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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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Kaffeebecher in einen Abfalleimer und eilte den Korridor entlang, geradewegs an Sams Zimmer vorbei.
    Sie konnte Ward schwerlich Vorwürfe machen, noch konnte sie leugnen, dass Sam durch ihre Schuld im Krankenbett lag. Sie hatte Sam in die Sache hineingezogen, hatte ihn durch die Verabredung außerhalb von Langley kompromittiert. Das war nicht wieder gutzumachen. Aber es ging um das Leben eines kleinen Jungen und um ein Monster, das hinter Gitter gehörte. Sam würde nicht wollen, dass Erin für ihre Taten um Verzeihung bettelte.
    Draußen wartete Alec Donovan. Erin überkam eine Woge der Dankbarkeit. Donovan hatte angeboten, sie zum Krankenhaus zu fahren. Erin hatte dankend abgelehnt, sie war durchaus fähig, die knapp zehn Meilen zum Walter-Reed-Hospital allein zurückzulegen. Doch er war ihr gefolgt. Hatte gewartet. Es war eine Geste altmodischer Ritterlichkeit, doch Erin fand es unglaublich nett.
    Sie ging zu seinem Wagen und stieg ein. »Er war auf dem Weg zur Botschaft und ist von der Straße abgedrängt worden«, begann sie und spürte erneut die Last der Schuld.
    »Wie geht es ihm?« Donovans Stimme klang mitfühlend.
    »Die Ärzte können es noch nicht sagen.« Erin stützte den Ellenbogen auf, ließ den Kopf auf ihrer Hand ruhen. »Er liegt im Koma.«
    »Das ist nicht Ihre Schuld, Erin. Sam hat gewusst, welches Risiko er eingeht.«
    Sie schaute zu ihm hinüber, und wieder überkam sie ein Gefühl der Dankbarkeit. Fast hätten die Schleusen sich geöffnet, fast hätte Erin die strenge Kontrolle über ihre Gefühle verloren: die Angst um Sam, die Wut auf Neville und seine Spießgesellen, die Kinder raubten – und endlich ihre Verzweiflung darüber, dass sie offenbar nichts tun konnte. »Ja, das stimmt.« Doch dieses Zugeständnis machte es auch nicht besser. Gerade noch konnte sie die Tränen zurückhalten.
    Sam war ausgebildeter CIA-Offizier, wenn auch seine Fähigkeiten für den körperlichen Drill nicht ausgereicht hatten. Aber er wusste, wie man eine verdeckte Operation durchführt. Unvermittelt steigerte Erin sich in Wut hinein, ein vertrautes Gefühl, das die lähmende, hilflos machende Angst verdrängte. »Woher hat denn irgendjemand von Sam wissen können? Er sitzt doch normalerweise vor seinem Computer, weit vom Schuss.«
    »Könnte jemand seine Recherchen mitverfolgt haben?«
    Erin schüttelte den Kopf. Langley hatte das beste Sicherheitssystem der Welt, und niemand konnte die Spuren einer elektronischen Ermittlung besser verwischen als Sam Anderson. »Unmöglich.«
    »Dann hat man Sam und Sie zusammen gesehen.«
    Erin starrte in die Dunkelheit. Donovan hatte Recht, es war die einzige Möglichkeit. »Ich bin also beobachtet worden …«
    »Sie haben doch gesagt, dass Ihnen gestern jemand gefolgt ist. Beim Joggen.«
    Erin schaute ihn an und wurde wieder von Angst gepackt. Sie hatte die schattenhafte Gestalt im Park fast vergessen, hatte sie ihrer überhitzten Einbildung zugeschrieben. Aber es war keine Einbildung gewesen. Die wussten, wo sie wohnte.
    »Was ist mit Ihrer Nichte? Und der Frau, die sich um die Kleine kümmert?«, fragte Donovan, dessen Gedanken denselben Weg gegangen waren.
    »Sie sind heute Morgen nach Miami gefahren.« Dafür würde Erin noch tausend Dankgebete sprechen.
    »Rufen Sie an und fragen Sie, ob es ihnen gut geht. Suchen Sie jemanden, der die beiden im Auge behält.«
    Erin nickte. Nun hatte sie Angst wie nie zuvor. Wenn Janie oder Marta etwas passierte … Nein, solche Gedanken durfte sie nicht zulassen. Miami war eine ganz andere Welt, und Marta war in der kleinen Gemeinde von Little Havana sehr beliebt.
    »Ich ruf an und sag ihnen, sie sollen ein paar Tage länger bleiben. Und Marta kennt ein paar Leute.« Erin allerdings auch. Sie würde noch jemanden anrufen, einen Kontaktmann, den sie nach der Heimkehr aus Kairo kennen gelernt hatte, einen ehemaligen CIA-Offizier, der freiberuflich in Miami arbeitete. Er sollte für alle Fälle ein Auge auf ihre Familie werfen.
    »Marta und Janie wird nichts geschehen.« Allerdings wusste Erin nicht genau, wen sie mit diesen Worten überzeugen wollte, Donovan oder sich selbst.
    Sie verfiel in Schweigen, überdachte die nächsten Schritte.
    »Was ist?«, fragte er.
    Was mit mir ist? Sie musste herausfinden, was Sam aufgedeckt hatte. Was waren das für Informationen, derentwegen man ihn im Potomac hatte ertränken wollen? »Ich muss ein bisschen Schlaf kriegen, sonst kann ich keinen klaren Gedanken fassen.«
    Donovan warf ihr einen

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