Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
Vom Netzwerk:
Tür, bis Rufe laut wurden, dass die Flammen in der Schmiede nun auf die anderen Häuser übersprangen. Das ganze Dorf war auf den Beinen, um des Feuers Herr zu werden. Egbert nutzte die Gelegenheit, griff sich seine Habseligkeiten und was er sonst noch tragen konnte, nahm ein Pferd und machte sich davon. Margrite, die inzwischen zu den anderen gerannt war und alles tat, um mit ihnen zusammen die noch unbeschädigten Häuser vor den Flammen zu schützen, ließ er zurück.
    Es dauerte Stunden, bis sie das Feuer wieder unter Kontrolle hatten, berichtete Heinfried in niedergeschlagenem Ton. Fast das gesamte Dorf war niedergebrannt, und die Verzweiflung der Menschen schlug in Wut um, in eine Wut, die sich entladen wollte. Schnell wurden die ersten Rufe laut, dass Margrite als Egberts Weib schuld an der ganzen Misere sei. Schließlich wäre der Hundsfott ihretwegen in die Dorfgemeinschaft aufgenommen worden. Margrites Jammern und Bitten ging in einer Hetzjagd unter. Wütend griffen die Dörfler nach Steinen, als Margrite sich weigerte, das Dorf zu verlassen. Einzig ihr Vater stand ihr bei, konnte aber gegen die Überzahl der Menschen nichts ausrichten. Die aufgebrachten Leute warfen Steine nach Margrite und ihrem Vater, bis dieser auf einmal, von einem solchen schwer am Kopf getroffen, zu Boden ging. Weinend warf Margrite sich über seinen Körper und versuchte ihn zu schützen, doch es war zu spät. Ihr Vater war bereits nicht mehr am Leben, und Margrite stieß einen markerschütternden Schrei aus. Darauf setzten für einen kurzen Moment sogar die Steinwürfe aus. Dann aber brüllte jemand aus der Menge, Margrite solle gleich ihrem Mann aus dem Dorf verschwinden, und wieder flog ein Stein. Weinend stemmte die Schwangere sich hoch, warf noch einen letzten Blick auf ihren Vater und verschwand, ohne sich noch ein einziges Mal umzublicken, im angrenzenden Wald. Schwere Treffer hatte sie einstecken müssen.
    Heinfried erzählte Anderlin, dass dies das letzte Mal gewesen war, dass er Margrite gesehen und sich seither immer wieder gefragt hatte, was wohl aus ihr und ihrem ungeborenen Kind geworden sei.
    »Sie hat kein Kind«, hatte Anderlin tonlos erklärt.
    »Hätte mich auch gewundert, wenn das Ungeborene das überlebt hätte«, war Heinfrieds nachdenkliche Antwort gewesen.

    Als Anderlin danach an den Stand zurückgekehrt war, wartete Margrite bereits auf ihn und wollte wissen, wo er gewesen wäre. Er war ihr die Antwort schuldig geblieben, noch zu betroffen von dem, was er soeben über seine Begleiterin erfahren hatte.
    Dies lag nun schon einige Jahre zurück, doch nicht ein einziges Mal hatte Margrite in all der gemeinsamen Zeit den Versuch unternommen, ihm von ihrem Schicksal zu erzählen.
    Und er beließ es dabei. Jeder hatte seine Geheimnisse, das hatte ihn das Leben gelehrt. Doch dass Margrite ihm bis heute offenbar nicht genug vertraute, versetzte ihm immer wieder aufs Neue einen Stich.
    Er erhob sich von der Bank und streckte seine müden Glieder. Noch ein Tag, dann würden sie endlich Bremen und damit ihr sicheres Quartier erreichen. Er wollte nur noch schlafen.

[home]
    18 . Kapitel
    I hr bringt Euch in Schwierigkeiten.« Annas Stimme klang flehend. Trotz der Erleichterung, ihrem Gefängnis entfliehen zu können, sorgte sie sich über alle Maßen um das Schicksal Bruder Adolfus’.
    »Das ist ein Kloster und kein Gefängnis«, stellte der Mönch klar. »Es ist nicht richtig, was hier geschieht.«
    »Aber es gibt sicher nur sehr wenige Schlüssel für diesen Kerker. Man wird herausfinden, dass Ihr mir geholfen habt.«
    »Weshalb ich sicherheitshalber den von Bruder Hermannus gestohlen habe«, mischte Gawin sich nun grinsend in ihr Gespräch ein.
    »Ich werde, wenn Ihr einen gewissen Vorsprung habt, aufgeregt zu ihm eilen und ihm berichten, dass die Gefangene geflohen ist. Natürlich wird er mir vorhalten, dass es nur zwei Schlüssel gibt. Worauf ich ihm«, Adolfus’ Mundwinkel zuckten amüsiert, »den meinen sofort unter die Nase halten werde, während der seine unauffindbar sein wird.«
    Anna drückte sich kurz an ihn. »Habt Dank, Bruder Adolfus!«
    »Kommt jetzt. Wir haben nicht viel Zeit. Ich werde Euch einen Geheimgang zeigen, dem Ihr folgen müsst. Es gibt nur zwei Abzweige. Beide Male wendet ihr Euch nach links. Am Ende des Ganges müsst ihr dann eine Steinplatte mit aller Kraft nach oben stemmen. Danach seid Ihr in Freiheit.«
    Anna standen Tränen in den Augen. Ob vor Erleichterung, Dankbarkeit oder auch,

Weitere Kostenlose Bücher