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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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dich nicht schlechter, als du bist. Sie zeigen diese Geste nur selten.«
    »Aberglaube?«
    »Ich würde eher an Religion denken. Tarenaq gab sich allerdings ein wenig ausweichend, als ich mich erkundigen wollte«, antwortete Gesteris.
    »Du überraschst mich immer wieder«, sagte Roberto mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Tarenaq und Huatl eilten zu ihnen. Wie fast alle Sirraner waren sie hochgewachsen, schlank und geschmeidig und hatten große, kräftige Hände. Ursprünglich hatten die Sirraner ausschließlich auf Bäumen gelebt. Sie hatten heute noch Knochenwülste im Nacken, die über den ganzen Rücken und an den Innenseiten ihrer Arme entlangliefen. Dort war einst eine Flughaut gewachsen, die ihnen einen beschränkten Gleitflug ermöglicht und es ihnen erlaubt hatte, bei ihren Sprüngen zwischen den Ästen das Gleichgewicht zu halten und die Flugrichtung zu steuern. Einige hatten sogar noch ein verlängertes Steißbein. Eine Erinnerung an ihre ferne Vergangenheit war auch der grünliche Schimmer ihrer sonst eher dunkelbraunen Haut. Die Geschichte war ihnen wichtig, und sie legten großen Wert auf Mythologie, Religion und Zeremonie.
    »Habt Ihr eine wichtige Vertragsklausel vergessen?«, fragte Roberto, als die beiden Sirraner eilig die kurze Steintreppe herunterkamen. Beide trugen eng anliegende Hosen und Hemden. Um die Schultern hatten sie sich leichte Umhänge gelegt, die in der Brise flatterten.
    Tarenaq lächelte nicht, obwohl sie sich inzwischen an Robertos Humor gewöhnt hatte. Sie sah ihn mit großen braunen Augen an und legte die Stirn in Falten.
    »Wir haben Informationen«, sagte sie.
    Ihre Stimme war kräftig und kehlig – typisch für ihr Volk, das sich durch dichtes Blattwerk über weite Entfernungen verständigen musste. Roberto lächelte unwillkürlich.
    »Wie gut, dass wir das Abkommen schon unterzeichnet haben.«
    »Ja.« Immer noch kein Lächeln.
    Roberto wurde ernst. Tarenaqs Augen verrieten tiefe Enttäuschung und Trauer.
    »Was ist denn los?«
    Sie wandte sich an Huatl und forderte ihn mit einer Geste zum Sprechen auf. Es ging langsam, und Tarenaq musste beim Übersetzen oft innehalten, um nach den richtigen estoreanischen Worten zu suchen, aber sie gab ihr Bestes.
    »König Khurans Heere sind wieder in Bewegung. Sie stoßen rasch nach Westen vor wie ein wütendes Tier, das über Berg und Ebene trampelt. Sehr zahlreich sind sie nicht, aber grausam und zielstrebig. Blutdurst schimmert in ihren Augen, mehr sehen sie nicht. Hinter ihnen kommt etwas Böses, aber sie wagen nicht, vom Weg abzuweichen, obwohl die Furcht ihnen sagt, sie sollten sich zerstreuen. Sie werden über Eure Freunde herfallen. Ihr seid nicht bereit.«
    Roberto starrte Gesteris fassungslos an. Ihre Freude war im Nu dahin. Beide hatten genug Zeit mit Tarenaq verbracht, um ihre Worte richtig aufzufassen, und diese Botschaft war recht einfach.
    »Wo sind sie?«, fragte Roberto. »Wie weit sind sie schon vorgestoßen?«
    »Sie stehen jetzt, von hier aus gesehen, im Süden und Osten. Am Gor von Halor. Sie ziehen an unserer Südgrenze entlang. Vermutlich ist Goscapita ihr Ziel.«
    »Die Halorberge? Warum habt Ihr uns nichts gesagt, obwohl sie schon so nahe sind?«
    Tarenaq gab die Frage weiter, und Huatl runzelte die Stirn, als liege die Antwort klar auf der Hand.
    »Nur unsere Freunde erfahren, was wir sehen. Gestern war noch nicht aufgeschrieben, dass Ihr Freunde seid. Heute seid Ihr es.«
    Roberto verkniff sich eine scharfe Antwort und nickte nur. Dann wandte er sich abrupt an Gesteris.
    »Meine Mutter muss es sofort erfahren. Nimm deine Gruppe und die Proben mit. Neristus und D’Allinnius werden sie eher brauchen, als wir dachten. Schicke Brieftauben und schnelle Reiter. Wir müssen mobilmachen und haben keine Zeit mehr.«
    Gesteris presste die rechte Faust an die Brust. »Mein Arm und mein Herz gehören dir, Roberto. Was wirst du tun?«
    »Ich muss mich mit eigenen Augen überzeugen und ihre Zahl und die Bewaffnung einschätzen. Dann reise ich nach Gosland, um die Verteidigung zu organisieren. Gib auch ihnen Bescheid, dass ich komme.« Roberto klatschte die flache Hand aufs steinerne Geländer, neben dem er stand. »Der verdammte Khuran. Sollen die Windteufel seine Asche verstreuen. Wie konnte er nur so schnell seine Stärke zurückgewinnen?«
    Im Grunde glaubte er nicht daran. Vielleicht war es nur eine Finte, und die Sirraner hatten das Manöver falsch eingeschätzt. Es geschah jedoch höchst selten, dass sie so unumwunden

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