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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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wünschte, du wärst es.«
    Jhered starrte seine Schuhe an, während der Wind die Taue und das Segel knattern ließ.
    »Ich wünschte es auch«, sagte und streichelte ihre Wange. »Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen.«
     
    Megan Hanev, die neue Marschallverteidigerin von Atreska, hatte die schlimmsten fünfzig Tage ihres Lebens hinter sich, und wenn sie General Davarovs Miene betrachtete, dann würde sich die Lage nicht bessern. Eine endlose Prozession des Elends, anders konnte man ihre Rundreise durch Atreska nicht bezeichnen. Überall Verzweiflung und Armut. Sie hatte so viele zerstörte Hoffnungen gesehen. Ihr Land lag in Trümmern.
    Im Grunde erkannte sie es kaum wieder. Nur Haroq war weitgehend intakt geblieben. Draußen vor der Hauptstadt aber waren die Felder von Unkraut überwuchert, obwohl sie doch hätten für die Aussaat vorbereitet werden sollen. Auf einigen hätten sogar schon die ersten Knospen des Frühjahrs sprießen müssen. Die Straßen waren ähnlich verfallen, die Hauptstraßen des Reichs rissig und schlecht unterhalten, die Nebenstraßen waren kaum mehr als Schlammlöcher voller Wagenspuren. In den Städten und Dörfern zerfielen die Basiliken zu Schutt, die Foren waren verunstaltet, die Steine als Baumaterial herausgebrochen. Die Häuser der Masken waren niedergebrannt und entweiht.
    Alles, was die Konkordanz in Atreska aufgebaut hatte, war systematisch zerstört oder geplündert worden. Es würde noch ein weiteres Jahrzehnt dauern, um alles wiederherzustellen. Megan fragte sich ernsthaft, ob das Land überhaupt noch den Willen dazu besaß. Die Flüchtlinge reisten nach Norden, Süden und Westen, um in anderen Gebieten der Konkordanz ihr Auskommen zu finden, nachdem nun die Grenzen wieder geöffnet waren. Viele hatten sich sogar nach Tsard im Osten abgesetzt. Selbst dies konnte sie verstehen.
    Doch die Leute machten umgekehrt ihr Vorwürfe. Oder vielmehr der Konkordanz, die sie im Stich gelassen hatte, als die Tsardonier das Land besetzt und Yurans Protesten zum Trotz ausgeplündert hatten. Am stärksten war Megan über diejenigen betrübt, die geblieben waren und ein so erbärmliches Dasein fristen mussten. Die Not diktierte das Leben, und die Menschen waren abweisend und angriffslustig, jederzeit bereit, um das zu kämpfen, was sie für ihr Eigentum hielten.
    Jetzt drehte sich das große Rad, die Konkordanz war wieder hier und versuchte, Ordnung zu schaffen und Atreska wieder so einzurichten, wie es vor dem Krieg funktioniert hatte. Doch sie erkannte die Ablehnung in den Augen der Bürger und wusste nicht, wie sie die Menschen besänftigen sollte.
    Megan hatte an unzähligen Beratungen teilgenommen und die Bitten um Unterstützung und Hilfe angehört. Doch wenn sie andeutete, dass die Streitkräfte und Verwalter der Konkordanz durchs Land ziehen und genau dies bewerkstelligen würden, wurde sie oft niedergebrüllt. Die Leute konnten nicht erklären, was sie wirklich wollten. Megan wusste es, und sie wusste auch, dass die Menschen es nie bekommen würden. Zehn Jahre der Misswirtschaft hätten ihnen zeigen sollen, dass der Zustand, den sie für Unabhängigkeit hielten, ihnen keinerlei Fortschritt brachte.
    Jetzt stand sie vor dem wichtigsten Grenzübergang nach Tsard und sollte sich schon wieder etwas anhören, das sie nicht hören wollte. Die Advokatin hatte bereits deutlich gemacht, dass Megans Aufgabe unerfreulich werden würde, und sie hatte recht behalten. Herine Del Aglios neigte gelegentlich zu Überreaktionen, aber wenn es um Staatsangelegenheiten ging, irrte sie sich nie.
    »General Davarov«, sagte Megan und legte die kurze Strecke von ihrer Kutsche zu dem atreskanischen Helden mit der tonnenförmigen Brust zurück.
    Er war eine der Schlüsselfiguren des Siegs in Neratharn gewesen, mit dem der Vorstoß der Tsardonier endlich aufgehalten worden war. Er würde seinen Platz in der Geschichte finden, wenn er seinen Zyklus vollendet und in die Erde zurückgekehrt war. Schon jetzt stellten die Menschen seine Statuen und Büsten in den Fluren der konkordantischen Machtzentren auf. Sie empfand Ehrfurcht vor ihm, und er wusste es. Stolz stand er vor dem Tor der Grenzfestung unter der Flagge der Konkordanz, dem hochsteigenden Schimmel vor den überkreuzten Speeren. Seine Rüstung glänzte im Sonnenlicht, und sein dunkelblauer, grün abgesetzter Mantel flatterte leise im Wind.
    »Meine Marschallin«, sagte er und schlug sich die rechte Hand auf die Brust. »Ich hoffe, Ihr hattet trotz

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