Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
Vom Netzwerk:
ihn so sehr auf Trab gehalten, dass er seine anderen Angelegenheiten vernachlässigt hat.«
    »Und dadurch konnte einer Ihrer Leute …«
    »Den Platz des Verkäufers einnehmen und Neville die falsche Formel andrehen.«
    »Sie haben mich benutzt!«
    »Ja, aber das ist schließlich Ihr Job. Sie tun, was wir wollen und wann wir es wollen. Ohne Fragen zu stellen.«
    Das war die Wahrheit, auch wenn es schmerzte. »Sie hätten es mir sagen sollen!«
    »Sie waren von größerem Nutzen, weil Sie nichts wussten.«
    »Und was ist jetzt mit den Kindern? Nevilles so genanntem Nebenerwerb?«
    »In jedem Krieg gibt es Verluste, Officer Baker.«

32.
    Die nächsten zehn Tage waren heftig.
    Erin hatte Stunden, ja, Tage, wie es schien, auf endlosen Meetings in Langley zugebracht. Abschließende Einsatzbesprechungen. Nachfragen. Sie hatte mehr CIA-Regeln und Leitsätze gebrochen, als sie zählen konnte, und nicht wenige Gesetze. Nach diesen zehn Tagen war sie nicht sicher, ob sie dem Dienst immer noch angehörte und ob sie überhaupt noch Wert darauf legte. Immerhin setzte man sie nicht sofort auf die Straße. Das musste etwas zu bedeuten haben.
    Doch die zehn Tage hatten auch Gutes gebracht. Marta und Janie waren sonnenverwöhnt und erholt aus Miami zurückgekehrt. Claire war trotz der Proteste ihrer Ärzte nach Hause gezogen. Erin hatte ihr Versprechen gehalten. Doch die Lage war alles andere als einfach. Claire litt immer noch unter Depressionen und zog sich des Öfteren ohne ersichtlichen Grund zurück. Erin und Marta mussten sie dann scharf im Auge behalten. Aber Claire war Erins Schwester, und alle taten das ihre, dass es irgendwie ging.
    Außerdem schaute Donovan vorbei, um Erin das Neueste über Cody und Ryan zu berichten.
    Ryans Familie war in Colorado ausfindig gemacht worden: Eltern und drei jüngere Geschwister, zwei Schwestern und ein Bruder. Ryan war offenbar im Alter von vier Jahren entführt und verkauft worden. Er gab an, im Laufe der Jahre vier Besitzer gehabt zu haben, die nun polizeilich gesucht wurden. Auch er würde große Anpassungsschwierigkeiten haben, doch mit seinem Versuch, Cody zu helfen, hatte er bemerkenswerten Mut bewiesen, und man erwartete nun, dass er sich in der Familie einleben würde.
    Auch Cody war wieder bei seiner Mutter, an deren Verhältnissen sich offenbar nichts geändert hatte. Die einzige Veränderung war vielleicht mit Cody vorgegangen.
    Denn die beiden Jungen, obschon durch einen halben Kontinent getrennt, waren entschlossen, die Verbindung aufrechtzuerhalten. Und Erin vermutete, dass diese Jungs alles durchsetzen konnten, was sie sich vorgenommen hatten.
    Außerdem gab es Neues über Jacob Holmes zu berichten. Donovan erzählte Erin, dass das FBI gründliche Nachforschungen angestellt hatte. Man konnte zwar nicht schlüssig beweisen, dass Holmes der legendäre Magician war, aber alles wies darauf hin. Zehnmal hatte Holmes an Konferenzen oder Seminaren in einer Stadt teilgenommen, in der zur gleichen Zeit ein Kind entführt worden war, das nie mehr gefunden werden konnte. Belastender jedoch waren die Anklagen, die früher gegen Holmes erhoben worden waren und dann fallen gelassen wurden. Sie bezogen sich auf seine Jugend. Damals hatte er Kinder sexuell belästigt.
    Nachdem sie nun die Beweislage des FBI gehört hatte, musste Erin zugeben, dass ihr Angreifer höchstwahrscheinlich Jacob Holmes gewesen war.
    Und dass er tot war.
    Danach breitete sich verlegenes Schweigen zwischen ihnen aus. Schließlich stand Alec auf, und Erin begleitete ihn zur Haustür. Ein Teil von ihr wünschte, sie könnte ihn zurückhalten, ein anderer Teil riet ihr, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Auf der Suche nach Cody hatten sie zwar eine Art Beziehung aufgebaut, doch die Umstände waren äußerst ungewöhnlich gewesen; vielleicht war es am besten, alles hinter sich zu lassen. Alec verkörperte eine Erinnerung an Ereignisse, die Erin lieber vergessen hätte.
    An der Haustür drehte Alec sich noch einmal um.
    »Ich melde mich wieder«, versprach er, »um zu sehen, wie es Claire geht.«
    »Das ist doch nicht nötig.«
    Alec schaute sie forschend an. Erin bemühte sich um eine gelassene Miene. Sie waren nichts weiter als zwei Kollegen, die einander Lebewohl sagten.
    »Vielleicht ist es nicht nötig«, meinte Alec schließlich. »Aber ich melde mich trotzdem.«
    Wieder wusste Erin nicht, was sie sagen sollte, was sie von diesem Mann wollte. Leise sagte sie: »Wenn wir uns unter anderen Umständen kennen

Weitere Kostenlose Bücher