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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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gekriegt.« Sie nahm einen Zug an der Zigarette. »Ich habe Angst, wenn er mich hier sieht.«
    »Angst?« Die Frau ließ sich neben Erin auf der Couch nieder. »Dass er Ihnen was antut?«
    Erin spürte einen schuldbewussten Stich, dass sie diese Frau anlügen musste, die ihr Mitleid so offen und ehrlich zeigte. Sie streckte die Arme aus und zeigte die blauen Flecke vor, die sich inzwischen gelb verfärbt hatten. Wie praktisch, dass sie vor kurzem mit dem Testosteron-Junkie im Trainingscamp gerungen hatte! »Deshalb habe ich ihn verlassen.«
    »Dieser Mistkerl!« Die Frau legte Erin einen Arm um die Schulter. »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich weiß nicht genau, aber jedenfalls muss ich hier raus, ohne dass er mich sieht.«
    »Wie wär's mit der Hintertür?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht, aber wenn er mich sieht und mir hinterherkommt …«
    »Dann wären Sie ihm wirklich ausgeliefert in so einer dunklen Gasse.« Die Frau überlegte eine Zeit lang, dann sagte sie: »Kommen Sie zu uns an den Tisch. Ich bin mit 'ner ganzen Gruppe Freunde da. Er wird es nicht wagen, Sie zu belästigen, wenn so viele Leute dabei sind.«
    »Das kann ich doch nicht machen. Ich kann doch nicht Ihre Freunde mit da reinziehen.«
    »Ach, das geht schon in Ordnung.«
    Erin schüttelte den Kopf. So hatte sie sich die Geschichte nicht vorgestellt. »Sie kennen meinen Ex nicht. Er wird nicht zögern, mir eine Szene zu machen oder mit einem Ihrer Freunde Streit anzufangen. Nein, das kann ich nicht tun …«
    »Könnte ich jemanden anrufen?«
    »Warten Sie mal, ich habe eine Idee.« Kurze Pause. »Nein.« Erin schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie's.«
    »Was ist denn? Wenn ich Ihnen helfen kann …«
    »Nun …« Wieder zögerte Erin, bevor sie ihre Frage stellte. »Wie wär's, wenn wir unsere Sachen tauschen?«
    Die Frau wich erschrocken zurück, konnte aber nicht umhin, Erins Kleid erneut zu beäugen.
    »In Ihrem Outfit würde er mich nie erkennen.«
    »Das könnte ich nicht!«
    »Bitte.« Erin ergriff ihre Hand. »Das Kleid ist wirklich von Versace. Ich hab es erst einmal getragen. Sie können es haben.«
    »Mensch, dieses Teil muss doch ein Heidengeld gekostet haben!«
    »Wenn es Ihnen nicht gefällt, können Sie's ja verkaufen. Sie kriegen bestimmt eine Menge dafür …«
    »Nein.« Die Frau entzog Erin ihre Hand. »Das kann ich nicht annehmen.«
    Erin schaute ihr in die Augen. »Es war ein Geschenk von ihm.«
    »Oh.« Einen Moment herrschte Schweigen und stummes Einverständnis. »Trotzdem …«
    »Bitte.« Erin holte ihre Geldbörse aus der Tasche. »Ich zahle es Ihnen auch und schicke Ihnen Ihre Kleider zurück.«
    Die Frau legte ihre Hand auf Erins Börse. »Ich will Ihr Geld nicht.«
    »Dann sind Sie einverstanden?«
    »Zum Teufel, warum eigentlich nicht? Wann werde ich mir je so einen Fummel leisten können?«
    Wieder ließ Erin Tränen in ihre Augen steigen. »Vielen Dank!«
    Binnen weniger Minuten hatten sie die Kleidung getauscht. Erin trug nun einen kurzen Lederrock, der mehr enthüllte als verbarg, und einen weißen, kurzärmeligen Pulli.
    »Steht Ihnen besser als mir«, sagte die Frau. »Aber Sie sehen immer noch zu … na ja, gepflegt aus. Lassen Sie mich mal machen.«
    Sie holte ein Schminktäschchen aus ihrer Handtasche. Als sie fertig war, sah Erin völlig verändert aus. Statt der eleganten Gesellschaftsdame war sie nun ein Partygirl: Augen mit starken Eyeliner-Strichen und dunklem Lidschatten betont, Lippen in leuchtendem Rot, das Haar mit Styling-Mousse kunstvoll verfilzt. Erin gefiel dieser Look. Sie fühlte sich jung und frei.
    »Wow«, machte sie. Diese Frau würde es bei der CIA weit bringen. »Sie können das gut.«
    Die Fremde grinste. »Gar nicht so schlecht, was?«
    »Im Gegenteil.« Erin richtete sich noch etwas her, steckte dann ihr Make-up wieder ein. Sie nahm ihren Mantel, reichte ihn der Frau. »Den kriegen Sie auch.«
    »Aber …«
    Erin hielt eine Hand hoch. »Ich kann ihn nicht anziehen. Dann erkennt er mich sofort.«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Okay.«
    »He«, sagte Erin, »ich weiß ja nicht mal Ihren Namen.«
    »Susan«, sagte die Frau. Sie grinste und sah plötzlich viel jünger aus. »Aber meine Freunde nennen mich Suzie.«
    »Suzie. Schöner Name.« Und passender, als die Frau jemals erfahren würde. »Wissen Sie, Suzie, ich glaube, Sie haben heute Nacht ein Leben gerettet.«

22.
    In der Zentrale war es ruhig. Kein Mensch da, bis auf Cathy, die allein am langen Konferenztisch

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