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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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Schritt zurückweichen; er selbst würde gleich zu ihnen stoßen. Ein Boot wartete auf ihn.
    »Dummes Mädchen«, murmelte Mirron verlegen.
    Das Eis schmelzen. Ganz einfach.
    Die Hitze war in ihr, das Feuer vor ihren Füßen und die Flammen, die in der Höhle brannten und den Vorstoß der gespenstischen Armee beleuchteten, lieferten genügend Wärme. Und ihre Ziele waren überall.
    »Sie sind über dem tiefen Wasser«, rief Jhered zu ihr herauf. »Sei nachsichtig mit den Toten. Verbrenne sie nicht. Sie können immer noch die Umarmung Gottes spüren.«
    »Nein, Paul«, sagte sie leise und ließ die Flammen zusammenfließen und durch ihren Körper donnern, um sie mit jedem Herzschlag weiter zu verstärken. Sie formte die Energie und richtete sie nach vorn. »Auf das Maul des Untiers.«
    Als schimmernde Linie zog die Wärme durch die Luft bis zum Abfluss des Ewigen Wassers. Darunter strömten die Toten auf das Eis und strebten zur Insel. Fast unsichtbar schoss die Hitze in zwei großen Bahnen hinab, den anmutigen Flügeln eines großen Schmetterlings nicht unähnlich. Die ersten Ausläufer trafen das Eis.
    Ohne etwas zu bemerken, zogen die Toten weiter, während der eisige Grund unter ihnen angegriffen wurde. Dampf stieg von der Seeoberfläche in die kalte Luft auf. Wasser schwappte über ihre Füße. Immer mehr rutschten aus und stürzten, standen aber unbeeindruckt wieder auf. Sie wussten nicht, was sie taten. Gorian hatte sein Werk gut verrichtet. Das Eis war tief und fest. Mirron verstärkte die Wärme, trieb ihre Energiebahnen hinab und verbreiterte sie. Schließlich erfassten sie den ganzen Abfluss und wuchsen weiter. Die Dampfwolken wurden dichter und verhüllten die anrückenden Toten.
    Sie fühlte sich sehr lebendig, als die Energie durch sie brandete. Es war lange her, dass sie ihre Fähigkeiten in einem solchen Ausmaß eingesetzt hatte. Ein Ruck verriet ihr, dass die Eisdecke durchbrochen war und die Wärmestrahlung das reine Wasser des Sees darunter erreicht hatte. Dort war Energie, die sie nutzen konnte. Sofort gab sie einige Feuer in der Höhle frei, damit sie sich wieder erholen konnten, und nahm die schlummernde Kraft des Ewigen Wassers in Anspruch.
    Sie strömte durch sie hindurch, diese mächtige Kraft, die nur darauf wartete, angezapft zu werden, und Mirron öffnete sich für sie, entspannte sich und formte die dunkelblauen Bahnen zu den gröberen Linien ihrer Wärmekonstruktion um. Die neue Energiestruktur verstärkte die Hitze und speiste sich sogar aus dem Eis, bis es sich wieder in Wasser umwandelte, das in der Höhle und am Abfluss dichte Dampfwolken bildete.
    Endlich erschienen Risse und Sprünge in der Eisfläche. Das Gewicht der Toten beschleunigte den Zerfall, und das Ergebnis war unausweichlich. Das Eis brach, die Toten stürzten ins kalte Wasser. Einige Schollen kippten sogar um und warfen die hilflosen, ausdruckslos wandelnden Toten ab, die noch einen Moment mit den Armen ruderten, ehe ihre Rüstungen sie auf den Grund des Sees zogen.
    »Dort könnt ihr wieder die Umarmung Gottes spüren«, flüsterte Mirron.
    Doch sie war noch nicht fertig. Auch jenseits des Sees musste sie das Eis schmelzen, wenn sie Gorians Vorstoß wirklich abwehren wollte. Außerdem musste sie einen Weg finden, um Kessians Werk zu stören, das er, wie sie betete, unwissentlich vollbrachte. Im flachen Wasser wateten zudem noch einige Tote. Spritzend kamen sie heran und wollten die von Harkov angeführten Karku angreifen. Irgendetwas zerrte an ihr. Sie war nicht die Einzige, die die Energie des Sees beanspruchte, und der fremde Einfluss wurde stärker.
     
    Harkov sah die Masse der Toten, Tausend und mehr, ins Wasser stürzen und untergehen. Der Dampf hüllte sie ein, keiner gab auch nur einen Laut von sich. Mit den wenigen, die noch übrig waren, konnten sie sicher fertig werden.
    »Gesegnet seist du, Mirron«, sagte er.
    Die verängstigten Karku gewannen sogar etwas Selbstvertrauen zurück.
    »Haltet die Stellung!«, rief er, und Harban übersetzte für ihn. Die Karku antworteten. Auch seine eigenen Soldaten, die zwischen ihnen standen, schöpften neuen Mut. »Jetzt sind sie uns unterlegen. Schlagt fest zu. Wenn wir sie jetzt aufhalten, helfen wir ihnen, zu Gott zurückzukehren.«
    Schaudernd betrachtete er die Toten, die sich ihnen immer noch näherten. Männer und Frauen in den zerlumpten Uniformen der Konkordanz. Karku in zerfetzten Pelzen. Ihre Gesichter waren von Erfrierungen geschwärzt, sie hatten klaffende

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