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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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unterstützten die anderen. Der Gegenangriff war beendet. Hinter den Toten, die ausgewichen waren, strömten an den Flanken weitere herbei, und im Zentrum wanderten sie zwischen den Sarissen entlang.
    Es kostete viel zu viele Schwertstreiche und viel zu viel Kraft, um auch nur einen der Toten ganz auszuschalten, und jetzt schlugen sie sogar zurück. Nunan hatte damit gerechnet, dass die Hiebe der Toten ungezielt kämen, doch das traf nicht zu. Sie wussten, wohin sie schlagen mussten. Die Bärenkrallen riefen ihre Namen, brüllten sie an, sie sollten aufhören, und flehten sie an, sie sollten sich erinnern, wer sie gewesen waren. Hin und wieder zögerte einer und ließ sogar das Schwert fallen, doch die meisten zeigten keine Reaktion.
    Schon schwankten die ersten Standarten, und die Bärenkrallen wichen zurück. Im Zentrum waren die Toten fast durchgebrochen. Nunan konnte es kaum glauben, als ein von einer Sarisse durchbohrter Toter einfach am Schaft entlangmarschierte und dem Sarissenträger die Klinge in die Brust stach. Der Mann brach zusammen und zog den Angreifer mit sich herab, doch der Tote versuchte immer noch, den Marsch fortzusetzen. In die so entstandene Lücke drangen sofort weitere Tote vor und trampelten alles nieder, was ihnen im Weg war. Dutzende Kämpfer ließen die Sarissen fallen, was den Vormarsch vorübergehend störte, aber nicht aufhielt. Die Soldaten zogen die Schwerter, und die vorderen Reihen schlossen sich wieder.
    Auf einen laut gebrüllten Befehl hin gingen die Kämpfer erneut gegen die Feinde vor. Einige drehten durch und hackten wie besessen immer wieder auf die Toten ein, verstümmelten die Körper und zerschmetterten die Köpfe in den Helmen oder schnitten mit tiefen Hieben die Beine durch. Die Toten stürzten, doch so schnell, wie sie gefallen waren, kamen sie auch wieder hoch. Sie waren unermüdlich und kannten weder Furcht noch Schmerz. Rasch verpuffte die Wut des Angriffs.
    Die Bärenkrallen standen kurz vor dem Zusammenbruch. Von hinten kamen Pfeile geflogen, doch die Toten ignorierten sie und brachen nur diejenigen ab, die ihre Bewegungen behinderten. Der tsardonische Kommandant war noch am Leben. Inzwischen konnte Nunan ihn sogar hören. Eine einsame Stimme in der stummen Armee.
    »Wir müssen den Anführer erwischen«, rief Nunan. »Noch mehr Pfeile ins Zentrum. Greift an, Bärenkrallen.«
    Wieder ertönten die Hörner. Auch sie klangen mutlos. So mutlos wie die Kämpfer, denen sie die Befehle übermittelten. Dennoch rückten sie vor. Mit erhobenen Schilden bahnten sie sich einen Weg, die Schwerter suchten nach Möglichkeiten, die Gegner lahm zu legen; die Augen achteten ängstlich auf Gegenstöße. Niemand wollte so werden wie sie, und diese Furcht machte die Kämpfer zaghaft.
    »Nunan!«
    Der General drehte sich um. Roberto Del Aglios kam zu ihm gerannt. Andere waren bei ihm, sie schleppten Kisten und eine Kohlenpfanne. Ingenieure. Er runzelte die Stirn. Unterdessen schwollen die Schreie seiner Legion an. Ihre ganze Linie war in Gefahr, die Legion zog sich zurück.
    »Haltet die Stellung!«, brüllte er. »Haltet die Stellung.«
    »Gott umfange mich, General, wir können sie nicht aufhalten. Wir kämpfen auf verlorenem Posten.«
    »Dann hilf mir doch«, sagte Roberto. »Uns bleibt nichts anderes mehr.«
    Die Ingenieure stellten die Kisten ab und öffneten die Deckel.
    Mit Stroh gepolsterte Flaschen kamen zum Vorschein. Nunan starrte sie an, dann wandte er sich wieder an Roberto.
    »Das ist nicht dein Ernst«, sagte er.
    »Hast du eine bessere Idee? Ein paar müssen untergehen, damit die anderen überleben und ein andermal kämpfen können.«
    »Aber das ist nicht nur der Tod, sondern das Ende des Zyklus.«
    »Ich weiß«, sagte Roberto, und Nunan wurde klar, wie schwer es auch ihm fiel. »Wirst du mir helfen oder nicht? Ich werfe selbst die erste Flasche.«
    Nunan betrachtete die Ingenieure. Sie unterstützten Roberto, aber ihnen war offenbar bewusst, zu welchem Verbrechen sie beitrugen. Von hinten kamen noch mehr Leute gerannt und riefen, dass Roberto aufgehalten werden müsse. Der Orden.
    »Was ist hier los, General?«
    »Der Sprecher Barias ist nicht meiner Meinung«, erklärte Roberto.
    »Das kann ich gut verstehen.«
    Die Schreie der Infanteristen klangen immer verzweifelter. Die Zenturionen blickten fragend zu Nunan, der ihre Blicke nicht erwiderte.
    »Du musst dich entscheiden«, rief Roberto scharf und laut genug, um auch die hinteren Linien zu erreichen. »Gib ihnen

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