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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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für ein hässliches Wort.« Kell musste grinsen. »Wir nennen es lieber Verhandlungsgeschick.«
    »Eines Tages werde ich euch fragen, wie ihr euch die Aufgaben teilt und die Legion bei Laune haltet. Oder ich werde lieber Adranis unter vier Augen danach fragen.«
    »Das ist jetzt aber nicht so wichtig, oder?«, erwiderte Nunan. »Wir gehen davon aus, dass du das Oberkommando über die Verteidigung von Gosland übernimmst.«
    Jetzt, da es so weit war, fühlte Roberto sich unbehaglich, als er vor zwei so fähigen Leuten saß.
    »Wir können sicher so zusammenarbeiten, dass es uns allen nützt«, sagte er.
    »Aber keineswegs«, erwiderte Nunan. »Es ist uns eine Ehre, dich als Oberbefehlshaber hier zu haben. Du musst das Kommando übernehmen. Ein Blick in Adranis’ Gesicht zeigt, welchen Einfluss dies auf die Moral hätte.«
    »Komm schon Roberto, nun tu nicht so schüchtern.«
    »Du wirst bald Latrinen ausheben, kleiner Bruder.«
    Alle lachten. Roberto schenkte sich nach und hob sein Glas. Dieses Mal hatte er sich wieder für Wein entschieden.
    »Wir wollen auf die Advokatin, die Bärenkrallen und die unausweichliche Niederlage der Tsardonier anstoßen.«
     
    Die Garde des Aufstiegs und die Leviumkrieger hatten Brennstoff mitgebracht. Überall in der Höhle brannten Feuer wie funkelnde Sterne in einem winzigen Firmament. Doch es blieb kalt. Die Kälte kroch ihnen in die Knochen und schwächte alle Muskeln. Von ihrem Aussichtspunkt, hoch in der Südwand der Höhle, konnten sie die ganze Insel und den Abfluss des Sees im Norden überblicken.
    Mirron staunte über einen Anblick, den, wie sie wusste, kein Karku jemals zu sehen erwartet hätte.
    Dankbar für die Wärme des Feuers, an dem sie mit Jhered, Harkov und Harban saß, ging Mirron die Ergebnisse eines Tages voll fieberhafter Planungen durch. Den ganzen Tag über waren Karku in Inthen-Gor eingetroffen und hatten neue Nachrichten über den Vorstoß der Feinde mitgebracht. Es waren beunruhigende Berichte, denn die Karku hatten die tsardonische Armee verfolgt und immer wieder in Scharmützel verwickelt, während die Toten allem Anschein nach völlig verschwunden waren. Kein Späher konnte erklären, wo sie abgeblieben waren, und kein Karku, der tapfer genug gewesen war, um ihnen zu folgen, war zurückgekehrt.
    Die Karku drängten sich auf der Insel und hatten sämtliche hierher führende Tunnel besetzt. Boote patrouillierten auf dem See, falls die Gegner durch einen Zufluss kämen. Im Zentrum standen die zweihundert estoreanischen Kämpfer, halfen mit Ratschlägen und unterwiesen die Karku im Umgang mit Waffen und in Taktik. Angesichts der kurzen Zeit war es ein fast hoffnungsloses Unterfangen, aber es konnte doch einen kleinen Beitrag leisten, um die kommende Schlacht zu ihren Gunsten zu entscheiden. Schmerzlich laut hallte es manchmal zwischen den zerklüfteten Felsen, die Inthen-Gor umgaben.
    Mirron kostete die Energie. Sie schmeckte fieberhaft oder nervös und war von einer gewissen Resignation getragen, die an eine Niederlage denken ließ. Inzwischen waren die Tsardonier sicher schon in so viele Zugänge eingedrungen, wie es ihnen nur möglich war. Irgendwo dort oben kämpften die Karku und wurden besiegt.
    Furcht hatte die Karku ergriffen, breitete sich wie eine ansteckende Krankheit in allen Bergen aus und strömte unaufhaltsam in alle Täler hinab. Harban fand mutige Worte und zeigte Willenskraft, doch nicht alle seiner Landsleute folgten seinem Beispiel. Sie sahen ihren Untergang kommen, tuschelten ängstlich miteinander und beobachteten voller Sorge die Zugänge und Zuflüsse der Höhle.
    Es waren nicht genug gekommen, um eine letzte Bastion gegen die Armee der Toten zu errichten. Zu viele hatten sich in Verstecke tief unter der Erde oder auf Bergen zurückgezogen, die kein Tsardonier und kein marschierender Toter erreichen konnte. Nun würde geschehen, was geschrieben stand, und die meisten warteten ergeben auf das Ende. Diese Haltung machte Jhered fuchsteufelswild, und er hatte es Harban in den letzten Tagen öfter spüren lassen. Manchmal war sogar Mirron zusammengezuckt, als sie die scharfen Worte gehört hatte. Er begriff nicht die Grundlage des Glaubens der Karku. Harban nahm jedoch alles hin, wie auch jetzt wieder. Wahrscheinlich war er der Einzige, der sich darauf freute, dass die Schlacht bald beginnen würde. Dann würde ihm wenigstens Jhered nicht mehr in den Ohren liegen.
    »Gott hilft denen, die sich selbst helfen«, sagte Jhered.
    »Dein Gott

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