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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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der Wohnungstür Sturm. Sie stürzten mir alle gleichzeitig entgegen und ich konnte mich nicht genug freuen und stammelte immer nur wieder meinen Dank.
    »Das kann ich gar nicht annehmen, das ist doch viel zu teuer, ihr seid wahnsinnig!«
     
    Am nächsten Morgen machte ich dann meine erste Spritztour und da alle arbeiten mussten, fuhr ich mit meinem neuen Oldie ganz alleine nach Blankensee. Da hatte ich mit jemandem noch ein ernstes Wörtchen zu reden.
    Auf der Fahrt ging mir allerlei durch den Kopf. Es war unheimlich nett von meinen Freunden, dass sie mir dieses tolle Auto geschenkt hatten, aber natürlich musste ich jetzt unbedingt erst einmal einen Job haben, um Kfz-Steuer und Versicherung dafür bezahlen zu können. Und wenn ich ehrlich war, sah die Zukunft für Eleven an den Theatern der Hauptstadt nicht gerade rosig aus. Erfolg in einer Hauptrolle gehabt zu haben war sogar eher hinderlich. Die glaubten dann, man hätte überzogene Ansprüche und wollte sich im Ensemble nicht unterordnen.
    Ich würde auf jeden Fall erst einmal in der WG bleiben. Das war die preiswerteste Wohnmöglichkeit und ich musste mich nicht von meinen Freunden trennen. Allerdings hatte sich das Verhältnis zu Marc ein wenig verkompliziert,denn nach dem stürmisch-kreativen Überraschungssex nach der Aufführung hatte er wohl angenommen, dass wir nun ein Paar wären, und mich natürlich bei nächstbester Gelegenheit in sein WG-Zimmer abschleppen wollen. Ich hatte ihn allerdings – etwas überrumpelt – abgewimmelt. Ein wenig zu brüsk offensichtlich, denn er nahm es nicht so einfach hin, sondern bestand darauf, dass wir darüber sprachen. Er war ein Mensch, der unklare Verhältnisse hasste, und konnte über alles, was seiner Ansicht nach nicht rund lief, stundenlang diskutieren.
    »Du hättest Psychologie studieren sollen und nicht Architektur!«, motzte ich ihn etwas genervt an.
    »Da gibt es nichts zu besprechen. Ich bin einfach nicht gut drauf. Ich glaube, es ist noch der Examensstress oder der Mond macht mich kribbelig … Mit dir hat es nichts zu tun.« Aber das nahm er mir nicht ab. Also gab ich zu: »Nein, es liegt ja auch nicht daran … also am Mond. Ich … ich bin einfach überarbeitet. Das war alles etwas viel. Die Abschlussaufführung, die Prüfungen … und es ging ja auch alles etwas … ähm … schnell. Dann auch noch das Gut. Ich mache mir natürlich Gedanken, wie ich das hinbekommen soll … auch finanziell … und meine Mutter liegt mir auch noch ständig mit düsteren Prognosen in den Ohren.«
    »Es war also nicht schön für dich?«
    Hatte er überhaupt zugehört? Wozu redete ich mir den Mund fusselig, wenn seine Gedanken doch nur um das eine kreisten?
    »Doch … war es … es … es … war eine perfekte Überraschung … sensationell kreativ und … es war ganz großartig.«
    »Aber nicht so, dass du es gleich wieder haben müsstest?«
    Seine Worte klangen so unglaublich realistisch, dass es schon wieder witzig war. Ich musste einfach lachen.
    »Wenn erst Ferien sind und wir mit unseren Freunden auf Blankensee campieren, wird alles besser«, sagte ich optimistisch. »Bestimmt ganz relaxt und lustig … genau richtig, um wieder Spaß an allem zu haben.«
    »Auch am Sex?« Marc grinste, leckte sich die Lippen und fügte hinzu: »Wir sollten es dann, nach der positiven Erfahrung unter der Dusche, vielleicht auch mal im See probieren … Das stelle ich mir geil vor!«
    »Klar, Wasser thut’s freilich ! Das hat ja schon der alte Sebastian Kneipp gewusst!«
    Ohne es zu wollen, sah ich mich plötzlich in den See steigen und einen Mann darin umarmen. Aber kaum dass ich ihn berührte, färbte sich das Wasser blutig rot, und als ich an meinen Hals griff, fühlte ich dort eine Wunde … und wusste intuitiv, dass dieser Mann auf keinen Fall Marc war.
     
    Es war nun wirklich Vollmond und ich war schon den ganzen Tag von einer inneren Unruhe umgetrieben. Die seltsame Begebenheit in meinem WG-Zimmer nach der Theateraufführung hatte mich doch mehr erschüttert, als ich zugeben wollte. War sie ein Traum oder Wirklichkeit? Was war Amadeus für ein Wesen?
    So ging ich in dieser Nacht mit schwerem Herzen hinunter zum Steg am See. In mir hatte sich ein fürchterlicher Verdacht breitgemacht.
    Ich grübelte noch darüber nach, als Amadeus hinter mich trat und mir sanft seine Hände auf die Schultern legte. Der Mond stand voll und hell leuchtend am Himmel.
    »Darf ich dich denn nun Amadeus nennen?«, fragte ichund drehte mich herum,

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