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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Auf einmal fiel ihm etwas ein. »Hat deine Mutter dir denn nicht erzählt, wie sich auch ihr Leben eines Tages ganz plötzlich geändert hat?«
    »Vater Kessians Tag«, erwiderte Kessian leise. »Wir feiern seinen Tag jedes Jahr.«
    Gorian lächelte wehmütig wie jedes Mal, wenn er sich an Westfallen erinnerte. An die Menschen, die er geliebt hatte und die ihn verstoßen hatten.
    »Es ist gut, seiner zu gedenken«, sagte Gorian. »Es ist schade, dass du ihn nicht mehr kennen gelernt hast. Aber wenigstens werden die anderen seine Erinnerung nicht besudeln, nicht wahr?«
    »Sie haben ihn geliebt.«
    »Genau wie ich.«
    »Warum hast du mich hergebracht?«
    »Um die Verheißung zu erfüllen. Um zu verwirklichen, was die Akademie und alle, die sie leiten, dir mit ihren Lehren verweigern wollen.«
    Kessian starrte ihn verständnislos an. In seinen Augen standen die Tränen, und seine Finger kneteten unablässig die dünne Decke.
    »Ich weiß nicht, wie ich es dir erklären soll«, fuhr Gorian fort. »Deine Mutter musste Westfallen verlassen und die Kraft in sich selbst finden. So erging es auch mir, Ossacer und Arducius. Wir waren damals alle unglücklich, aber heute wissen wir, wohin es uns geführt hat. Das Gleiche geschieht jetzt mit dir.«
    »Aber ich wollte doch nicht, dass es geschieht«, sagte Kessian.
    »Glaubst du denn, ich wollte es?« Gorian sprang auf. »Glaubst du denn, ich wollte, dass Kessian vor meinen Augen ermordet wird? Glaubst du, ich wollte aus meinem Haus gejagt werden? Glaubst du das wirklich? Dummes Kind. Wenigstens bist du hier in Sicherheit. Wir waren damals verloren, wir hatten keine Freunde und keine Zuflucht. Niemand will, dass so etwas geschieht. Es passiert eben einfach. Aber dann ist nur noch wichtig, wie man mit den Problemen zurechtkommt, auf die man stößt. Deine Mutter hat sich damit abgefunden, ich auch. Jetzt musst du dich anpassen.«
    Kessian sah ihn mit zitterndem Kinn an, er war den Tränen nahe.
    »Aber ich kann nichts tun. Ihr musstet einen Krieg verhindern. Du hast mich nur aus meinem Haus entführt. Ist das nicht mein einziges Problem?«
    Gorian setzte sich wieder. »Nein. Dein Problem dreht sich darum anzuerkennen, wer du bist, und dein Schicksal anzunehmen. Das bedeutet, dass du neben mir sitzt, während ich unsere Welt regiere.«
    Kessian riss überrascht die Augen auf, aber zugleich lächelte er auch.
    »Die Advokatin ist die Herrscherin. Das wird sie dir nicht erlauben.«
    »Nein?« Gorian zuckte mit den Achseln. »Mir ist klar, dass du mir nicht glaubst, aber eines Tages, sehr bald schon, wirst du nicht mehr lachen. Du wirst sehen, dass ich mehr über dich weiß, als du denkst. Du bist ein ganz besonderer Junge. Das einzige männliche Kind, das von den ersten Aufgestiegenen abstammt.«
    »Ich bin noch zu klein«, erwiderte Kessian. »Ich kann nicht viel tun.«
    »Wirklich?« Gorian sprach jetzt leise und voller Stolz. »Ich habe dich gefühlt, seit du geboren wurdest, obwohl ich Tausende Meilen entfernt war. Deshalb wusste ich auch, wann der richtige Augenblick gekommen war, um dich zu holen und zu befreien.«
    »Aber ich …«
    »Sch-scht.« Gorian legte einen Finger auf die Lippen. »Jetzt spreche ich. Hör mir zu. Du kannst viel mehr tun als alle anderen Aufgestiegenen in deinem Alter, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte Kessian scharf. »Jeder weiß, dass ich erst mit dreizehn oder vierzehn ganz erwachen werde.«
    »Die anderen, aber du nicht«, antwortete Gorian. »Deine Mutter schaut nicht hin, deshalb sieht sie es nicht. Aber ich habe hingeschaut. Ich habe es gespürt, obwohl ich so viele Meilen entfernt war, aber es war so kurz, dass es auch die Menschen in deiner Nähe nicht gespürt haben. Du bist erwacht, nicht wahr? Und es hat nur einige Stunden und nicht mehrere Tage gedauert, wie alle erwartet haben. Außerdem geschah es früh. Jahre vor der Zeit. Ich habe deine Lebensenergien berührt, ich weiß es. Leugne es nicht, Kessian. Du besitzt jetzt schon die Kraft.«
    Kessian ließ den Kopf hängen und kratzte sich am Kopf. Gorian legte ihm eine Hand unter das Kinn und zog seinen Kopf wieder hoch.
    »Was ist denn los?«
    »Das ist falsch«, rief Kessian. »Es hätte nicht passieren dürfen. Es bedeutet, dass ich nicht so bin wie die anderen. Ich bin nicht normal, mit mir stimmt etwas nicht.«
    Gorian holte tief Luft. »Schämst du dich dafür?«
    Kessian nickte. »Ich muss es verbergen, bis ich bereit bin.«
    »Nein, nein«, flüsterte Gorian, der dankbar das

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