Die Dunkle Erinnerung
zweifelnd an.
»Ich übernehme die Verantwortung, Officer«, sagte Alec und streckte die Hand nach dem Megaphon aus. »Lassen Sie mich mal versuchen.«
Der Officer reichte ihm die Flüstertüte.
»Hier spricht Agent Donovan, FBI!« Alecs Stimme dröhnte in der Stille. »Wir wissen, dass Sie Cody Sanders festhalten. Lassen Sie den Jungen frei, dann kommen wir alle heil nach Hause.«
Keine Reaktion.
»Sie wissen, dass wir nicht zugreifen dürfen«, sagte Erin, »oder auf sie schießen können, ohne Cody zu verletzen.«
Scheinwerfer schnitten durch die Dunkelheit, näherten sich mit hoher Geschwindigkeit. Bald wurden aus den Lichtern dunkle Umrisse. Ein Konvoi kam heran, bestehend aus einer Stretchlimousine und vier Sedans. Ein Diplomatenfahrzeug mit Begleitzug.
Neville.
Deshalb also konnten die Burschen im Lincoln diese Sache in aller Ruhe aussitzen.
Der Konvoi hielt.
Kurz darauf stieg aus einem der vorderen Sedans ein Leibwächter, ein Schrank von einem Mann in teurem Anzug. Als er näher kam, erkannte Erin einen von Nevilles Männern, der sie und Donovan zu den Gräbern mitgenommen hatte.
War das erst heute Nachmittag gewesen? Es kam ihr vor, als wären Tage vergangen.
»Verzeihung, Officer«, redete er einen der Polizisten an. »Warum hindern Sie diesen Wagen an der Weiterfahrt?«
»Tut mir Leid«, erwiderte der Cop. »Würden Sie bitte weiterfahren, Sir? Sie sehen doch, was hier …«
»Ich glaube, Sie verstehen nicht. Dieses Fahrzeug gehört meinem Arbeitgeber. Der Wagen und seine Insassen sind durch seinen Diplomatenstatus geschützt.«
»Und wer ist Ihr Arbeitgeber?«, fragte Donovan den hünenhaften Mann. Erin wusste, dass auch er den Mann erkannt hatte.
»Ich glaube, die Antwort auf diese Frage ist Ihnen bekannt, Agent Donovan.«
»Dann bestellen Sie Neville, wenn er sein Auto wiederhaben will, soll er persönlich zu mir kommen. Und ich will Cody Sanders.«
Der Mann starrte ihn finster an und schien zu überlegen. Schließlich machte er kehrt, ging zur Limousine zurück und stieg ein.
»Was soll denn das alles?«, meinte Sergeant Reynolds. »Das hier ist doch keine bloße Entführung?«
Erin baute sich neben Donovan auf. »Wir möchten nur, dass der Junge wieder nach Hause kommt, Sergeant. Wir werden Sie nicht drängen, Ihre Befugnisse zu überschreiten.« Sie konnte nur hoffen, dass die Ereignisse weder sie noch den Sergeant dazu zwingen würden.
Einen Augenblick später tauchte der hünenhafte Mann wieder aus der Limousine auf. Ihm folgte Neville mit zwei weiteren Bodyguards. Die vier Männer kamen heran und bauten sich vor Erin und Alec auf.
Neville seufzte bedeutungsvoll. »Agent Donovan und Officer Baker, dieses Mal sind Sie zu weit gegangen.« Er wandte sich an Sergeant Reynolds. »Ich bin General William Neville, Attaché an der deutschen Botschaft. Sie halten hier einen meiner Wagen fest. Falls Sie nicht einen internationalen Zwischenfall heraufbeschwören wollen, der Sie Ihren Job kosten und strafrechtliche Verfolgung seitens Ihrer eigenen Regierung nach sich ziehen wird, möchte ich vorschlagen, dass Sie den Weg freigeben und mich mit meinem Geleit passieren lassen.«
Reynolds wand sich vor Verlegenheit, wich aber keinen Zoll von der Stelle. »Agent Donovan sagte mir, das Auto sei gestohlen und für eine Entführung benutzt worden …«
Neville kochte vor Zorn. »Das ist lächerlich!«
»Wer sitzt denn nun im Wagen, Sir?«
»Ich muss Ihre Fragen nicht beantworten.«
»Nein, Sir.« Der Cop ließ nicht locker. »Aber es könnte helfen, die Lage zu klären.«
Neville blickte vom einen zu den anderen und erwog seinen nächsten Schritt. Dann winkte er dem hünenhaften Leibwächter, der zuerst mit Erin, Alec und den anderen gesprochen hatte. »Sieh nach, wer da im Wagen sitzt.«
Der Mann sah ihn überrascht an, kam der Aufforderung jedoch nach. Als er sich dem Lincoln näherte, öffnete sich die Beifahrertür, und ein Mann stieg aus. Sie reden eine Zeit lang miteinander, dann kam der Leibwächter zurück.
»Die Insassen des Wagens hielten das hier für einen Überfall«, erklärte er. »Deswegen sind sie drinnen geblieben.«
»Und Cody?«, fragte Erin.
»Sie haben einen Jungen bei sich, den sie von der Landstraße aufgelesen haben. Er hatte sich verirrt.«
»Bring den Jungen her«, befahl Neville.
Der Mann ging zum Lincoln zurück. Kurz darauf stieg Cody aus dem Wagen, blinzelnd und verschlafen. Oder gerade aus einem furchtbaren Albtraum erwacht.
Einer der Polizisten
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