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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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»ja nicht mal vierundzwanzig Stunden. Also möchte ich lieber nicht spekulieren. Ich kann mir keine Irrtümer leisten. Gib mir noch ein paar Stunden, dann kriegst du das Beste, was ich ausgraben kann.«
    »Sag doch einfach, was du vermutest.«
    »Warte bis heute Abend. Dann bring ich deine Einladung zur Botschaftsparty und alles andere mit.«
    Nach diesem Gespräch war Erin nach Hause gefahren, um ein wenig Schlaf nachzuholen und Sams Material zu lesen.
    Es war beunruhigend.
    Kein Mensch dachte in der heutigen Zeit an Sklaverei, aber offensichtlich war diese Praxis noch überaus lebendig. Minen in Brasilien, Bordelle in Thailand, Farmen in Indien – alle wurden mithilfe von Sklaven betrieben. Selbst in Westeuropa, in Großbritannien und in den USA ging die Zahl von Haushaltssklaven in die Tausende. Sams Ermittlungen zufolge waren es weltweit einige Millionen, manche Quellen schätzten die Zahl sogar auf zweihundert Millionen. Eine bestürzende Ziffer.
    Und William Neville hatte Verbindungen zu diesem globalen Markt.
    Zum zweiten Mal innerhalb einer Viertelstunde zog Erin ihr Handy aus der Tasche und wählte Sams Büronummer in Langley. Wieder nahm niemand ab. Sie versuchte es bei ihm zu Hause. Auch nichts.
    Irgendetwas war da faul. Am liebsten hätte Erin nach Sam gesucht, doch sie war durch ihre strenge CIA-Ausbildung darauf getrimmt, zuerst an die Erfüllung der Mission zu denken. Außerdem war Sam kein kleines Kind. Er hatte die gleiche Schulung durchgestanden und konnte auf sich aufpassen. Andererseits war er CIA-Analyst, ein Schreibtischhengst, der kaum die Fitnessprüfung geschafft und nur mit viel Hilfe seiner Freunde bestanden hatte. Und dennoch – die Mission ging vor. Erin stand vor der Alternative, endlich eine Spur zu Cody Sanders zu finden oder sich auf die Suche nach Sam Anderson zu begeben. Und sie wusste ganz genau, wo ihre Priorität lag.
    Sie musste auf anderem Weg in die Botschaft kommen.
    »Ich geh jetzt rein.« Ohne auf Donovans Einwürfe zu achten, stieg Erin aus dem Wagen. Sie hatte beschlossen, sich durch den Haupteingang zu schmuggeln, statt es mit dem Hintereingang zu versuchen. Immerhin kannte man sie bereits von anderen Empfängen. Wenn sie Glück hatte, würde sich jemand finden, der ein gutes Wort für sie einlegte.
    Auf dem Weg zum Portal mogelte sie sich Schritt für Schritt unter die anderen Partygäste.
    Als Erin kurz vor der Tür war, kamen ihr drei Leute in die Quere, zwei Männer und eine Frau. Sie waren um die Hausecke gebogen, hatten wahrscheinlich auf einer der Seitenstraßen geparkt. Für Botschaftsgäste wirkten sie reichlich jung. Aber sie kamen ihr bekannt vor …
    »Cassidy!« Erin eilte auf den jungen Mann zu, den sie im CIA-Trainingslager auf die Matte gelegt hatte. »Ich dachte schon, du lässt mich hängen.«
    Der junge Mann starrte Erin entgeistert an, fasste sich aber rasch wieder, grinste frech und legte ihr die Hände auf die Taille. »Dann wäre ich ein Idiot.«
    Erin ließ sich nahe genug heranziehen, um ihm ein Küsschen auf die Wange zu geben. »Ich muss unbedingt in die Botschaft.«
    »Och, da gibt es Mittel und Wege.«
    Erin lächelte ihn an und löste sich aus der Umarmung. »Treib es nicht zu weit.«
    Dann wandte sie sich um und begrüßte die beiden anderen, nachdem sie ihr Gedächtnis nach deren Namen durchforstet hatte. »Ihr seid Sheila und Chad, nicht wahr?«
    »Hi, Erin.«
    Sie hatte zum Glück daran gedacht, die jungen Leute mit Vornamen anzureden. Nachnamen zu benutzen war bei der CIA so gut wie tabu, besonders im Einsatz.
    Die Rekruten des Trainingscamps wurden aus Übungsgründen zu Botschaftspartys geschickt, wo sie als Angestellte des Außenministeriums auftreten mussten. Wer später die Ausbildung zum Field Officer schaffte, hatte somit bereits Praxis für sein Arbeitsgebiet erworben. Offensichtlich glaubte Cassidy, dass Erin aus diesem Grund zu der Party gekommen war. Und die beiden anderen dachten gar nicht daran, diese Vermutung infrage zu stellen.
    Der Zufall hatte Erin geholfen.
    Sie hakte Cassidy unter. »Sollen wir reingehen?« Gemeinsam traten sie ins Foyer, und Cassidy reichte seine Einladung einem Butler. Erin drückte Cassidys Arm und strahlte übers ganze Gesicht, als wäre sie überwältigt von der Ehre, die Botschaft betreten zu dürfen.
    Nachdem sie den Butler passiert hatten, schaute Cassidy Erin an und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Also, ich hätte ehrlich nicht erwartet …«
    Erin entzog ihm ihren Arm. »Danke, du

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