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Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs - Estelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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Brutalität unser aufkeimendes Glück niedertrampelte wie ein wild gewordener Stier ein zartes Pflänzchen im Staub der Arena.
    Amadeus verließ gerade mein Zimmer, um in die Garnison zurückzukehren, und ich gab ihm einen leidenschaftlichen Abschiedskuss, als, wie es der Teufel wollte, Vanderborg mit Utz in den Flur trat.
    Ich war vor Entsetzen wie erstarrt, als sich die beiden Männer so unverhofft gegenüberstanden und dann auch noch in einer für Amadeus und mich derartig kompromittierenden Situation. Vanderborg war totenbleich geworden und ich fürchtete, er würde auf der Stelle einem Schlag erliegen. Auch Utz zeigte für einen kurzen Augenblick Gefühl, das allerdings nur seiner verletzten Eitelkeit entsprang.
    »So also sieht deine Keuschheit aus, Estelle!«, polterte er in ungebremstem Zorn. »Mir verweigerst du das Bett, um hier mit ihm im Geheimen deine Lust zu befriedigen wie eine hinterlistige Schlange.« Er trat zu mir, offenbar um mir einen Schlag ins Gesicht zu verpassen, doch Amadeus ging dazwischen, was seine Wut noch weiter anstachelte.
    »Wie ritterlich, der Herr Galan! Doch wird es dir nichts nützen. Du bist mein Weib und kommst auf der Stelle mit mir nach Hause.« Er griff mich hart am Arm und dirigierte mich zur Eingangstür, wobei er Vanderborg, der sich ebenfalls in den Weg stellte, um mich zu schützen, brutal beiseiteschob und knurrte: »Lasst Euch von dem Herrn Leutnant Kredit für Euren Schwachsinn geben, mit mir rechnet nicht mehr!« Und als er in der Tür stand, drehte er sich noch einmal um und schnaubte zu Amadeus hinüber: »Ihr schuldet mir Satisfaktion, und macht Euch darauf gefasst, dass ich sie zu gegebener Zeit einfordern werde, und glaubt mir, es gibt kein Pardon!« Dann zerrte er mich mit sich aus der Wohnung und die Treppe hinunter vor das Haus, wo seine Kutsche stand, in die er mich wortlos hineinstieß. »Nach Hause!«, fuhr er noch immer aufgebracht den Kutscher an, der ob der Grobheit seines Tons zusammenzuckte und die Peitsche heftiger als nötig den Pferden auf den Rücken sausen ließ.
    Während der Fahrt sprach Utz kein Wort und ich rettetemich in die Hoffnung, dass er sich wie bisher als Gentleman erweisen und seine eigene Untreue gegen die meine aufrechnen würde. Doch weit gefehlt. Vielmehr war tatsächlich der von mir seit Langem furchtsam erwartete Moment gekommen, indem das Tier aus ihm hervorbrach, das ich unterschwellig schon immer in ihm lauern sah. Unser Verrat oder vielmehr das Glück, das ich durch einen anderen erfahren hatte, hatte ihn so tief in seiner Mannesehre gekränkt, dass er zur Vergebung nicht fähig war. Und obwohl ich in meiner von Gewalt geprägten Vergangenheit viel gesehen und auch selbst viel erduldet hatte, ein Hass wie der von Utz, der so abgrundtief auf Rache sann, war mir – abgesehen von meinem eigenen auf das Geschlecht der Przytuleks – noch nie begegnet. Hatte er auf dem Weg zurück zu seinem Haus noch die Contenance gewahrt, so brach doch, kaum dass wir die Halle betreten und die Mäntel abgelegt hatten, die ganze übermächtige Wut wieder hervor. Er griff mich erneut hart am Arm und dirigierte mich an dem verstörten Personal vorbei die Treppe hinauf in unser eheliches Schlafgemach. Dort verschloss er die Tür, riss mir das Kleid vom Leibe und tat mir ohne ein weiteres Wort Gewalt an, und zwar so brutal, dass ich nicht im Geringsten zu einer Gegenwehr fähig war, in der ich meine vampirischen Waffen hätte einsetzen können. Er schlug und bespuckte mich und ging mit mir wie mit einer Hure um, wobei er ein ums andere Mal betonte, dass ich nichts anderes wäre und darum gefälligst auch wie eine solche ihm in allem zu Diensten zu sein hätte. Ein keusches Mädchen wie Estelle wäre gewiss nach diesem tierischen und berserkerhaften Benehmen und den Torturen durch seine Perversionen für immer bis ins Innerste seiner Seele zerstört worden. Auch mich verletzte er zutiefst, dochhatte ich in meinem Dasein durch den Grafen von Przytulek noch Schlimmeres erfahren, und so überstand ich diese Nacht, weil ich meine Seele genau wie damals gegen ihn verhärtete und meinen Körper als eine von mir separierte Hülle sah, an der er seine triebhafte Rache ausüben konnte, ohne dass es mich berührte.
    Ich dachte unter seiner Folter an Amadeus und das Glück, welches mir unsere Liebe geschenkt hatte, und ich fand, es war hundertfach das wert, was ich jetzt dafür zahlen musste. So erniedrigte mich Utz und quälte mich mit seiner

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