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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Amanda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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möchte dich nur bitten, in Ruhe darüber nachzudenken und nichts Unüberlegtes zu tun. Du bist nun eine von uns und ich möchte, dass du dir und uns eine Chance gibst.«
    Ich küsste sie auf die Wange und überließ sie der Auseinandersetzung mit ihrem Schicksal. Sobald ich mit Friedrichaus dem Haus ging, würde Klara nach ihr sehen. Vielleicht war sie die Richtige, um ihr Hoffnung zu machen. Denn sie war überaus zufrieden mit ihrem Schicksal, weil sie und Friedrich sich nun bis in alle Ewigkeit lieben durften. Einem jungen Mädchen wie Lysette musste doch diese romantische Dimension des Vampirismus ebenfalls reizvoll erscheinen. Liebe war das Einzige, was wir unserem Trieb entgegensetzen konnten … Wenn sie das begriff, musste sie doch auch für sich Hoffnung schöpfen.
     
    Wir liefen weit und schnell mit unserer kleinen Last auf Friedrichs Schultern. Bis zu einem Betrieb, der in großen Tanks Säure gebunkert hatte. Dahinein warfen wir das Mädchen und sahen zu, wie die Säure es zischend und brodeln zersetzte, bis nichts mehr von ihm übrig war. Ich konnte den Blick nicht abwenden und Friedrich ging es nicht anders, so als wäre es eine selbst auferlegte Bestrafung für unsere schreckliche Tat.
    »Ich schäme mich so unendlich«, sagte ich, als wir die schmale Metallleiter, die zum oberen Rand des Tanks führte, wieder herabgeklettert waren. »Das arme süße Ding. Es ist so ungerecht! Warum können wir nicht diesen Hitler beißen und die Welt von ihm befreien, statt so einem unschuldigen kleinen Mädchen das Leben zu nehmen?«
    Friedrich zuckte die Schultern. »Du weißt ja, wie Klaras Angriff auf Goebbels endete.«
    Natürlich war mir die Vergeblichkeit einer solchen Bemühung bewusst. So hüllten wir uns schweigend in unsere Schuld und machten uns deprimiert auf den Heimweg.
     
    Allerdings suchten wir nach diesem Zwischenfall wieder einmal verstärkt nach alternativen Möglichkeiten, als Vampirezu überleben. Nachdem wir die Nazis im Umkreis von Blankensee bereits gehörig dezimiert hatten, rief das zusätzliche Verschwinden des kleinen Mädchens natürlich Polizei und Gestapo auf den Plan. Wir wurden von nun an ständig observiert und schließlich durch permanente Überraschungskontrollen auch handfest schikaniert. Die Gefahr für unsere illegalen Gäste wuchs dadurch natürlich noch zusätzlich.
    So dachten wir wieder einmal darüber nach, ob es nicht möglich wäre, unser unseliges Erbe zu bekämpfen und den Zwang zu blutiger Ernährung, insbesondere mit Menschenblut, zu entkommen. Mit reiner Abstinenz war es jedoch nicht getan, denn wenn wir nicht tranken, so alterten wir, und Friedrich und ich hatten stets den entsetzlichen Anblick von Estelle vor Augen, und niemand, der sie gesehen hätte, könnte uns verdenken, dass wir uns dieses Schicksal nicht antun wollten. Andererseits waren wir auch voller Skrupel, und egal ob ein Mensch ein verachtenswerter Nazi war, der den Tod hundertmal verdient hatte, oder nicht, er war ein Mensch, den wir nicht einfach auslöschen durften. Lysettes Reaktion hatte uns das noch einmal eindrücklich klargemacht. Auch Klara sah das im Grunde so, und darum begannen wir mit Tierblut zu experimentieren, stellten die aufwendigsten Mischungen her und hofften, irgendwann erfolgreich zu sein und von menschlichem Blut unabhängig zu werden.
    Aber ebenso wenig, wie wir den monatlichen Verwandlungsprozess von Conrad und Lysander aufhalten und nur durch schwere Ketten qualvoll bändigen konnten, erzielten wir hier einen wirklichen Fortschritt.
    So zogen wir unsere Kreise immer weiter und mussten schließlich doch wieder der Ernährung halber nach Berlin fahren.
    Wir nahmen Lysette mit, denn es schien mir wichtig, ihr zu zeigen, dass wir nicht wahllos mordeten, um unseren Trieb zu befriedigen, sondern durchaus überlegt und verantwortungsvoll vorgingen.
    »Auch wenn wir an den Führer selbst nicht herankommen, so bekämpfen wir ihn doch dadurch, dass wir Regimegegnern Unterstützung gewähren und für unsere Blutmahlzeiten seine Handlanger aussuchen.«
    »Dadurch betäubt ihr nur euer schlechtes Gewissen und spielt euch auch noch als Helden auf«, warf Lysette uns jedoch vor. »Mir macht ihr nichts vor. Wen habt ihr getötet, als es noch keine Nazis gab?«
    »Zentrumsabgeordnete«, sagte Friedrich zynisch.
    Wir sahen jedoch ein, dass Lysette vorerst nicht zu bewegen sein würde, einen weiteren Menschen auszusaugen, und so zog sich jeder von uns rasch zur Nahrungsaufnahme zurück. Danach

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