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Die Dunkle Erinnerung

Die Dunkle Erinnerung

Titel: Die Dunkle Erinnerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Lewin
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richtete den Blick wieder auf Erin. »Und ich will es auch.« Sie lächelte die Schwester an. »War das ungefähr, was du sagen wolltest?«
    Erin nickte und räusperte sich. »Du hast es gut zusammengefasst.« Sie zögerte. »Ich liebe dich, Claire.« Nie hatte sie es so stark gefühlt.
    »Ich liebe dich auch, große Schwester.« Claire lächelte. »Und jetzt mach dich erst mal frisch.«
    Eine Dreiviertelstunde später, nachdem sie rasch geduscht und etwas gegessen hatte, ließ Erin ihre Schwester in der Obhut der FBI-Agenten zurück. Als sie das Haus verließ, spielten sie Poker, und Claire machte die beiden nach allen Regeln der Kunst fertig. Erin fragte sich allmählich, was die Pfleger in Gentle Oaks ihrer Schwester beigebracht hatten.
    Zuerst hielt sie an einer Telefonzelle. Natürlich wollte Marta umgehend nach Hause kommen, obwohl Erin ihr eine zahmere Version der Ereignisse erzählte. Zwei ihrer Küken waren in Gefahr, und nun wollte Marta alle drei dicht um sich scharen. Erst als Erin ihr sagte, dass dann auch Janie in Gefahr geraten würde, war Marta gewillt, einen verlängerten Aufenthalt in Miami in Betracht zu ziehen.
    »Ist doch nur für ein paar Tage«, beharrte Erin. »Dann hat das FBI diesen Mann verhaftet, und ihr könnt sicher nach Hause kommen.«
    Sie spürte förmlich Martas Zögern. »Wie macht sich Claire? Kommt sie damit zurecht?«
    Erin dachte an die Pfannkuchen und das Pokerspiel. »Sie macht sich richtig gut. Ehrlich gesagt, will sie sogar wieder nach Hause ziehen, wenn alles vorbei ist.«
    »Wirklich?« Diese Zusage bewog Marta schließlich doch dazu, noch ein paar Tage in Miami zu bleiben. Wenn sie wartete, bis die Dinge sich beruhigt hatten, würde sie drei Küken unter ihrem Dach haben.
    Erin legte auf und machte sich auf den Weg nach Gentle Oaks. Zu ihrer Überraschung sah die Klinik so aus wie immer. Es war still. Die Umgebung heiter. Keine Anzeichen der FBI-Ermittlung, die Cathy Hart versprochen hatte.
    Doch in der Eingangshalle wurde Erin erwartet. »Dr. Schaeffer und Agent Hart möchten Sie sprechen, Miss Baker.«
    »Wo ist Agent Hart?«
    Die Empfangsdame blickte finster drein. Offensichtlich war es ihr peinlich, das FBI im Haus zu haben. »Im Konferenzzimmer. Sie vernimmt dort die Angestellten.«
    »Dann gehe ich zuerst zu Dr. Schaeffer. Aber würden Sie Agent Hart sagen, dass ich hier bin?«
    Noch ein finsterer Blick, dann brachte die Frau Erin zum Verwaltungsflügel.
    Bei ihrem Eintritt stand Dr. Schaeffer auf und kam durchs Zimmer auf sie zu. »Erin, was ist denn los? Das FBI wühlt in unseren Akten und vernimmt unser gesamtes Personal.«
    Erin entzog ihm ihre Hand. »Es tut mir Leid, Dr. Schaeffer, wenn das FBI Sie oder Ihre Mitarbeiter belästigt.«
    »Nun, sie sind alle ziemlich aufgeregt. Ich habe versucht, Agent Hart zu erklären, dass Claire labil ist, dass man ihren Worten keinen Glauben schenken kann. Gerade Sie sollten das am besten wissen. Es ist doch lächerlich, dass sie diesen Mann wiedergesehen haben will!«
    »Ich habe ihn ebenfalls gesehen.«
    Der Arzt musterte sie überrascht. »Sie?«
    »Ja, denn ich war an dem Tag, als er Claire entführt hat, ebenfalls im Glades Park. Und vor ein paar Tagen habe ich denselben Mann in einem Park in Arlington gesehen.«
    »Erin, das ist neunzehn Jahre her! Ihre Erinnerung spielt Ihnen einen Streich.«
    »Es war derselbe Mann, Dr. Schaeffer. Und nun muss ich wissen, wer gestern noch bei Claire gewesen ist.«
    Der Arzt seufzte und ließ sich in seinen Schreibtischsessel sinken. »Genau die gleiche Frage hat das FBI mir gestellt. Und ich sage Ihnen jetzt, was ich denen gesagt habe: Außer Ihnen und Ihrer Familie darf niemand zu Claire, nur unser Personal.« Frustriert hob er die Hände. »Und Agent Hart hat sich die Personalakten vorgenommen und studiert sie schon den ganzen Morgen.«
    »Da muss aber noch jemand gewesen sein.« Erin verschränkte die Arme und starrte auf den Besucherstuhl, wusste aber, dass sie vor Anspannung nicht würde still sitzen können. Es war schon schwer genug, sich zu beherrschen und nicht auf und ab zu gehen. »Vielleicht ein neuer Pfleger …?«
    Schaeffer schüttelte den Kopf. »Ich bürge persönlich für meine Angestellten. Wir stellen nur vertrauenswürdige …«
    Erin fiel ihm ins Wort. »Denken Sie nach, Doktor!« Sie ging zu seinem Schreibtisch und stützte die Hände auf die Kante. »Was ist mit den Besuchern anderer Patienten? Könnte einer von ihnen heimlich in Claires Zimmer gegangen

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