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Die Duftnäherin

Die Duftnäherin

Titel: Die Duftnäherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caren Benedikt
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die Körbe mit den saftigen Früchten zwei Mann hoch stapelten.
    »Wir suchen Arbeit. Braucht ihr Leute?«
    Der Ständler musterte ihn kurz, schüttelte dann den Kopf und wandte sich wieder seinen Kunden zu.
    Margrite sah ihnen nach. Irgendetwas in ihrem Hinterkopf, ein Gedanke, den sie nicht zu greifen vermochte, ließ ein ungutes Gefühl in ihr aufsteigen. Der Anblick der jungen Frau hatte etwas in ihr in Bewegung gesetzt, sie angerührt und gleichzeitig beunruhigt. Anna, so hatte der Mann sie am Stadttor genannt. Der Name sagte Margrite nichts. Und doch war da etwas.
    Ohne weiter darüber nachzudenken, folgte sie dem Paar. Immer wieder blieb es stehen, fragte nach Arbeit. Aber die Antwort war immer die gleiche.
    Das Gedränge nahm zu. Immer noch mehr Menschen schienen auf den Marktplatz zu strömen, und ein ums andere Mal musste Margrite Knuffe und Schubser einstecken bei dem Versuch, den beiden Fremden zu folgen. Zuletzt reckte sie den Hals, stellte sich auf die Zehenspitzen und blickte in alle Richtungen, nur um enttäuscht festzustellen, dass sie die beiden aus den Augen verloren hatte.
    Sie drehte sich um, konzentrierte sich wieder auf die Auslagen der Ständler und prüfte, ob sie einen Seifensieder ausmachen konnte. Sie sah Gewürze und Obst, feine und grobe Tuchballen, Krämer, Metzger, Bierbrauer und Weinhändler. Vor allem Weinhändler. Es war fast, als ob bereits jeder dritte Stand den Rebensaft feilbieten würde. Sie trat näher an einen Weinstand heran.
    »Einen guten Tropfen aus dem Rheingau?« Der Händler hielt ihr einen Krug hin. »Probiert.«
    Sie griff zu, trank den winzigen Schluck, den der Wirt ihr eingefüllt hatte, und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Ihr müsst den Wein erst eine Weile auf der Zunge behalten und nicht sofort alles runterschlucken. Hier.« Er füllte einen weiteren Schluck in den Krug. »Und jetzt behaltet ihn einen Moment im Mund.« Er beobachtete Margrite. »Spürt Ihr, wie der Wein Euren Gaumen kitzelt?«
    Margrite merkte, wie sie errötete.
    »Was wollt Ihr für einen Trinkschlauch dieses Weines haben?«
    »Nun.« Der Händler musterte sie. »Ich bin ein Ehrenmann und nicht einer von den Halsabschneidern, von denen es hier auf dem Markt mehr gibt als Flöhe in einem Katzenfell.«
    »Wie viel?«, wiederholte Margrite ihre Frage.
    Er griff unter seinen Tisch und nahm einen prall gefüllten Schlauch von einem Haken.
    »Einer hiervon kostet Euch zehn Silberpfennige. Nehmt Ihr zwei, das Doppelte.« Er hob seinen Zeigefinger. »Gönnt Ihr Euch jedoch gar einen dritten, kostet Euch dieser nur die Hälfte. Also drei für fünfundzwanzig Silberpfennige.« Er grinste sie breit an.
    »Ich geb Euch zwanzig Silberpfennige für drei Trinkschläuche.« Margrite verschränkte die Arme vor ihrem Körper.
    »Das ist der Preis für zwei Schläuche, gefüllt mit diesem edlen Getränk.«
    Margrite machte eine ausholende Handbewegung. »Seht Euch um, guter Mann. Ich kaufe entweder hier oder an irgendeinem anderen Stand.«
    »Aber nicht einen derart guten Tropfen.«
    Margrite legte den Kopf schief. »Gut, wie Ihr wollt. Dann trinke ich eben einen weniger guten Wein und zahle doch nur das, was ich Euch bot. Wünsche Euch noch gute Geschäfte.« Sie wandte sich zum Gehen.
    Der Weinhändler stieß einen leisen Fluch aus.
    »Schon gut, schon gut«, gab er nach. »Einer Frau wie Euch kann ich nicht widerstehen.« Er bemühte sich um ein Lächeln, was ihm aber sichtlich schwerfiel.
    Margrite zog ihre Geldkatze hervor und zählte ihm die Münzen auf den Tisch. »Hier«, meinte sie lächelnd und nahm dafür ihre drei Trinkschläuche entgegen.
    »Und wehe, wenn ich daheim feststellen muss, verdünnten Wein gekauft zu haben. Dann schick ich Euch ein paar Männer vorbei.« Bei diesen Worten musterte sie ihr Gegenüber eindringlich, konnte in seinen Augen aber kein Anzeichen von Unsicherheit entdecken.
    »Der einzige Grund, warum deine Männer herkommen werden, wird der sein, dass sie ein ganzes Fass von meinem Wein holen wollen.« Er spuckte auf den Boden.
    »Na dann, auf bald«, verabschiedete sie sich.
    »Schon recht«, brummte er.

    Margrite hängte sich die Riemchen, die an den Trinkschläuchen befestigt waren, um ihren Arm und schlenderte weiter die Reihen entlang. Sie hatte keine Lust mehr, noch weiter Ausschau nach Seifensiedern zu halten, und machte sich auf den Rückweg zu ihren Begleitern. Ein Stückchen vor ihr schien es jedoch nicht weiterzugehen. Sie hörte die Leute

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