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Die Dunkelheit in den Bergen

Die Dunkelheit in den Bergen

Titel: Die Dunkelheit in den Bergen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvio Huonder
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stark und schnell, das mit hocherhobenem Kopf, den Hals schön geschwungen, die Ohren nach vorn gerichtet, kaum zu bändigen war. Vielleicht würde er eine Bekannte treffen, die sich zu einer Spazierfahrt aufs Land einladen ließ –
    Rauch kaute ein Stück Brot, das er in seinem Rucksack gefunden hatte, und dachte darüber nach, ob Onkel Mohn sich freuen würde, seinen ehemaligen Lehrbuben wiederzusehen. Natürlich würde er gern bei ihm arbeiten. Rauch erinnerte sich, wie oft er damals seine Frage wiederholt hatte, wann er denn ein Pferd selbst beschlagen dürfe. Und wie erstaunt er war, als der Onkel eines Tages sagte: Morgen, Karli, morgen früh kannst du anfangen.
    Am nächsten Tag war einer der Gesellen losgeschickt worden, etwas zu besorgen. Als er zurückkam, warf er Karli ein Pferdebein zu. Es war unterhalb des Knies abgehackt und blutete noch. Ein braunes Vorderbein mit weißen Fesseln, der Huf hell und noch beschlagen.
    Nun zeig, was du kannst, sagte der Onkel.
    Karli hatte das abgehackte Pferdebein angestarrt und sich gefragt, woher es kam. Im ersten Augenblick hatte er sich vorgestellt, der Geselle sei mit der Axt vor die Schmiede gegangen und hätte einem der vielen Pferde, welche durch die Gassen zogen, einfach ein Bein abgehackt. Dann schüttelte er über seine eigene Dummheit den Kopf. Die Pferdemetzgerei war nur ein paar Häuser weiter.
    Da er etwas ratlos mit dem Bein in den Händen dastand, nahm der Geselle es ihm wieder ab, spannte es in den Schraubstock und drückte ihm einen Hammer in die Hand.
    Beschlag es neu, sagte er grinsend, dann mach das Bein wieder dran, der Gaul wartet draußen.
    Rauch saß auf dem Pflaster des Sennhofs und ging in Gedanken die notwendigen Arbeitsschritte durch. Zuerst waren die umgebogenen Nagelspitzen aus der Hufwand zu lösen, die Nägel zurückzuschlagen, mit der Zange herauszuziehen und das alte Eisen zu entfernen.
    Mit Messerstahl und Hammer wurde das nachgewachsene Horn weggeschnitten und der Strahl gesäubert (ja nicht zuviel, das war der empfindlichste Teil des Hufes!). Wichtig war dabei, dass eine gesunde Hufstellung zustandekam, nicht zu steil, nicht zu flach; ein guter Hufschmied hatte ein Auge dafür. Die Hufsohle war mit der groben Feile glattzuraspeln. Dann musste ein neues passendes Eisen ausgesucht werden. Man merkte sich, wo das Eisen nicht ganz der Rundung des Hufs entsprach, legte es in die Glut und betätigte den Blasebalg an der Esse. War das Eisen glühend rot, schlug man es auf dem Amboss in die richtige Form. Dann wurde das glühende Eisen auf den Huf gepresst (Luft anhalten, während der Qualm des verbrannten Horns einen einnebelte). Anschließend tauchte man das Eisen in den Wassereimer und kühlte es ab, bis es aufhörte zu zischen und zu dampfen. Dann konnte man damit beginnen, das neue Eisen festzunageln. Ein Schmied, der sein Handwerk verstand, ließ die Nägel alle auf gleicher Höhe aus dem Huf heraustreten. Kamen sie zu früh aus der Huf-wand, würde das Eisen nicht lange halten. Drangen sie dagegen zu tief ein, würde der empfindliche Teil getroffen und das Pferd früher oder später lahm gehen. Wurde ein Nagel falsch eingeschlagen, war er nicht mehr so leicht zu korrigieren, er folgte einfach dem Loch, das schon im Huf war. Die Nagelspitze musste dann ganz leicht gebogen werden, damit sie eine neue Richtung nehmen konnte.
    Karli hatte damals gute Arbeit geleistet. Der Onkel hatte das Pferdebein mit dem neu beschlagenen Huf geprüft und war zufrieden gewesen.
    Und jetzt nimmst du das Eisen wieder weg, hatte er gesagt, wir haben nichts zu verschenken.
    Ja, Rauch würde gerne wieder als Hufschmied arbeiten.
    17 Die Brüder Bonadurer standen am Rand der Lichtung und starrten angestrengt zum erleuchteten Fenster der Mühle hinüber. Der Pferdestall lag dunkel und ruhig in einiger Entfernung daneben. Sie warteten angespannt unter den Bäumen und gingen in Gedanken den Plan durch.
    Die Säcke mit dem Reis lagen im Vorraum der Mühle, gleich rechts neben der Tür. So hatte es Rimmel erzählt. Der Müller verkaufte den Reis pfundweise. So ein ganzer Sack war ein Vermögen wert. Damit konnte man eine ganze Weile hungrige Mäuler stopfen. Jeder von ihnen würde einen Sack Reis schultern. Darüber hinaus konnten sie noch das Geld unter sich aufteilen. Sobald der Müller und die Magd schliefen. Rimmel würde prüfen, ob sie wirklich betäubt waren, dann würde er vor die Tür gehen und das Licht hin- und herschwenken. Das wäre für sie das

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