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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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einfach an, Tsard sei in einer ähnlichen Lage wie die Konkordanz – keine Mittel, keine nennenswerten Heere, immer noch damit beschäftigt, die Wunden des letzten Krieges zu lecken, und davon überzeugt, eine erneute Invasion müsse noch für sehr lange Zeit als ausgesprochen dumme Idee gelten. Sie kannten die Tsardonier nicht, wie Mardov sie kannte.
    Die Botin nahm vor Mardovs Schreibtisch im kleinen Büro Haltung an. Sie war müde, hatte aber genug Zeit gefunden, sich zu waschen und die Kleidung zu wechseln. Die mittelgroße junge und eher unauffällige Frau wartete, bis ihr die Marschallin erlaubte, sich zu rühren.
    »Wie heißt Ihr?«, fragte Mardov.
    »Erste Botin Fleet Corvanov, Marschallin.«
    »Wirklich? Seid Ihr nicht ein bisschen jung für diesen Rang?«
    Corvanov errötete. »Ich reite gut«, räumte sie ein.
    »So viel ist klar, da Ihr so schnell gekommen seid.« Mardov hielt inne. »Sagt mir, ist an dieser Botschaft irgendetwas übertrieben?«
    »Nein, Marschallin.«
    »Und soweit wir wissen, ist es die Gallseuche?«
    »Wir sind nicht völlig sicher, aber Schiffsratten aus Tsard übertragen diese Krankheit gewöhnlich, wie die Ärzte sagen.«
    »Dann müssen wir das Schlimmste annehmen, was?«
    Corvanov senkte den Blick. »Ja, Marschallin.«
    Genau genommen war ein gezielter Angriff mit einem versuchten Schiff die einzig einleuchtende Erklärung, und daher kam auch nur die Gallseuche infrage. Mardov seufzte. Wystrial würde sich in eine Geisterstadt verwandeln. Die ansteckende Blutkrankheit wurde durch die Luft und über die Haut übertragen und schädigte auch die Lungen. Die Opfer erstickten oft an ihrer eigenen bitteren Galle.
    Neun von zehn Kranken starben binnen der ersten fünf Tage. Ihr Blut war vergiftet, die Organe wurden nicht mehr mit Nährstoffen versorgt und versagten. Es war ein schrecklicher, qualvoller Tod. Mardov war nur deshalb sicher, dass Corvanov die Krankheit nicht übertragen konnte, weil die Botin noch lebte. Die gute Seite, falls es überhaupt eine gab, war die, dass die Keime in der Luft ohne einen neuen Wirt nicht weit fliegen konnten und rasch abstarben.
    »Wie wirkungsvoll ist die Quarantäne?«, fragte Mardov.
    »Sie war schon in Kraft, als ich aufgebrochen bin, aber einige könnten entkommen sein«, berichtete Corvanov. »Wir sind alle erleichtert, dass Wystrial so abgelegen ist.«
    »Das ist richtig. Verdammt, dies ist selbst für tsardonische Begriffe hinterhältig. Gibt es Berichte, dass sich Schiffe vor der Küste sammeln?«
    »Nichts«, sagte Corvanov.
    »Noch etwas verwirrt mich. Hafenmeister Lianov hat die Botschaft ergänzt … hier: ›Sie zeigten sich unempfindlich für unsere Pfeile, obwohl sie offenbar keine Rüstung trugen. Als wir das Schiff enterten, nachdem die Ratten in die Stadt entwichen waren, fanden wir jedoch alle an Bord tot vor.‹ Haben sie sich selbst das Leben genommen?«
    »Das entspricht nicht dem, was ich erfahren habe, Marschallin«, widersprach die Erste Botin. »Wenn die Berichte zutreffen, dann waren sie alle schon seit mehreren Tagen tot. Die Verwesung hatte bereits eingesetzt.«
    »Wie bitte?«
    »Es tut mir leid, Marschallin, aber das war das Letzte, was ich hörte, bevor Lianov mich eilig losschickte, um die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass ich mich anstecke.«
    »Das verstehe ich nicht. Wer den Bericht auch verfasst hat, er muss sich geirrt haben. Vielleicht gab es Schwierigkeiten auf dem Schiff, oder sie sind alle selbst an der Seuche gestorben. Allerdings frage ich mich, welcher Mann freiwillig in den Tod segelt.« Mardov schüttelte den Kopf. »Wie geht es Lianov?«
    »Das weiß ich nicht. Er wollte sich der Station des Botendienstes nicht nähern, sondern rief vom Tor aus die Botschaft herein und ließ sie mich vorlesen. Deshalb trägt sie auch kein Siegel.«
    »Das dachte ich mir schon. Nun, was wir zu tun haben, ist recht einfach. Ich zweifle nicht daran, dass Tsard über Wystrial und die Ostküste einfallen will. Corvanov, ich lasse Euch die Wahl. Entweder Ihr bringt meine Botschaften nach Estorr und sprecht mit Schatzkanzler Jhered und der Advokatin, oder Ihr geht an der Spitze der Truppen, die ich aufbieten kann, nach Wystrial, um den Hafen zu verteidigen. Wie entscheidet Ihr Euch?«
    Corvanov zuckte mit den Achseln. »Wystrial ist meine Heimat. Ich möchte nirgends sonst sein.«
    »Eine gute Antwort. Ruht Euch etwas aus und nehmt morgen früh Eure Befehle in Empfang. Aber bevor Ihr aufbrecht, sollt Ihr den

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