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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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und am Anfang hatte ich nicht nur mit dem Land und der Witterung zu kämpfen, sondern auch mit Roberts Mutlosigkeit. Doch schließlich kam das Frühjahr und mit dem Erwachen der Natur erwachten auch in ihm wieder die Lebensgeister. So sehr ich die Sonne fürchten musste, so sehr schien sie ihm neue Energie zu geben. Wenn ich mich tagsüber in einem zerschossenen Bauernhaus vor dem Licht verbergen musste, saß er in der Sonne, sammelte essbare Kräuter und Löwenzahnblätter oder jagte Hasen und grillte sie am Spieß.
    Ich war glücklich, ihn zurück im Leben zu sehen. Aber ich musste auch erkennen, dass unsere unterschiedlichen Lebensweisen uns in einer Art voneinander entfernten, wie ich es früher auf Blankensee nie empfunden hatte.
    Ich sprach darüber mit Robert, da es mich sehr belastete. Aber er war nun voller Optimismus, nahm mich in die Arme und meinte, dass unsere Liebe alle Grenzen überwindenden würde.
    »Du hast mich aus Stalingrad herausgeholt und nun kann uns nichts mehr trennen. Wenn wir wieder zu Hause sind, sollten wir heiraten, meinst du nicht auch
?
«
    Ich konnte mein Glück nicht fassen, und so schob ich alle Bedenken beiseite und ließ mich ganz in unsere Liebe fallen, die uns umgab wie ein schützender magischer Mantel, der uns ganz und gar von der brutalen Realität abzuschotten schien.
     
    Ich war zunehmend beeindruckt von Lysette, denn offenbar vermochte sie ihre vampirische Natur zu zähmen und sich selbst in der leidenschaftlichen Liebe zu Robert so weit in der Gewalt zu behalten, dass sie ihm kein Leid antat, ihn nicht biss und zum Vampir machte. Warum also konnte sich Amadeus nicht genauso verhalten, warum benahm er sich seit dem Zwischenfall am See so reserviert? Hatte er Angst, erneut die Kontrolle über sich zu verlieren? War die Triebhaftigkeit bei einem männlichen Vampir so viel stärker ausgeprägt als bei Vampirfrauen?
    Im Herbst des Jahres 1943 erreichten Lysette und Robert die südlichen Ausläufer der Karpaten und schlugen sich durch das unwirtliche Gebirge nach Norden durch, um von Krakau möglichst mit einem Zug den Weg nach Berlin fortsetzen zu können.
     
    Schließlich erreichten wir die Nordausläufer der Karpaten und inmitten der Bergeinsamkeit stießen wir auf eine imposante Burg, die auf einem Felsen über einem verfallenen Ort thronte.
    Wir näherten uns in der Hoffnung, wenigstens hier noch Menschen anzutreffen, aber als wir am Fuß der Burg an einem Friedhof vorbeikamen und uns dort auf eine Steinbank zu kurzer Rast setzten, hatte ich plötzlich das untrügliche Gefühl, diesen Ort zu kennen.
    »Wie … wie heißt das Dorf
?
«, fragte ich mit klopfendem Herzen. »Hast du irgendwo ein Schild gesehen
?
«
    Robert schüttelte den Kopf. »Es ist alles schon seit Jahrzehnten verfallen, warum fragst du
?
«
    »Ich … ich fürchte, dass wir in einer Gegend sind, die großes Unheil über meine Familie gebracht hat …«
    »Du warst schon einmal hier
?
«
    »Nein, nicht ich, aber meine Mutter … und Onkel Friedrich … und Urgroßvater Vanderborg … ich bin mir nicht sicher … aber diese Burg gleicht stark ihrer Beschreibung von Burg Przytulek … der Stammburg der Grafen von Przytulek, mit denen unsere Familie in einer … Blutfehde liegt.«
    Robert wirkte betroffen. »Bist du sicher
?
Eine dieser alten Burgen sieht aus wie die andere.« Die Blutfehde überging er. Vermutlich hielt er sie für eine Ausgeburt meiner überreizten Nerven.
    Ich zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht genau, aber mein Gefühl sagt mir, dass dieser Ort eine Beziehung zu mir hat … Es geht eine dunkle Energie von ihm aus. Es ist ein magischer Ort … Ich spüre es.«
    Robert sah mich fragend an. »Die Burg scheint verlassen zu sein … Möchtest du, dass wir hinaufgehen
?
«
    Ich zögerte. Nach allem, was ich darüber wusste, hatte dort zuletzt der mächtige Vampir Karolus Utz residiert, der für meine Mutter Amanda das absolut Böse verkörperte, weil er jahrelang meine Großmutter Estelle gefangen hielt, die hier den Tod gefunden hatte …
    Wo mochte Utz jetzt sein
?
Noch immer in Berlin vermutlich. Er war ein potenter Geldgeber der Nazis und dort darum sehr angesehen … Was sollte er hier in dieser Ruine
?
?
    »Wir gehen hinauf«, sagte ich aus diesen Gedanken heraus.
    Es zog mich unwiderstehlich an den Ort, wo der Ursprung des dunklen Zweiges der Vanderborgs lag. »Wenn es Burg Przytulekist, so ist sie vermutlich verlassen, denn Utz ist gewiss noch in Berlin. Aber wir müssen

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