. Noch nie zuvor hatte er einen solch kostbaren Stoff auf der Haut getragen. Doch die Tötung an sich war lustlos, ohne jeden Reiz und viel zu schnell vorbei gewesen. Der Alte hatte nicht einmal ängstlich gewirkt, eher überrascht. Richtiggehend geärgert hatte Helme sich. Wenn der Mann wenigstens ein Weib mit dabeigehabt hätte, mit dem Helme sich anschließend noch ein bisschen hätte vergnügen können. Aber die Weiber waren ja nie zur Stelle, wenn man sie brauchte, und die restliche Zeit überflüssig. Verächtlich spuckte er auf den Boden. Nur noch zwei, vielleicht drei Stunden, dann würde er Rheindorf erreichen. Dort würde er sich einen guten Würzwein genehmigen und vielleicht noch eine Hure. Andererseits würde er diese wohl oder übel bezahlen müssen, wenn er kein Aufsehen erregen wollte. Doch dafür würden die paar Münzen, die er erbeutet hatte, kaum reichen. Schließlich musste er seine Ausgaben drosseln, solange er nicht in Lünen und damit nah an seiner Geldquelle war. Wieder schwoll der Ärger in Helme wie eine gewaltige Welle an. Wenn er Anna in die Finger bekäme, würde er ihr heimzahlen, was er ihretwegen alles entbehren musste. Übellaunig setzte er seinen Weg fort.

    »Was bietet Ihr an, Händlerin?« Seine Stimme klang tiefer, als sein Aussehen es vermuten ließ.
    Margrite, die gemeinsam mit Anderlin und Binhildis noch die Auslagen sortierte, während Wolfker und Otto es vorgezogen hatten, im Wirtshaus zu bleiben, sah ihn überrascht an. Ein Schmunzeln huschte über ihr Gesicht, als sie den Burschen aus dem Stall erkannte. Einen Moment stieg die Bemerkung, die er am gestrigen Tage über sie gemacht hatte, wieder in ihr hoch und versetzte ihr einen Stich. Doch ein Blick in seine Augen genügte ihr, um zu begreifen, dass er sie bereute.
    »Habt Ihr denn genug Geld, um meine edlen Seifen, Kräuter, Tücher und Schnüre zu erwerben?«
    Nun lächelte auch er. »Ich habe gestern ein sehr lohnenswertes Geschäft mit einer Bürgerin abgeschlossen. Das müsste reichen, um etwas von Euren Waren kaufen zu können.«
    »Ein Geschäft mit einer Bürgerin, ja?« Margrite grinste breit. Der Kerl fing an, ihr sympathisch zu werden. »Ob die Bürgerin das ebenfalls so sieht, mag fraglich sein. Doch meine Waren verkaufe ich Euch gern.«
    Die Anspannung, die ihn erfasst hatte, seitdem er sich an diesem Morgen vorgenommen hatte die Händlerin aufzusuchen, fiel mit einem Schlag von ihm ab. Entspannt ließ er seinen Blick über die Auslagen schweifen.
    »Mein Name ist Hanno«, bemerkte er beiläufig. »Und wie nennt man Euch?«
    »Margrite.«
    »Ich habe noch nie eine Seife gesehen, nur davon gehört. Darf ich sie in die Hand nehmen und an ihr riechen?«
    Margrite griff nach einem Seifenstück und schabte mit einem Messer ein wenig davon ab.
    »Taucht Eure Hände in die Schale mit dem Wasser dort.«
    Sie deutete ans Ende des Tisches, auf dem ein Gefäß stand, das Hanno an einen zu breit geformten Krug erinnerte. Er ging wie ihm geheißen zu dem Krug hinüber, tauchte seine Hände ins Wasser und ging dann zu Margrite zurück. Sie war um den Verkaufsstand herumgekommen. »Streck deine Hände aus und mach sie auf. Beide Hände«, wechselte sie in die vertraute Anrede über. »Sobald ich die Seifenflöckchen in sie hineinlege, beginnst du sie zu zerreiben.«
    Hanno tat es, und augenblicklich nahm er einen Duft von frischen Blumen wahr, der ihn ganz und gar einzuhüllen schien. Er führte seine Hände direkt an seine Nase und atmete tief ein. Ein

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