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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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brüllte Roger, als sie wieder den Abgang gemacht hatten. »Alle bestanden!«
    Sektkorken knallten und die Flaschen machten die Runde. Ich nahm einen kräftigen Schluck Rosésekt. War das lecker! Allmählich kehrten meine Lebensgeister zurück. Isabell und Marc waren nun auch hinter die Bühne gekommen.
    »Mach, zieh dich um«, sagte Isabell. »Vorne ist eine rauschende Party im Gange mit Häppchen und allem Pipapo. Hat irgendein Senator gesponsert.«
    Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich stürzte unter die Dusche, um Schweineblut und zermatschte Innereien von mir abzuwaschen. Tat das gut! Das warme Wasser lief über mein noch immer starres Gesicht, und ich merkte, wieich langsam wieder weicher wurde, die Anspannung sich löste und das Glücksgefühl, das ich als Elektra noch nicht mit meinen Landsleuten teilen konnte, nun in jede Körperzelle kroch. Mit einem Jubelschrei brach es sich Bahn! Ich hatte es geschafft! Bestanden! Ich war frei!
    Genau in dem Moment trat Marc in die Personaldusche, die natürlich nie jemand abschloss, und in hemmungslosem Triumph und völlig unerwarteter Leidenschaft fielen wir uns erst in die Arme und dann übereinander her. Ohne sich mehr als die Schuhe und das Abendjackett auszuziehen, kam er einfach in die Duschkabine. Weil er mich ja so dringend beglückwünschen musste … weil das ja auch gar keine Zeit mehr ließ … weil er ja so vollkommen begeistert und hingerissen von mir war, dass er ganz einfach … und gegen alle Konvention …
    Ich verschloss ihm den Mund mit feuchten Küssen. Diese Ausreden waren doch ganz windig! Das warme Wasser lief über unsere Körper, weil keiner von uns daran dachte, die Dusche auszustellen, und sein T-Shirt und seine Jeans waren in wenigen Augenblicken klatschnass …
    »Zieh aus«, flüsterte ich und zupfte schon selber an seinem Reißverschluss.
    Das Wasser machte unsere Haut glatt, die Köper elegant und schmiegsam und bereit für eine seidenweiche, lustvolle Vereinigung.
    »Du bist verrückt«, wisperte ich atemlos und er erwiderte keuchend: »Nicht mehr als du … Passt doch.«
     
    Ich wusste später nicht mehr, wie ich an diesem Abend in mein Bett gefunden hatte. Vermutlich hatten Isabell und Marc mich mit einem Taxi in die WG gebracht.
    Ich musste sturzbetrunken gewesen sein, so betrunken,dass ich glaubte, Amadeus neben meinem Bett stehen zu sehen.
    »Was … was machst du denn hier?«, hatte ich wohl ziemlich fassungslos gestammelt.
    »Ich wollte dir gratulieren.«
    »Häh?«
    »Zu deiner Aufführung. Du warst wunderbar! Ich liebe Frauen, die sich nicht vor Blut scheuen.« Er beugte sich zu mir herunter. »Darf ich dich küssen?«
    Ich war zu betrunken, um ihm folgen zu können. Ich hörte zwar seine Worte, aber sie kamen nicht wirklich in meinem Gehirn an. Also schwieg ich.
    Seine Augen funkelten gelb, er wirkte irgendwie düster, entschlossen … Wozu entschlossen? Er entblößte zwei sehr spitze Eckzähne und berührte mit den Lippen meinen Hals.
    »Erlaube es«, bat er mit werbender, samtiger Stimme. »Lass mich dir den Blutkuss geben … Es wäre so passend nach einem solchen Abend!«
    Seine kühle Hand strich mir das Haar aus der Stirn und feierlich sagte er: »Willst du meine Gefährtin werden? Für immer und alle Zeit … so sag jetzt … Ja!«
    Ich schrie, schrie wie am Spieß, brüllte wie ein Tier auf der Schlachtbank … laut, schrill mit überschnappender Stimme …
    Meine Zimmertür flog auf.
    »Bringt ihn weg, bringt ihn weg!«, kreischte ich und deutete auf Amadeus. Der aber drehte sich einmal um sich selbst, schwang sich behände auf die Fensterbrüstung und war mit einem einzigen kühnen Sprung verschwunden.
    »Lou, beruhige dich, beruhige dich doch, von wem redest du?«
    Isabell hockte sich zu mir auf das Bett und strich mir die schweißnassen Haare aus dem Gesicht.
    »Bring mal ein Glas Wasser aus der Küche, Marc«, sagte sie und wandte sich dann wieder mir zu. »Mann, du hast aber auch gebechert heute. Kein Wunder, dass du im Delirium bist.«
    Ich schluckte, trank das Wasser und murmelte: »Bin ich nicht, ich bin nicht im Delirium …«
    »Das sollte mich wundern«, meinte jedoch auch Marc. »Aber immer noch besser als im Koma. Geht’s wieder?«
    Ich nickte.
    »Dann schlaf schön weiter. Ist das Beste, was du tun kannst. Ich stell schon mal Aspirin kalt.«
    Kichernd verließen die beiden mein Zimmer und ich sank in einen tiefen, diesmal auch traumlosen Schlaf.
     
    Am Montag war ich richtig stolz, als Isabell

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