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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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schweifen, als habe er völlig das Interesse an Erin verloren und sähe sich nach einem interessanteren Gesprächspartner um. »Ich besitze viele Firmen, Dr. Baker.«
    Der Mann machte es wirklich gut. Er hatte sich völlig unter Kontrolle und war kaum aus der Fassung zu bringen. Vielleicht war er ein wenig zu beherrscht. Als hätte er etwas zu verbergen.
    Erin schlug eine härtere Gangart ein. »Die Desert Sun beförderte entführte Kinder aus den USA nach Saudi-Arabien.« Sie hielt inne, damit der nächste Satz besser wirken konnte. »Es war ein Sklavenschiff, General.«
    Neville seufzte und wandte sich wieder ihr zu. In seinen Augen blitzte es auf. Zorn? Oder nur Unmut über einen lästigen Gesprächspartner? »Und Sie als erzürnte Amerikanerin möchten nun wissen, ob ich etwas damit zu tun hatte.«
    »Ich muss gestehen, das war meine vordringliche Frage.« Erin nippte an ihrem inzwischen lauwarmen Champagner; sie ließ sich Zeit, um Neville ein wenig aus der Fassung zu bringen, denn er war ein ungeduldiger Mann. »Deshalb habe ich ein wenig tiefer gegraben und herausgefunden, dass das FBI Ihnen bereits dieselbe Frage gestellt hatte.«
    »Und dabei haben Sie zweifellos auch herausgefunden, dass ich mit der Fracht dieses Schiffes nichts zu schaffen hatte. Die hatte der Kapitän ganz allein zu verantworten.«
    »Ehrlich gesagt, das glaube ich nicht.« Noch ein Rippenstoß. Ziemlich gefährlich, aber unumgänglich. »Ich glaube, man konnte Ihnen Ihre Beteiligung bloß nicht nachweisen.«
    »Ich bin mir nicht ganz sicher, worauf Sie hinauswollen, Miss Baker …« Nun sah Erin Wut in den harten, kalten Augen. »Sind Sie von der Polizei?«
    Erin zuckte die Achseln. »Ich wollte nur Ihre Version der Geschichte hören.«
    »Nun, jetzt haben Sie sie gehört.« Neville machte Anstalten, das Gespräch zu beenden. »Entschuldigen Sie mich.«
    »Haben Sie es so eilig, General?« Erin durfte ihn nicht entwischen lassen. Noch nicht. Sie war mehr denn je überzeugt, dass er schuldig war. Aber er hatte ihr noch nichts Brauchbares verraten, und sie brauchten irgendetwas, um die Ermittlungen weiterzuführen.
    »Ich habe es nicht eilig. Sie langweilen mich nur.«
    »Oder Sie sind an der Sache beteiligt.«
    Langsam drehte der General sich wieder zu ihr um und trat ganz nahe an sie heran. Mit einem Mal wirkte er bedrohlich. »Ich muss mich sehr wundern. Wenn ich etwas mit diesem … diesem Sklavenschiff, wie Sie es nennen, zu tun hätte, wäre es eine gefährliche Strategie Ihrerseits, mit mir darüber reden zu wollen. Das müssten Sie doch wissen.«
    Erin hielt seinem Blick stand. Er machte ihr keine Angst. Zumindest redete sie sich das ein. »Soll das eine Drohung sein?«
    »Ich spreche nie Drohungen aus, Miss Baker. Außerdem«, er trat einen Schritt zurück, legte Abstand zwischen sie, »hatte ich nichts damit zu tun, also habe ich auch nichts zu befürchten.«
    Erin schüttelte den Kopf. »Sehen Sie, genau das ist das Problem. Ich glaube Ihnen nicht, General.« Unschuldige sprachen keine verschleierten Drohungen aus. »Ich glaube nicht, dass in diesem Frachtunternehmen irgendetwas ohne Ihr Wissen vor sich geht.«
    »Miss Baker …«
    »Dr. Baker«, verbesserte sie ihn hochnäsig.
    Neville schnaubte und schüttelte den Kopf. »Wissen Sie, was ich an euch Amerikanern besonders unerfreulich finde: die Neigung, den Frauen zu viel Bildung zukommen zu lassen.«
    Erin verschränkte die Arme. »Ach, ist das ein Problem?«
    »Andere Kulturen machen es besser. Frauen gehören ins Haus, um die Kinder großzuziehen.«
    Er versuchte jetzt, den Spieß umzudrehen und seinerseits Erin zu provozieren. Keine schlechte Strategie, aber sie würde nicht aufgehen. »Hätten Sie es lieber, wenn wir den Schleier tragen und uns regelmäßig vom Ehemann verprügeln lassen?«
    Wieder bedachte er sie mit einem drohenden Blick. »Sie mischen sich in Dinge ein, die Sie nichts angehen.«
    »Wer sagt etwas von einmischen? Ich bin nur ein paar alte Dokumente durchgegangen.«
    »Guten Abend, Miss Baker.«
    Erin hatte noch eine Trumpfkarte auszuspielen – eine sehr riskante Karte. Eine, die sie zu Cody Sanders führen konnte. Oder ihn das Leben kosten würde. Aber wenn sie diese Karte nicht ausspielte, war der Junge ohnehin verloren. »Noch eins, General.«
    Der Mann blieb beinahe gegen seinen Willen stehen. Allerdings drehte er sich nicht zu Erin um.
    Sie trat nahe genug an ihn heran, um leise sprechen zu können. Dann wagte sie den Sprung ins kalte Wasser

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