Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
Vom Netzwerk:
und damit auch die Gefahr beseitigt, die sie darstellte.
    Doch ihr Tod würde Aufsehen erregen, und das konnten sich Isaac und Neville derzeit nicht leisten. Sie mussten Zeit gewinnen, deshalb schenkte er Erin Baker vorerst das Leben. Die Zeit würde dafür sorgen, dass die versuchte Entführung von Chelsea Madden in Vergessenheit geriet. Und sie würde den FBI-Agenten die Suche nach Cody Sanders verleiden.
    Außerdem war Erin Baker viel zu interessant. Sie war für Isaac die lang vermisste Herausforderung. Was hatte sie in den Rollen gesehen, die er gespielt hatte? Isaac musste es herausbekommen. Bis dahin würde er sie leben lassen.
    Deshalb begnügte er sich vorerst damit, sie nur zu beobachten, um sie zu reizen. Denn sie hatte seine Präsenz gespürt, und auch das war ungewöhnlich. Nein – einzigartig.
    Als Isaac durchs Unterholz zum Spielplatz zurücktrabte, dachte er über die Unterredung mit Neville nach. Wenigstens diesmal waren sie sich über die Notwendigkeit der nächsten Schritte einig gewesen, wenn auch nicht über die Vorgehensweise oder das Motiv.
    Neville hatte ja keine Ahnung, welche Bedrohung Erin Baker darstellte. Aber immerhin begriff er, in welcher Gefahr er selbst schwebte, und seine Vermutungen über ihren beruflichen Background waren in die gleiche Richtung gegangen wie Isaacs. Erin Baker arbeitete für die NSA. Oder die CIA. Anders konnte es gar nicht sein. Nachdem sie ihren Doktor gemacht hatte, war sie ein volles Jahr von der Bildfläche verschwunden, tauchte dann für zwei Jahre in Kairo auf. Nicht gerade der übliche Weg für eine Akademikerin. Neville begriff jedoch nicht, dass Erin Bakers Verbissenheit nichts mit ihrer Arbeit für die Regierung zu tun hatte. Es war eine persönliche Sache. Es ging um ihre Schwester. Deshalb war diese Frau umso gefährlicher.
    Neville hatte seine Männer geschickt, um Erin Baker im Auge zu behalten. Isaac hatte sie in diskreter Entfernung von ihrem Haus parken sehen, weit genug weg, dass sie nicht entdeckt wurden. Es waren fähige Männer, die jede ihrer Bewegungen registrieren und berichten würden. Doch sie hatten nicht Erins Klasse. Sie würden ihre Fähigkeiten und ihre Entschlossenheit unterschätzen – und schließlich würde sie über alle triumphieren.
    Daher tat Isaac nun, was er für richtig hielt, trotz Nevilles anders lautenden Befehlen. Genau wie im Fall der kleinen Madden. Er hatte sie freigelassen, weil ihr Tod Erin Bakers Aussage bestätigt hätte. Wurde die Kleine vermisst oder tot aufgefunden, hatten FBI und Polizei ihr Verbrechen. Fand man Chelsea hingegen lebend wieder, hatten sie nur eine hysterische Zeugin. Chelsea hatte in Isaacs Van auf dem Rücksitz geschlafen und keinerlei Erinnerung an den Mann, der sie entführt hatte, denn Isaac hatte sie im Buggy mit einem chloroformgetränkten Tuch betäubt und dann erst herausgehoben.
    Er gelangte zum Spielplatz und versteckte sich wieder im Gebüsch. Erin war nicht weit hinter ihm. Jetzt lief sie, und ihre flinken Beine machten rasch Boden gut.
    Nun dachte Isaac doch wieder, dass es vielleicht nötig sei, sie umzubringen. Er konnte es rasch erledigen und dann von der Bildfläche verschwinden. Neville würde gar nicht erfreut sein. Aber Isaac war nicht sein Befehlsempfänger.

12.
    Alec Donovan sah, wie sie sich zum Kampf wappnete und in Verteidigungshaltung ging. In den letzten sechs Stunden hatte er eine Menge über Erin Baker gelernt. Schon im Alter von zwölf Jahren hatte sie mit Kampfsport begonnen und bislang drei schwarze Gürtel erworben: in Taekwondo, Aikido und Kendo. Was auch die Erklärung für ihren raschen Sieg über Beckwith war. Der Junge hatte überhaupt keine Chance gehabt.
    Alec blieb stehen und hielt Erin seine offenen Hände entgegen. »Immer mit der Ruhe, Dr. Baker. Ich bin's, Agent Donovan.«
    Erin sah ihn zweifelnd an. »Was machen Sie denn hier?«
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    »Und deshalb verfolgen Sie mich mitten in der Nacht?«
    »Ich verfolge Sie doch nicht. Das ist ja fast …« Alec machte wieder einen Schritt auf Erin zu, stoppte aber mitten in der Bewegung. Sie hatte jeden Muskel angespannt, zitterte am ganzen Leib.
    »Waren Sie das da hinten auf dem Joggingpfad?«
    »Was?« Alec spähte an ihr vorbei auf den schwarzen Bach und griff nach der Waffe, die er unter seinem Jackett trug. »Nein.«
    »Da war aber jemand. Und wenn Sie es nicht waren …«
    »Ich war's nicht.« Alec stellte sich mit seiner schussbereiten .38er neben Erin und suchte die

Weitere Kostenlose Bücher