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Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa

Titel: Die dunkle Chronik der Vanderborgs. Louisa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianka Minte-König
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Richtung Tresorraum zu schieben.
    »Was soll da schon sein, Lysette
?
Das Haus ist offensichtlich verlassen. Was wirklich wertvoll war, lagerte im Tresorraum der Bank, und sie haben es ganz offensichtlich mitgenommen … Wäre hinter dieser Tür etwas Wichtiges, so hätte Utz es gewiss nicht zurückgelassen.«
    »Es sei denn absichtlich.«
    Nun lachte Robert. »Ja, natürlich! Man schleppt nicht seine Weinflaschen mit, wenn man auf der Flucht ist.«
    »Du und dein Wein!«
    Robert zuckte die Achseln und sagte entschuldigend: »Mir fällt halt nichts anderes ein, was ein reicher Mann wie Utz sonst so gut verwahren würde.«
    »Mir auch nicht, aber dennoch möchte ich wissen, was hinter der Tür ist. Wie kriegen wir sie auf
?
«
    »Lysette, du bist verwirrt! Über uns krachen tonnenweise Brand- und Sprengbomben nieder und lassen vermutlich schon das Haus über uns zusammenfallen, und du hast nichts anderes im Kopf, als eine völlig belanglose Kellertür aufzubrechen.«
    Dennoch machte er sich auf die Suche nach Werkzeug undhatte Glück. Einer der Räume diente offenbar einem Hausmeister als Werkstatt und war mit Drehbank und diversem Handwerkzeug bestens ausgestattet. Wir fanden Hammer, Meißel und Bolzenschneider und waren nun zuversichtlich, die geheimnisvolle Tür öffnen zu können. Wir schafften es, die Kette zu knacken, und da die Tür noch zusätzlich verschlossen war, brachen wir sie schließlich mit Hammer und Meißel auf, wobei sie allerdings ziemlich demoliert wurde.
    Wir stießen sie auf und uns umfing die tiefe Dunkelheit eines fensterlosen Raumes. Er schien leer zu sein.
    Was für eine Enttäuschung!
    »Nicht mal eine Flasche Wein zur Belohnung für unsere Mühe«, seufzte Robert theatralisch. »Warum, um alles in der Welt, sichert dieser Utz einen leeren Raum derartig ab
?
«
    Aber was das anging, hatten wir uns getäuscht. Eine Bewegung in einer der hinteren Ecken ließ uns stutzen.
    »Ist da jemand
?
«, fragte ich, trat aber vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    Vielleicht hielt Utz hier ein Tier gefangen
?
Exzentrisch, wie er war, hatte er vielleicht einen Wolf aus den Karpaten mit nach Berlin gebracht.
    Aber statt eines Knurrens ertönte ein leises, menschlich klingendes Wimmern. Kein Zweifel, dort in der Ecke am Boden lag ein menschliches Wesen!
    »Licht!«, rief Robert hektisch, denn auch er hatte das Geräusch gehört. »Wir brauchen Licht!«
    Er lief zurück in die Werkstatt, um wenig später mit einer Kerze zurückzukommen und in ihrem schwachen, flackernden Schein zu entdecken, was ich mit meinen vampirischen Augen bereits erkannt hatte.
    In der hintersten Ecke des Kerkers – denn anders konnte man diese Kammer nun nicht mehr bezeichnen – lag auf einem Haufen Lumpen zusammengekrümmt und an Händen und Füßen gefesselt tatsächlich ein Mensch. Offensichtlich mehr tot als lebendig.
    Ich kniete mich nieder und stellte fest, dass es sich um eine Frau handelte, und schon als ich ihre Haare berührte, um sie ihr aus dem Gesicht zu streichen, wurde meine Seele von einem tiefen Schmerz ergriffen. Zugleich wusste ich intuitiv, wer da hilflos und zerstört vor mir lag …
    »Mutter«, flüsterte ich, »Mutter …«
    Robert war an meiner Seite und starrte genauso fassungslos wie ich auf die gequälte Kreatur.
    Ich zog ihren mageren, steifen und entsetzlich leichten Körper in meine Arme. Das leichenblasse Gesicht wirkte erstarrt und das Haar matt und glanzlos. Ihre Augen waren geschlossen, nur tief aus dem Inneren drang hin und wieder ein rasselnder Atemzug …
    Ich wusste, dass Vampire sich in einen todesähnlichen Zustand versenken konnten, um Energie zu sparen, wenn sie große Zeiträume ohne Nahrung überstehen wollten. In einen solchen Zustand schien meine Mutter gerade überzugehen. Utz hatte sie offenbar hier eingesperrt und bei seiner überstürzten Flucht zurückgelassen, woraufhin sie schließlich alle ihre Lebensfunktionen zurückgefahren hatte.
    Unser Eindringen hatte diesen Prozess unterbrochen, aber, wie es schien, konnte sie ihn aus eigener Kraft nicht wieder rückgängig machen. Sie brauchte dazu Nahrung … Blut …
    »Gib mir dein Messer«, verlangte ich von Robert, der sich darangemacht hatte, meiner Mutter vorsichtig die Fesseln zu lösen. Er ließ die Kette, welche um ihre Fußgelenke geschlungenwar, klirrend zu Boden fallen und grub in der Hosentasche nach dem Schweizermesser, das er einem Soldaten abgenommen hatte. »Klapp es auf.«
    »Aber wozu
?
Was willst du

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