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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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sofort wieder auf, Harkov folgte seinem Beispiel und brüllte einige Befehle.
    Die Tsardonier waren in den Gängen. Sie kamen.
    »Aber wo, in Gottes Welt, ist Gorian?«, murmelte Mirron.
    Eine Woge von Fäulnis und Übelkeit raubte ihr den Atem. Die Temperatur in der Höhle sank deutlich ab, ihr Atem stand als Wolke vor dem Gesicht. Das Feuer zischte, dann brannte es weiter. Überall in der Höhle flackerten die Flammen, und einige erloschen ganz. Jhered unterbrach sich und hockte sich neben sie.
    »Mirron, fehlt dir etwas? Was ist los?«
    »Gott umfange mich, es fühlt sich an, als würde ich in verfaulter Luft ersticken«, sagte sie. »Er ist hier. Er ist nahe, und er tut etwas. Etwas Großes. Ich kann nicht …«
    Wieder sank die Temperatur. Blitzschnell und sehr tief. Die Feuchtigkeit gefror auf den Felsen, auf der Insel wurden ungläubige und ängstliche Rufe laut. Mirron richtete sich auf und blickte zum See.
    »Oh guter Gott, geleite mich zur Ruhe«, keuchte sie.
    Eis. Vom Abfluss des Sees aus breitete es sich wie eine Welle aus, die auf ein sandiges Ufer trifft. Gorian ließ den See zu Eis gefrieren.

 
18

    859. Zyklus Gottes,
    25. Tag des Genasauf
     
    D as ist eine Brücke!« Jhered rannte schon zur Insel hinunter, um sich Gehör zu verschaffen. »Er will das Eis auf dem See als Brücke benutzen!«
    Mirron stand nur da und starrte hinab. Unbewusst hatte sie die Energie des Feuers vor ihren Füßen genutzt, um sich zu wärmen, während das Eis über die Wände von Inthen-Gor und über den See gekrochen war. Gorians Einfluss auf den See fühlte sich für sie an, als wollte ihr jemand die Haut von den Knochen reißen. »Wie kann er nur solche Kräfte kontrollieren?«, flüsterte sie. »Wie ist das möglich?«
    Der See war riesig, der Abfluss breit und tief. Dies alles zu vereisen war ein Werk, das sogar für alle vier zu groß gewesen wäre. Sie schauderte, und dies hatte nichts mit der Kälte zu tun. Sie war wie gelähmt, fühlte sich hilflos und konnte nur noch das wandernde Eis anstarren. Wie hypnotisiert. Schneller, als ein Mann laufen konnte, breitete es sich von Süden nach Norden übers Wasser aus.
    Sie ließ den Blick wieder zur Insel wandern, wo die Rufe immer lauter wurden. Karku und Estoreaner wichen vom Ufer zurück. Es spielte keine Rolle, welche früheren Erfahrungen sie mit Aufgestiegenen hatten, so ein Werk hatte noch niemand gesehen. Auch sie selbst nicht. Sie starrte die verängstigten Gesichter an. Einige in der Nähe hatten sogar vergessen, die Waffen zu ziehen.
    Unterdessen brüllten Jhered und Harkov Befehle, um irgendeine Art von Ordnung herzustellen. Sie schreien die Verteidiger an, über das Eis zu blicken und sich auf das vorzubereiten, was danach käme. Doch ihre Worte verloren sich im zunehmenden Lärm, da die Leute allmählich in Panik gerieten.
    Dennoch übte dieses Ereignis auch eine Faszination aus, die Mirron nicht abstreiten konnte. Das kranke Gefühl im Bauch, das ihr langsam in die Kehle stieg, verriet ihr, dass die Toten nahe waren. Sie malte sich aus, wie die lebenden Leichen unter Gorians Kontrolle marschierten und sich unerbittlich näherten, genau wie Harban es beschrieben hatte.
    Allerdings konnte Mirron sich nicht recht vorstellen, wie Gorian es schaffte, die Toten zu kontrollieren und gleichzeitig das Eis zu formen. Das hätte nicht möglich sein sollen. Sämtliche Forschungsergebnisse im Pantheon des Aufstiegs sagten, dass dies nicht möglich sei.
    Sie konnte nicht anders. Sie tastete nach der Energiestruktur, die Gorian benutzte, um das Eis weiterzutreiben. Sie war schön und trug den Stempel seiner Persönlichkeit. Er war schon immer derjenige unter ihnen gewesen, der am genauesten gearbeitet hatte. Es gab nur wenige abirrende Energiebahnen. So wenig Flattern am Rand der Struktur. Er verschwendete seine Kräfte nicht.
    Gorians Energiebahnen erstreckten sich unter und über dem See. Im Zentrum waren sie dunkel, an den Rändern herrschte ein blendendes Hellblau vor. Sie konnte sofort erkennen, was er getan hatte. So einfach und so wirkungsvoll. In einem anderen Leben wäre Vater Kessian stolz auf ihn gewesen. Er zog die lebendige Energie aus dem Wasser, verleibte sie sich ein und strahlte sie ab. So blieb die Aura einer eiskalten Dusasnacht zurück, und ohne die Kraft des Lebens, die sich dagegen aufbäumen konnte, musste das in der Struktur gefangene Wasser gefrieren.
    Mirron suchte weiter und arbeitete sich tiefer hinab, hin zu dem Tunnel mit dem Abfluss, wo

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