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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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fünf auf der Koma-Skala, hat ein schweres Schädeltrauma. Und wenn man bedenkt, dass der schlechteste Wert auf der Skala die Drei ist, geht's ihm ziemlich miserabel.«
    Ward machte einen Schritt auf Erin zu und streckte die Hand aus. »Ich bin Thomas Ward, Sams Chef.«
    Erin ergriff die dargebotene Hand. Sie war fest entschlossen, ihre Identität nicht preiszugeben, obwohl sie sicher war, dass Ward Bescheid wusste. »Erin Baker. Sam und ich sind zusammen zur Schule gegangen.« Das war nicht einmal völlig gelogen, falls man ihr gemeinsames Jahr im CIA-Trainingscamp als ›Schule‹ bezeichnen konnte. Sie warf einen Blick auf die regungslose Gestalt im Krankenhausbett. »Was ist passiert?«
    Ward zögerte, nickte dann zur Tür. »Kaffee?«
    Sie gingen den Korridor entlang zu einer Reihe Automaten, zogen sich Kaffee. »Wir reden besser draußen«, sagte Ward und führte Erin auf eine Terrasse, die hinter gläsernen Schwingtüren lag. Der Wind war frisch. Erin wünschte sich, ein wenig mehr als nur einen Trenchcoat über dem dünnen Kleid zu tragen.
    Ward, der ebenfalls keinen Mantel trug, schien die Kälte nichts auszumachen. »Sams Wagen ist von der Uferstraße abgekommen und in der Nähe der Chain Bridge in den Potomac gestürzt.«
    Erin schnürte es die Kehle zu. »Wann?«
    »Gegen sieben Uhr dreißig.«
    Eine Woge der Übelkeit überkam Erin. Sie streckte die Hand aus, um sich an der Lehne eines Stuhls festzuhalten. Sam war unterwegs gewesen, um sich mit ihr zu treffen …
    »Zum Glück war es noch früh und die Straße sehr belebt. Ein Junge auf der Heimfahrt von einem Jugendlager hat den Unfall gesehen. Er ist Sam hinterher und hat ihn aus dem Wagen gezogen. Sonst wäre er vermutlich ertrunken.«
    Erin überlief ein Schauder. »Wie konnte ihm der Wagen aus der Spur geraten?«
    »Ich habe mit der Polizei vor Ort gesprochen«, erwiderte Ward. »Sie glauben, es war ein Auffahrunfall mit Fahrerflucht. Die hintere Stoßstange war demoliert. Jemand ist ihm mit voller Wucht reingefahren.«
    Erin musterte sein Gesicht. Äußerlich war ihr nichts anzumerken, obwohl sie zutiefst aufgewühlt war. Ward blieb ebenfalls ruhig, doch in seinen Augen blitzte Zorn, der sowohl ihr galt als auch dem Fahrer, der Sam von der Straße gedrängt hatte. Bislang hatte Ward den Schein gewahrt, doch wenn sie erst wieder in Langley waren, würde er vermutlich die Samthandschuhe ausziehen und sie den vollen Zorn eines CIA Deputy-Directors spüren lassen.
    Doch im Augenblick interessierten Erin nur sämtliche verfügbaren Informationen über Sams Unfall. »Und was glauben Sie, Mr. Ward?«
    Ward zögerte. Vielleicht war er erstaunt, dass sie sich von seinem kaum verhohlenen Zorn nicht einschüchtern ließ. »Ich glaube, dass jemand ihn absichtlich von der Straße gedrängt hat«, sagte er schließlich.
    »Verstehe.« Erin nippte am Kaffee, doch das heiße Gebräu vermochte den Knoten kalter Wut in ihrem Bauch nicht zu lösen. Sam musste etwas herausgefunden haben, das jemandem sehr gefährlich wurde. Oder sollte der Anschlag eine Warnung an sie sein, bevor sie mit Neville gesprochen hatte? Und wer war der Täter? Der Magician?
    »Sie wollten ihn doch heute Abend treffen«, sagte Ward. Es war keine Frage.
    Zwecklos zu leugnen, doch Erin schützte einen anderen Grund vor. Sie hoffte, wenigstens Sams Job retten zu können. »Wir hatten ein Date.«
    »Geht das schon lange?«
    »Ein paar Jahre. Manchmal klappt's, dann wieder nicht.«
    Ward schwieg einige Minuten, doch als er wieder den Mund aufmachte, war Erin klar, dass er die Samthandschuhe abgestreift hatte. »Ich weiß nicht genau, was hier vorgeht, Dr. Baker, aber ich bin nicht gewillt, Sam wegen …« Er hielt inne, wollte vielleicht etwas über Erins prekäre Stellung in der CIA sagen, besann sich dann aber. »… Sam wegen des unheilvollen Einflusses einer Frau zu verlieren. Er ist ein wertvoller Mitarbeiter.«
    »Das kann ich gut verstehen, Sir.«
    »Deshalb erwarte ich, dass diese Geschichte innerhalb der nächsten achtundvierzig Stunden aufgeklärt wird. Und dann will ich den vollständigen Bericht auf meinem Schreibtisch haben.«
    »Ja, Sir.«
    »Bis dahin sollten Sie dem Krankenhaus fern bleiben.« Der knallharte Befehl eines Vorgesetzten unter dem Deckmantel eines Vorschlags. Ward besann sich und zwang sich zu mehr Höflichkeit, doch sein Ton verriet, wie ungehalten er war. »Zu Ihrer eigenen Sicherheit.«
    »Natürlich.« Erin ließ den Vizedirektor stehen, warf ihren halb leeren

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