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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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auseinanderhalten können …
    Aber ich merkte, dass meine Gedanken abschweiften, und wandte ich mich wieder dem Gespräch zu.
    Friedrich wirkte ein wenig ungläubig und in seiner sarkastischen Art fragte er nach: »Ein Traum, Amadeus!? Du erstaunst mich! Was für ein mächtiger Traum ist das gewesen, dass er den Schlaf eines Vampirs beenden konnte?«
    Amadeus hatte sich offenbar wieder gefangen, denn mit einem Blick auf mich sagte er ruhig: »Es gibt nur eine Macht, die stärker ist … Haben wir beide nicht immer daran geglaubt, Friedrich?« Lächelnd zitierte er Hölderlin: » Größeres wolltest auch du … «
    Und Friedrich vollendete: »… aber die Liebe zwingt all uns nieder … Willst du damit sagen, dass du dich im Traum verliebt hast?«
    Amadeus nickte. »Ja, sie ist mir im Traum erschienen, mehrmals, und das Wundersame ist, dass auch ich ihr erschienen bin …«
    Friedrich wirkte plötzlich beunruhigt. »Von wem sprichst du?«
    Er folgte Amadeus’ Blick, mit dem er mich sichtlich liebevoll streichelte, und hätte sich die Antwort eigentlich selber geben können.
    »Von Louisa«, sagte Amadeus jedoch mit warmer Stimme. »Ich spreche natürlich von Louisa. Plötzlich begann ich von ihr zu träumen, und weil die Träume immer intensiver wurden, spürte ich, dass sie in meiner Nähe war. Das Verlangen, die Sehnsucht nach ihr, wurde so groß, dass ich davon schließlich erwachte.« Er sprach jetzt nur noch zu mir. »Erinnerst du dich, Louisa? Es war an jenem Tag, als wir uns das erste Mal auf dem Steg begegneten – am Tag deines ersten Besuchs auf Blankensee!«
    Sein offenes Bekenntnis zu mir rührte mich. Das hätte ich nicht erwartet. Gerade Friedrich gegenüber zuzugeben, dass er neben der zur Ikone verklärten Estelle noch eine andere Frau so leidenschaftlich liebte, dass diese Liebe sogar den todesähnlichen Vampirschlaf überwinden konnte.
    Doch Friedrich fiel ihm erregt ins Wort. »Aber … aber wenn Amanda deine Tochter war, dann war Lysette deine Enkelin, ihre Tochter Hannah ist Louisas Mutter … ihr seid in gerader Linie blutsverwandt! Du kannst nicht den gleichen Fehler machen wie ich, als ich mich in Estelle verliebte …«
    Mir stockte der Atem nach diesen Worten.
    »Das ist nicht vergleichbar, Friedrich«, widersprach Amadeus jedoch vehement Friedrichs Einwand. »Estelle war deine Schwester, ihr wart Verwandte ersten Grades, zwischen Louisa und mir liegen Generationen …«
    »Liegen sie eben nicht. Du bist derselbe Mann, der ihre Urgroßmutter gezeugt hat. Du willst doch nicht allenErnstes ein Verhältnis mit deiner Ururenkelin anfangen! Das ist selbst für vampirische Verhältnisse mit Verlaub gesagt … bizarr!«
    Wie erstarrt hörte ich dem Streit der Männer zu und mir wurde noch einmal klar, wie sehr mich Amadeus getäuscht, ja, belogen hatte. Ein Urahn gleichen Namens … weil der Name Amadeus Tradition hat bei den Grafen von Treuburg-Sassen! Wie konnte er so mit meinen Gefühlen spielen?
    »Ich will kein Verhältnis mit Louisa anfangen, ich habe es bereits angefangen, und ich werde sie nicht aufgeben, egal ob es unter Menschen oder Vampiren schicklich ist oder nicht. Ich liebe Louisa, ich will sie zu meiner Gefährtin machen und niemand – auch du nicht, Friedrich – wird mich davon abbringen.«
    Friedrich sah Amadeus mit einer seltsamen Mischung aus Mitleid und Unverständnis an. »Ich glaube nicht, dass Louisa ihren Ururgroßvater lieben könnte«, sagte er und beißender Zynismus lag in seiner Stimme.
    Es war offensichtlich, dass er tief gekränkt war, weil Amadeus sich nach Estelles Tod einer anderen Frau in tiefer und inniger Liebe zugewendet hatte.
    Amadeus brauste auf: »Willst du es ihr verbieten?«
    »Das braucht er nicht«, schaltete ich mich nun ein, denn ich war dieses Wortgeplänkel über meinen Kopf hinweg leid.
    »Falls ihr es vergessen haben solltet, ihr redet über mich! Wie wäre es, wenn ich dazu auch mal etwas sage?«
    Beide starrten mich an, als hätten sie tatsächlich meine Anwesenheit völlig vergessen. Klara grinste beifällig. Ich glaube, wenn ich jetzt nichts gesagt hätte, wäre sie dazwischengegangen. Sicher fand auch sie es unmöglich, wie machohaft die beiden sich aufführten.
    »Ich habe alles mit angehört und ich möchte dich eines fragen, Friedrich. Du weißt doch gewiss genauso gut wie ich, welche Zweifel Estelle hinsichtlich des Erzeugers von Amanda hatte.« Ich sah nur eine einzige Chance, holte die Chronik und las daraus vor, was Estelle

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