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Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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begehrende Weib noch die blutlüsterne Vampirin in mir zügeln zu können.
    So zog ich die Beine an und umschlang sie mit meinen Armen. In dieser Stellung verharrte ich wie versteinert und beschränkte mich darauf, Friedrich nur noch mit meinen Blicken zu streicheln.
    Sein Haar, durchgeschwitzt und feucht, klebte ihm an der Stirn. Die Lider waren geschlossen. Aus dem halb geöffneten Mund drang leise röchelnder Atem zwischen den Lippen hervor. Ich konnte nicht anders, ich musste ihn wie unter einem inneren Zwang doch wieder berühren und fuhr mit dem Mittelfinger meiner rechten Hand die Konturen seines Mundes ab und fragte mich, wie ein Mann solche wundervoll geschwungenen Lippen haben konnte? So weich und voll …
    Überhaupt gab es in Friedrichs schlafendem Gesicht nicht einen harten Zug. Jede zynische Falte, die ihm sein gelegentlicher Sarkasmus hineinzeichnete, war jetzt verschwunden. Wieder verwunderte es mich, wie jung er doch war, und ich spürte immer drängender, wie sehr ich ihn begehrte, wie mich dieses Unverbrauchte, jaUnverdorbene an ihm in einem Maße faszinierte, dass mein Verstand sich ausschaltete und gänzlich dem Gefühl das Feld überließ.

    Eine schmerzliche Sehnsucht und unendliches Verlangen überwältigten mich, und tief in meinem Inneren stiegen Bilder an meinen ersten Buhlen auf, der durch den Landgrafen von Przytulek von mir gerissen worden war, bevor wir uns einander in Liebe hatten nähern können. Er war ein Bauernbursche von kräftigem Körperbau, aber zarter Seele und arbeitete im Dienste des Landgrafen. Bei einem Dorffest warf er ein Auge auf mich, und da auch er mir gef iel, begab er sich zu dem Landgrafen, um seine Erlaubnis für eine Hochzeit zu erbitten. Ich sah ihn zur Burg hineingehen, jedoch niemals wieder heraus. Stattdessen zerrten mich des Grafen Helfersknechte vor sein Lager, wo er von mir das Recht der ersten Nacht und vermutlich auch vieler weiterer Nächte forderte … Er war hässlich, fett und stank, und als ich nach meinem Liebsten fragte, da spie er auf den Boden und fluchte: »Zur Hölle mit ihm, mein bist du, Weib! Ihn fressen bereits die Maden …«
    Er fasste mich an, und wahnsinnig vor Schmerz über meinen Verlust griff ich nach seinem Dolch. »Dann folgt ihm in die Hölle, Graf !«, schrie ich wie von Sinnen und führte das Messer zu seinem Hals …
    Die Tat war vergebens und kostete auch mich das Leben.

    Mein tiefer Seufzer weckte Friedrich und wieder tastete er mit geschlossenen Augen nach mir und zog mich näher an sich heran. Wie tröstlich waren mir doch die Wärme seines Körpers und der rhythmische Schlag seines starken Herzens.
    Ich begann ihn erneut zu streicheln, mit meinenLippen zu kosen und entkleidete ihn dabei immer mehr, bis er nackt in seiner ganzen männlichen Schönheit vor mir lag. Wie ein geschmeidiges Wild, frisch erlegt, dem Jäger zum baldigen Genusse präsentiert.
    Einen Moment noch hielt ich inne, beschämt, dass ich seine hilflose Lage ausnutzte, um gleich darauf erneut hemmungslos über ihn herzufallen und in heißer Leidenschaft für seinen wunderbar unschuldigen Körper zu brennen.
    Als ich seine Lider mit meinen Lippen berührte, schlug er die Augen auf. Ich weiß nicht, ob er mich erkannte oder nur ein vor Verlangen glühendes Weib wahrnahm, wie auch immer, er schlang seine Arme um mich, trieb, mich mit Küssen übersäend, seinen Leib gegen den meinen und begann mich mit fiebriger Begierde zu betasten.
    Doch abrupt verhielt er jede Bewegung und stieß mich mit dem Ruf: »Estelle, mein Gott, was tun wir?« von sich und sprang taumelnd aus dem Bett.
    Aber kaum dass er stand, warf er sich schon zurück auf das Lager und fuhr fort mich zu liebkosen. Dabei stöhnte er vor Lust und Scham gleichzeitig und murmelte dazwischen abgehackt und eher gefühllos wie eine Litanei: »Es ist nicht recht, Estelle, wir dürfen das nicht tun, wir sind Bruder und Schwester, es ist gegen alle Sitte und Moral … es ist Blutschande … und darum ein Verbrechen!«
    Wie gerne hätte ich ihn von dieser Vorstellung erlöst und ihm gestanden, wer ich wirklich war, aber ich hatte gerade in diesem leidenschaftlichen Moment nicht die Kraft dazu, denn ich fühlte zu meinem Entsetzen, dass ich mich kaum noch in der Gewalt hatte. So verdoppelte ich eher meine Bemühungen, ihn zu verführen, und merkte bald, wie er wieder weich wurde in meinen Armen, wie das Wachs, das von der Kerze schmolz. Schließlich ließer sich kompromisslos hineinfallen in meine

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