Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
der rechten Hand auf die linke Brustseite schlug.
    »Disziplin, Ordnung, Sieg.«
    Dann sah er ihnen nach, wie sie liefen, um überall den Glauben der Kämpfer zu stärken. Die Zenturionen brüllten, um die Reihen geschlossen zu halten, einige Stimmen erhoben sich – zuerst zum Gebet, dann zu einem Lied. Die Worte schenkten den Kämpfern eine Zuversicht, die sie bitter nötig hatten.
     
    »Allwissender, umfange mich
    Beschütze mich
    Und erfülle mich
    Gott, mein Herr, nun führe mich
    Halte mich
    Und errette mich.
    Estorea ist mein Heim
    Wir treten vor dein Angesicht
    Verkünden deinen Ruhm
    Und stehen im Kampf vereint
    In deinem großen Licht.«
     
    Jetzt waren die Toten nur noch dreißig Schritte vor den Linien der Bärenkrallen. Nunan zog das Spähglas aus der Gürteltasche und setzte es ans Auge. Das Licht war nicht sehr gut, aber es reichte aus, um die schrecklichen Einzelheiten zu erkennen. Abzeichen hingen an zerfetzten Uniformen. Blutige Umrisse, wo die tödlichen Wunden waren. Leere Mienen. Dann hielt er inne.
    Einer war anders. Er marschierte mitten in der Truppe und war nicht tot. Er war ein Tsardonier, sein Kopf war mit Schmuck und Tätowierungen verziert. Er bewegte die Lippen, er rief nicht, aber er sagte eindeutig irgendetwas. Die Toten marschierten jedenfalls nach seinem Lied.
    »Wer …«
    Es spielte keine Rolle. Wichtig war nur, dass er dort war und dem Marsch der Toten den Takt vorgab. Nunan packte seinen Hornisten am Arm, der schaudernd die anrückenden Toten beobachtete.
    »Gib Signal für unseren Vorstoß. Mach schon, gib das Signal.«
    Dann rannte Nunan zu den hinteren Reihen zurück. Als das gedehnte, sich mehrmals wiederholende Hornsignal ertönte, rief er seine Zenturionen.
    »Brecht ihren Vorstoß. Sie wollen uns Angst machen. Bringt die Angst zu ihnen, Bärenkrallen. Bogenschützen, zielt aufs Zentrum. Der tsardonische Kommandant ist mitten unter ihnen. Los doch, nun beginnt.«
    Einige Hörner gaben den Befehl weiter, und die Legion setzte sich in Bewegung. Die Männer stimmten ein Kampflied an, die Pfeile deckten das Zentrum der Armee der Toten ein und störten deren Vormarsch. Links und rechts stießen auch die Schwertträger vor. Die Toten ignorierten sie jedoch und hielten weiter auf die Sarissen zu.
    »Angriff!«, befahl Nunan.
    Laut ertönte das Gebet zwischen den Talwänden und den Felsen weiter hinten. Die Sarissenträger senkten die Waffen und bohrten sie in die Körper der wehrlosen Toten. Einige der Lebenden schrien auf, als sie erkannten, was sie da taten. Nunan folgte seinen Kämpfern und bemerkte die Tränen auf den Wangen einiger Triarii. An den Flanken arbeiteten sich die Schwertträger bergab vor. Die Bärenkrallen griffen an. Waffen klirrten, Männer schrien.
    Die Toten marschierten weiter. Diejenigen, die Bekanntschaft mit den Sarissen gemacht hatten, wichen etwas zurück, stürzten aber nicht. Anschließend marschierten sie einfach weiter und drängten sich gegen die Klingen, und die anderen hinter ihnen folgten ihrem Beispiel. In der Mitte der Legion griff die Furcht um sich. Der Vorstoß der Bärenkrallen kam fast sofort wieder zum Erliegen. Die Sarissen konnten ihnen keinen Raum mehr verschaffen. Schritt um Schritt drangen die Toten vor, bis in den Reihen der Verteidiger Breschen klafften. Tote Legionäre marschierten einfach weiter, nachdem die langen Schäfte sie durchbohrt hatten. Je fester die Legionäre ihre Sarissen hielten, desto besser kamen die Toten voran.
    Da die Sarissenträger nicht wussten, was sie tun sollten, wichen sie zurück. Die Zenturionen brüllten, sie sollten ausharren, aber zwischen den Schäften kamen die Toten unerbittlich näher. Die rechte Flanke griff die Toten energisch an, Nunan hörte das Waffenklirren. Mit gehobenen Schilden stürmten die Schwertträger herbei und hackten über und unter den Schilden auf die Gegner ein. Die Toten schwenkten nach innen ab. Männer und Frauen verloren das Gleichgewicht und stürzten über andere, die noch nach vorne strebten. Ihnen war nicht klar, dass sie aus drei Richtungen zugleich angegriffen wurden.
    Nunans Hoffnung stieg, aber die Freude währte nicht lange. Gleich darauf änderten die Toten an den Flanken erneut die Marschrichtung. Mit wilden Streichen trafen die Bärenkrallen die Köpfe und Körper der Toten, doch auch, wenn deren Schädel zerschmettert waren, richteten sie sich wieder auf und liefen weiter. Selbst diejenigen, deren Schwertarme abgetrennt waren, bewegten sich weiter und

Weitere Kostenlose Bücher