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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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große dunkelhaarige Frau. Sehr schlank. Sportlich, könnte man sagen.«
    »Klingt ganz nach ihr.«
    Eine Frau, die regelmäßig auf Botschaftsempfänge ging. Möglicherweise arbeitete sie für die amerikanische Regierung – wie viele Amerikaner, die zu diesen Empfängen kamen. Vielleicht war sie bei der CIA. Oder ein Nobody. Bloß eine Dozentin für internationale Beziehungen – wie sie ja behauptete –, die es auf Kontakt mit den Reichen und Mächtigen anlegte. Wie auch immer, William musste es herausfinden. »Dann erzählen Sie mal den Rest.«
    Gage brauchte fast eine Minute, bis er antwortete, doch mittlerweile hatte er seine Fassade der Unnahbarkeit wieder aufgerichtet. »Die Polizei hält sie für eine Spinnerin.«
    »Aber?«
    »Da ist dieser FBI-Agent, der ihr zuhört – der Mann, der den Fall Cody Sanders bearbeitet.«
    William zog hörbar die Luft ein. Das war schlimmer, als er gedacht hatte.
    »Jetzt verstehen Sie wohl, warum ich die kleine Madden ausrangieren musste.«
    »Ja, natürlich.« Wenn Gage geschnappt wurde, konnte man die Spur von ihm zu William verfolgen. Seine Stellung in der Botschaft konnte ihn nur bis zu einem gewissen Punkt schützen. Besonders wenn die Frau tatsächlich für die CIA arbeitete, denn diese Behörde spielte nach ihren eigenen Regeln. »Wir müssen mehr über sie herausfinden.«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Aber das wird nicht Ihre Aufgabe sein.« Sie durften auf keinen Fall riskieren, dass die Frau Gage noch einmal zu Gesicht bekam. »Halten Sie sich fern von ihr.« William überdachte rasch die Logistik der anstehenden Aufgaben. »Ich werde sie beobachten lassen. Wir müssen herausfinden, was sie vorhat, bevor wir handeln.«
    Gage ließ sich noch tiefer in seinen Sessel sinken. »Wie Sie wollen. Das ist Ihr Gebiet.«
    William starrte ihn argwöhnisch an. Bereitwillige Zustimmung sah Gage gar nicht ähnlich, besonders da es sich bei dieser Baker anscheinend um einen ernst zu nehmenden Gegner handelte. Normalerweise würde Gage sie so schnell wie möglich töten wollen.
    »Am Ende«, gestand William ihm zu, »werden Sie die Frau wahrscheinlich eliminieren müssen.«
    »Beide. Sie und die Schwester.« Es war nicht als Frage gemeint.
    »Dieses eine Mal pflichte ich Ihnen bei. Aber warten Sie, bis wir mehr wissen und bis der Junge außer Landes ist. Ich habe da einen sehr guten Käufer an der Hand und will ihn nicht besänftigen müssen, so wie ich es mit dem Kunden für das Mädchen tun musste.« William nahm noch einen Schluck. Warm rann ihm der dunkle Cognac die Kehle hinunter. »Wenn ich Ihnen grünes Licht gebe, lassen Sie es wie einen Unfall aussehen. Die labile Schwester wird wohl Selbstmord begehen.«
    Nach diesen Worten schlürfte er die Neige seines Cognacs, tätschelte den Hund und stand auf. Für heute Abend hatte er mehr von Isaac Gage gesehen, als er vertragen konnte. »Ich nehme an, Sie möchten jetzt gehen.«
    »Ja.«
    »Ich melde mich, wenn ich etwas über die Frau in Erfahrung gebracht habe.« Er wandte sich an seinen Hund. »Komm, Daimon, Zeit zum Schlafengehen.«
    »Was ist mit dem anderen Jungen?«, fragte Gage. »Mit dem Betreuer?«
    Wieder seufzte William. »Ich fürchte, Ryan kann uns nicht mehr nützlich sein. Er wird zu frech. Schade, schade.« Er wandte sich zur Tür. »Ich hasse es zu töten. Aber wenn es dem Geschäft schadet …«

10.
    Erin verbrachte eine schlaflose Nacht.
    Sie war gegen Mitternacht erschöpft und angespannt nach Hause gekommen. Hatte lange geduscht, bis das heiße Wasser allmählich kälter geworden war. Erst dann war sie ins Bett gekrochen.
    Doch sie kam nicht zur Ruhe.
    Als die Einzelheiten über Chelsea Maddens Entführung bekannt wurden, hatte Erin wie ein Trottel dagestanden. Eine Hysterikerin, die geradezu haarsträubende Schlüsse gezogen und einen FBI-Agenten durch die halbe Stadt geschleift hatte, um einen angesehenen Geschäftsmann zu verhören. So jedenfalls stellte Kauffman es dar. Und der Detective, der mit dem Fall betraut war, glaubte ihm aufs Wort. Und sei es nur, um sich vor seinen Vorgesetzten zu rechtfertigen.
    Man hatte Chelsea eine Meile vom Spielplatz entfernt gefunden. Lebend.
    Offiziell hieß es, die Kleine habe in ihrem Buggy geschlafen und die Mutter sei durch das kleinere Geschwisterchen, ein Krabbelkind, abgelenkt gewesen. Chelsea war aufgewacht und umhergewandert und hatte sich schließlich verirrt. Dann war sie in das Gebüsch gekrochen, das den Park von einem Wohnviertel abgrenzte, und

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