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Die dunkle Armee

Titel: Die dunkle Armee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barclay
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bist. Dabei muss sie dich nur am Lehren hindern. Was würdest du dann tun?«
    »Und dein Problem ist, dass du nichts dagegen tust, wenn sie uns als Waffen einsetzen will, obwohl wir für das Gegenteil geboren sind. Würden wir uns ihr geschlossen widersetzen, dann müsste sie nachgeben. Außerdem kann sie mich nicht am Lehren hindern.«
    »Nein? Du müsstet ziemlich laut schreien, wenn du in der Zelle sitzt, Ossacer.«
    »Das würde sie nicht tun. Das würde sie nicht wagen.«
    »Gott bette mich zur Ruhe!« Arducius klatschte die Hände auf die Stuhllehne und stand auf, um sich ein paar Schritte zu entfernen und sich zu beruhigen. »Wie kannst du nur so naiv sein?«
    »Ich bin nicht naiv.«
    »Ossie, du kannst tiefer nachdenken als wir anderen zusammen. Deine Prinzipien leiten uns wie ein Leuchtturm. Aber du darfst dich nicht von ihnen blenden lassen und die Realität übersehen. Sie wagt es nicht? Sie ist die Advokatin und kann tun, was immer ihr gefällt. Du musst endlich mal begreifen, wie sie denkt.«
    »Wie denn?«
    Wieder biss Arducius sich auf die Lippe und verzichtete darauf, seinem halsstarrigen Bruder eine zornige Antwort entgegenzuschleudern. »Beispielsweise müsstest du einsehen, dass sie alles tun würde, um die Konkordanz zu retten. Sie hat uns im letzten Krieg eingesetzt, obwohl sie wusste, dass es die Kanzlerin gegen sie aufbringen würde. Sie hat uns nach Estorr geholt, weil sie erkannt hat, wie sehr wir von Nutzen sein konnten. Wenn wir ihr jetzt, in der Zeit größter Not, nicht das geben, was sie will, was wird sie dann wohl deiner Ansicht nach tun?«
    »Wir müssen bereit sein, für unsere Überzeugungen zu sterben«, sagte Ossacer gleichmütig.
    »Aber niemand verlangt von uns, dass wir unser Leben aus reiner Halsstarrigkeit wegwerfen. Die Aufgestiegenen müssen auf das vorbereitet werden, was die Konkordanz von ihnen verlangen wird, und dazu wird es zweifellos kommen.«
    »Du kannst mir nicht den Mund verbieten, Arducius.«
    »Dann wirst du nicht weiter unterrichten und keinen Kontakt mehr mit unseren erwachten Aufgestiegenen haben.«
    Ossacer erschrak. »Du hast nicht das Recht …«
    »Wenn ich sehe, dass mein Bruder auf einem Irrweg ist, dann habe ich jedes Recht«, erwiderte Arducius. »Hesther wird mich hierin unterstützen. Zwinge uns nicht dazu. Ich sage ja nicht einmal, dass du nur über das Schmerzfinden und über nichts anderes mit ihnen reden darfst, aber spare dir doch deine Rhetorik. Du ziehst uns alle hinunter.«
    »Hinunter?« Ossacers Miene verriet seine Verachtung. »Du kannst nicht tiefer sinken, Bruder. Du bist so sehr der Lakai der Advokatin wie irgendeiner ihrer Liebhaber.«
    »Ich will nur tun, was meine Advokatin von mir verlangt«, erwiderte Arducius vorsichtig.
    »Und wenn sie dich um einen Blitz bittet, um die Feinde zu erschlagen, und um ein Unwetter, um ihr Blut vom Schlachtfeld zu spülen, wirst du es tun?«
    Ossacer starrte ihn mit so leidenschaftlichen Augen an, dass man für einen Augenblick seine Blindheit fast vergessen konnte. Arducius war klar, dass Ossacer die geflüsterte Antwort auch an seiner Aura ablesen konnte.
    »Wenn das unsere Feinde von den Toren der Konkordanz abhalten würde, ja. Dann würde ich es tun.«
    »Ich wusste es. Schade, dass ein so starker Mann solche Schwäche zeigt. Brüchige Knochen, ein brüchiger Wille.«
    Arducius fuhr auf, er fühlte sich, als hätte er ein Messer in den Bauch bekommen. Ossacer senkte den Blick.
    »Entschuldige, Ardu. Ich wollte dich nicht verletzen, so meinte ich das nicht.«
    »Wie hast du es dann gemeint, Ossacer?«
    »Ich glaube …«
    »Du hast für einen Tag genug gesagt.« Arducius wandte sich zum Gehen, aber als er die Tür fast erreicht hatte, fiel ihm noch etwas ein. »Ossie, du bist mein bester Freund und mein Bruder, und ich liebe dich. Aber manchmal stellst du meine Zuneigung auf eine harte Probe. Glaubst du denn wirklich auch nur einen Augenblick in deinem klugen, erhabenen Kopf, dass ich nicht leide, wenn ich als Aufgestiegener gebeten werde, für die Konkordanz zu töten? Glaubst du, ich könnte irgendwie den Albträumen entkommen, in denen ich sehe, was wir damals in Atreska getan haben? Doch wenn nötig, werde ich mich für das kleinere Übel entscheiden, um das Ganze zu retten, und dass solltest auch du tun. Ich habe Gorian dafür gehasst, dass er dich wegen deiner Blindheit verhöhnt hat, und ich erinnere mich, dass er einmal sagte, du seist nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich

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