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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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Himmelbett gelegen, auf dem sich Amadeus in einem todesähnlichen Schlaf befunden hatte. Sollte das alles Wirklichkeit gewesen sein?
    Verblüfft verfolgte ich, wie Amadeus sich bückte, eine der Bodenplatten anhob und einen verborgenen Mechanismus betätigte. Mit demselben schleifenden Geräusch wie in meinen Träumen wich die Wand zur Seite und gab einen schmalen Durchlass frei.
    »Komm«, sagte er, ging vor und reichte mir die Hand, um mir hindurchzuhelfen. Sie war trocken und kühl, wie immer. Keine Emotion war an ihm spürbar.
    »Was ist das?«, fragte ich vollkommen verwirrt. »Wohin führt dieser Durchgang?«
    »Du wirst es gleich sehen.«
    Wir gingen noch ein paar Schritte, die Mauer fuhr schleifend wieder an ihren Platz und Licht flammte auf. Wir standen in einer elegant eingerichteten Eingangsdiele, von der mehrere Türen abgingen.
    Durch eine schritt Amadeus nun voran. Ich folgte ihm sprachlos und stand Sekunden später in einem prächtig eingerichteten Salon.
    »Dies«, sagte Amadeus mit fast schon feierlichem Tonfall, »ist das geheime Gewölbe von Blankensee. Es wurde von einer deiner Ahninnen als ein Zufluchtsort für die Familie ausgebaut.«
    Er trat an einen wunderschönen alten Sekretär mit einer lederbezogenen Schreibplatte. Ganz offensichtlich verfügte er über einige Geheimfächer. Aus einem zog Amadeus ein gewichtiges, in helles, weiches Leder gebundenes Buch und legte es auf die Schreibplatte.
    Er winkte mich heran.
    »Und dies«, sagte er, »wird dir alles erklären.«
    Er schlug das Buch auf. In schön geschwungenen Buchstaben stand dort: Chronik der Familie Vanderborg .
    »Lies es, Louisa«, sagte Amadeus, trat hinter mich und legte mir seine Hände auf die Schultern.
    »Lies diese dunkle Chronik und lerne verstehen. Wenn du sie gelesen hast und weißt, wer wir wirklich sind, dann werde ich dich noch einmal fragen, ob ich dir den Blutkuss geben darf.«
    Ich stand einen Moment überwältigt und andächtig vor dem Buch.
    »Kann … kann ich das Buch … kann ich es mitnehmen?«
    Amadeus ließ mich los und trat zum Kamin hinüber. Er kehrte mir den Rücken zu.
    »Nein, natürlich nicht. Die Chronik darf das geheime Gewölbe nicht verlassen. Nur hier ist sie sicher. Du kannst sie lesen, hier unten, wann immer du auf Blankensee bist.« Er drehte sich um und lächelte mich äußerst charmant an. »Ich hoffe, nun, wo du dein Examen bestanden hast, wird das öfter sein.«
    »Ja, kann sein«, sagte ich vage. »Und wie … wie komme ich hier herein?«
    »Ich öffne dir, wann immer du möchtest.«
    »Und dich? Wie finde ich dich?«
    »Du brauchst mich nicht finden«, sagte Amadeus und lächelte erneut. »Denn ich werde dich finden.«
    Er trat wieder näher, und ich spürte, wie sich die Luft um uns erotisch auflud.
    »Möchtest du ein bisschen lesen? Sag mir, wenn du ungestört sein willst, dann ziehe ich mich eine Weile zurück.«
    Ich starrte auf das Buch. Die Chronik der Vanderborgs . Die Buchstaben verschwammen vor meinen Augen, und ich sah eine junge, schöne Frau an diesem feinen Sekretär sitzen und mit Tinte und Feder die erste Eintragung vornehmen – ihre Schrift war schwungvoll, mit romantischen Bögen und Längen –, und ich konnte kaum ein Wort von dem, was sie schrieb, entziffern.
    Mit zitternder Hand schlug ich die erste Seite auf.
    Das gleiche Schriftbild, ein Datum: Blankensee, im Juni 1904, und ein Name: Estelle.
    »Lass mich allein«, sagte ich.
     
    E
s fiel mir schwer, den Anfang der Chronik zu lesen. Denn er war komplett in einer völlig veralteten deutschen Schrift geschrieben, die ich nur bruchstückhaft entziffern konnte. Dennoch war ich so neugierig, dass ich es versuchte. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was ich da Makaberes in Händen hielt: Die Chronik eines Vampirgeschlechts, eines dunklen, mystischen Zweigs der Familie Vanderborg.
    »Das ist verrückt!«, sagte ich laut zu mir selbst. »Völliger Schwachsinn! So etwas gibt es nur in Romanen.«
    Vermutlich hatte ich die Schrift doch falsch gedeutet. Ich blätterte ein wenig weiter, über die Stelle hinaus, wo ein Blitz in die Vampirfangmaschine von Jakob Vanderborg einschlägt und die Seele der jahrhundertealten Vampirin Eleonore in den Körper seiner jungen Tochter Estelle fährt.
    Vielleicht war es ja tatsächlich ein Roman, jedenfalls das Manuskript dazu. Ein Fantasyroman, den der Verfasser, damit er authentischer wirkte, zum Teil extra in dieser alten Schrift geschrieben hatte …
    Kurzzeitig kam mir der

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