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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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steckte der einzige lebende Tsardonier fest. Die Bärenkrallen gingen wieder zum Angriff über, schnitten und hackten und prügelten. Nunan drängte sich nach vorn, um am Kampf teilzunehmen, trampelte die Brandherde aus und versuchte, die kreischenden Toten vor den Winddämonen zu retten und sie in die Umarmung Gottes zu senden.
    Die Toten wehrten sich zwar nicht, hatten inzwischen aber ihre Stimme wieder gefunden. Das Wehklagen schwoll zu einem Heulen an, das von Furcht und Entsetzen sprach. Es weckte die Urängste aller Lebenden, die es hören mussten und nichts tun konnten, außer ihren ehemaligen Kameraden die Arme abzuhacken, damit sie endlich ihren Frieden fanden.
    Doch auf dem Boden rührten sich auch diejenigen noch, deren Arme nur noch an einem Faden hingen und deren Köpfe zerschmettert oder abgetrennt waren. Nunan wurde beinahe übel. Die Männer und Frauen in seiner Nähe konnten sich nicht mehr beherrschen und übergaben sich bereits. Alle wollten, dass es zu Ende wäre, und wussten doch, dass es noch nicht so weit war.
    »Beendet eure Arbeit«, rief Nunan. »Wir müssen es tun.«
    Er hielt inne, bevor seine Stimme brach. Gleich vor ihm stand ein toter Legionär in Flammen. Er rammte den Mann mit seinem Schild, dass dieser rückwärts zu Boden ging. Dann hackte er abwärts, trennte den Schwertarm am Ellenbogen ab und sank auf die Knie, um Erde über den brennenden, zuckenden Körper zu häufen. Schließlich rollte er ihn herum und löschte das brennende Naphthalin, das er selbst geworfen hatte.
    »Es tut mir leid, es tut mir so leid«, murmelte er. »Verzeiht mir.«
    Im nächsten Moment sanken die Toten geräuschlos zu Boden. Sie brachen auf der Stelle zusammen, bis nur noch einer aufrecht stand. Der tätowierte tsardonische Kommandant.
    Schweigen breitete sich auf dem Schlachtfeld auf. In der Morgendämmerung konnten sie nun das von Rauchwolken überlagerte Gemetzel überblicken. Es stank nach verbranntem Tuch und Fleisch. Unten vor der Burg wendeten die noch lebenden Kavalleristen und donnerten herauf. Überall sprachen die Soldaten Gebete. Anklagende Blicke wanderten über die Toten und hefteten sich auf Nunan und Roberto Del Aglios.
    »Dieses Verbrechen kann nicht ungesühnt bleiben«, ließ sich Julius Barias hinter ihnen vernehmen.
    Nunan drehte sich zu dem Sprecher um, der durch die Reihen der erschöpften, verwirrten Legionäre wanderte. Nunan hob eine Hand, um die Kämpfer zum Schweigen zu bringen, die den Ordenspriester unterstützen wollten.
    »Es ist Euch nicht gestattet, ohne Aufforderung das Kampfgebiet zu betreten«, erklärte Nunan.
    »Dies ist kein Kampf. Es ist ein Gemetzel. Mord.«
    Nunan ging zu ihm und verscheuchte die Legionäre in der Nähe. »Ihr werdet hier unten keinen Ärger machen. Es ist weder der richtige Augenblick, noch der richtige Ort.«
    Kell führte ihre verschwitzten, müden Pferde und Reiter um das Schlachtfeld herum und hielt auf den Abhang vor den Felsen zu. Nunan drehte sich um.
    »General Kell«, sagte er lächelnd. »Gut, dass du noch aufrecht im Sattel sitzt. Was ist mit den Tsardoniern?«
    »Sie haben sich zurückgezogen.« Wie alle anderen Reiter starrte auch sie die Toten an. Von einigen stieg noch Rauch auf, während sich die Legionäre zwischen ihnen bewegten, um zu tun, was sie konnten. »Ich weiß auch nicht, warum, denn sie hatten uns fast schon bezwungen, und dann … was ist hier passiert?«
    »Entweihung und Ketzerei sind hier …«
    »Sprecher Barias, Ihr haltet jetzt den Mund. Vergesst nicht, wo Euer Platz ist.« Dann wandte er sich wieder an Kell. »Wir reden später darüber. Deine Pferde kannst du hinter dem Aufmarschplatz versorgen lassen. Wir haben hier noch einiges zu tun.«
    »Alles in Ordnung, Pavel?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, nichts ist in Ordnung, Dina.« Er hob die Stimme. »Bärenkrallen? Wir müssen unsere Toten verstümmeln und vergraben. Ihr verrichtet jetzt Gottes Werk, und ich bin bei euch. Heute seid ihr alle Helden der Konkordanz. Heute müsst ihr euren Kameraden die Ehre erweisen und für sie beten.«
    Barias öffnete den Mund und wollte sich schon wieder einmischen, aber Nunan packte ihn am Kragen.
    »Und Ihr, Sprecher Barias, werdet in dieser Legion die Aufgabe erfüllen, die Euch übertragen wurde. Verbreitet keine Zwietracht. Ganz egal, was Ihr empfindet, wir haben es immer noch mit sechstausend Tsardoniern zu tun und dürfen nicht versagen. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    »General Nunan …«
    »Habe ich

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