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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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zerriss!
    Es fröstelte mich und nach Atem ringend stürzte ich Marc hinterher. Keine Sekunde länger konnte ich es in diesem Raum aushalten, und als ich ihm am ganzen Leib zitternd in die Arme fiel, fragte ich mich, was man den jungen Menschen hier Schreckliches angetan hatte?
    Marc war über meinen Zustand sehr beunruhigt. Er führte mich fürsorglich ins Freie, wo wir uns im Innenhof auf eine morsche Holzbank setzten.
    »Du bist leichenblass«, sagte er und seine Stimme klang beunruhigt. »Hast du Probleme mit dem Kreislauf ?«
    Keine Ahnung, dachte ich, nickte aber der Einfachheit halber. Kreislauf war immer gut, der konnte für vieles herhalten. Das war modern, Blutdruck, Kreislauf … Jeder Manager litt darunter, warum nicht auch eine gestresste Schauspielschülerin mitten im Examen.
    Ich holte tief Luft. »Es geht schon wieder«, murmelte ich und fügte nach einigen weiteren kräftigen Atemzügen schon sichtlich frischer hinzu: »Fandest du es da drin nicht auch bedrückend? Ich kann mir gar nicht vorstellen, mit der Vergangenheit dieser Räume jemals leben zu können.«
    Dabei ahnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht im Geringsten, dass die Geschichte in diesem Gebäude noch weit mehr unerfreuliche Spuren hinterlassen hatte.
     
    Dennoch übte das Gut auf mich inzwischen eine immer stärkere Faszination aus. Obwohl ich unter der Woche intensiv mit meinen Kommilitonen für die Abschlussaufführung an der Schauspielschule arbeitete und fast schon auf der Probenbühne wohnte, trieb es mich nahezu jedes Wochenendenach Blankensee. Doch leider stand Marc nicht immer mit seinem Motorrad zur Verfügung. Ein Auto müsste man haben, dachte ich so manches Mal frustriert.
    Denn es war nicht nur das Gut … Es gab noch etwas anderes, was mich nach Blankensee zog, worüber ich allerdings mit Marc nicht sprechen konnte.
    Es waren diese Träume.
    Sie hatten begonnen, als der erste Brief der Anwaltskanzlei gekommen war, und mich seitdem in unregelmäßigen Abständen immer wieder heimgesucht. Nachdem ich dann das erste Mal dortgewesen war, hatten sie an Häufigkeit und Intensität zugenommen. Fast jede Woche hatte ich mindestens einen Traum, manchmal aber träumte ich sogar mehrere Nächte hintereinander von dem Gut und … dem attraktiven Fremden. Er war längst kein Schatten mehr, sondern ein beeindruckend gut aussehender Mann, und wenn ich seine Nähe nur spürte, war ich ihm im Traum verfallen. Doch sobald wir uns einander vollkommen nähern wollten, brach jeder dieser Träume ab, und oft verschwammen See und Gut und der schöne Fremde in einem blutig roten Nebel beim Licht der aufgehenden Sonne.
    So trieb mich auch das Verlangen nach Blankensee, diesen seltsamen Träumen auf den Grund zu gehen und auf dem Gut und am See nach Spuren zu suchen, die mir Aufschluss darüber geben konnten, ob dieser Mann wirklich existierte oder nur eine fantastische Ausgeburt meiner Träume war, der jede reale Entsprechung fehlte.
     
    Wenigstens war Marc – wenn auch ganz sicher aus anderen Motiven – von dem Gut genauso besessen wie ich und schien dessen Renovierung zu seiner neuen Lebensaufgabe machen zu wollen. Das war mir fast schon ein bisschen zu viel.
    Aber als ich es dezent ansprach, lachte er nur und meinte: »Da wir keine Pläne mehr haben, müssen wir alles genau vermessen. Da führt kein Weg dran vorbei. Außerdem will ich alle Schäden aufnehmen und dann mit Thomas – du weißt ja, er ist Bauingenieur – alles noch einmal genau in Augenschein nehmen. Nur so können wir eine annähernde Kostenschätzung machen und sehen, ob die Renovierung überhaupt zu stemmen ist.« Er hatte meinen zweifelnden Blick bemerkt und lachte aufmunternd. »Dann machen wir uns gleich an die Umbaupläne und schauen mal, was wir an Eigenleistung einbringen können. Freunde vom Fach haben wir ja genug und die, die nicht vom Fach sind, machen es durch Enthusiasmus wett. Versprich ihnen einen kostenlosen Sommeraufenthalt hier am idyllischen See und die Sache läuft!«
    Nun musste ich auch lachen. »Klar, für Gotteslohn!«
    Aber er meinte es wirklich ernst, und als wir das Thema dann konkret in der WG ansprachen, gaben meine anderen Mitbewohner ihm auch noch recht.
    »Ich bin dabei«, sagte Isabell. »Ganz klar!«
    Und Stefan meinte augenzwinkernd: »Mach aus deinem Gut eine GmbH und ich kaufe mich als Gesellschafter mit meiner Arbeitskraft ein.«
    Da der Vorschlag natürlich nicht ernst gemeint war, griff Marc ihn lachend auf. »Darüber können wir

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