Die dunkle Göttin
die Amazone über die Schulter ansah, während sie den Dokumentenkasten in den Aktenschrank zurücklegte.
»Im Irrtum, Milady?«
»Es ist weder dumm noch traurig«, erklärte Kaeritha. »Was auch immer der ursprüngliche Beweggrund gewesen sein mag, diese Art von Diskrepanz zwischen den Originaldokumenten hier und denen in Thalar spielt nicht nur Leuten wie Trisu in die Hände. Sie ist kein unbedeutender Unterschied, den man als einen Schreibfehler abtun könnte. Es handelt sich um eine vorsätzliche Fälschung. Da draußen denken jetzt schon zu viele Menschen das Schlimmste von Euch Kriegsbräuten. Für sie spielt es keine Rolle, dass Ihr über die Originale verfügt, während er nur im Besitz von Kopien ist. Entscheidend ist, dass sie glauben werden, Ihr hättet diese Veränderungen vorgenommen.«
»Dann ist es wohl sehr gut, dass ein Paladin des Tomanâk zur Stelle ist, hab ich Recht, Milady? Selbst die voreingenommenste Person müsste Eurem Wort glauben, dass Trisu oder jemand in seinen Diensten der Fälscher ist.«
»Allerdings, Lanitha«, erwiderte Kaeritha finster. »Das müsste wohl jeder tun.«
Kaum hatte der Wachposten seine Meldung gemacht, war Baron Tellian in den Hof von Schloss Hügelwacht geeilt. Deshalb wurde er Augenzeuge, wie Bahzell auf Walsharno durch das Gatter ritt. Der Baron-Lordhüter schien nicht glauben zu können, was er da mit eigenen Augen sah.
Bahzell musste trotz seiner düsteren Miene grinsen, als er bemerkte, mit welchem Gesichtsausdruck der Baron dem Klappern der Pferdehufe auf den Pflastersteinen lauschte. Das Geräusch kam nicht nur von Walsharnos, sondern auch von den Hufen der einundzwanzig anderen Windrenner. Von denen allerdings nur zehn Reiter trugen.
»Willkommen zurück, Milord Paladin.« Tellian klang merkwürdig förmlich, als Walsharno neben der Aufsitzhilfe des Windreiters stehen blieb.
»Danke.« Bahzell schwang sich aus dem Sattel auf den Block und stieg zu dem Baron herunter. Er umklammerte Tellians Unterarm im Kriegergruß, während der eindringliche Blick des Lordhüters des WestGeläufs deutlich besorgt über das Gesicht des Paladins glitt.
»Brandark?«, fragte er leise.
Bahzell lächelte kurz. »Dem Kleinen geht es einigermaßen gut«, erklärte er. »Er ist zwar ein bisschen angefressen um die Ränder herum, aber Hradani sind zäh. Er hat nichts, was nicht geheilt werden könnte. Aber so sehr er auch gewollt hätte, weder er noch sein Kriegsross konnten den Ritt hierher bewältigen.«
»Sind deshalb auch Gharnal und Hurthang nicht in Eurer Begleitung?« Bei Tellians Frage erlosch Bahzells Lächeln.
»Nein«, erwiderte er ruhig. »Hurthang trifft etwa in einer Woche hier ein, Gharnal jedoch nicht. Ebenso wenig wie Farchach, Yourmak, Tharchanal oder Shulhârch.«
»Sie sind tot, alle?«
»Ja.« Bahzells Stimme klang gepresst vor Schmerz. »Wir waren die Speerspitze. Außer Hurthang hat keiner der Ordensbrüder überlebt, und er selbst war ebenfalls fast tot, als ich zu ihm kam. Alle sind tot, Tellian
und mit ihnen starben fünf Windreiter und acht Windrenner.«
»Tomanâk!« Tellian machte mit der Rechten unwillkürlich das Zeichen von Tomanâks Schwert. »Mag Isvaria sie zu den Ihren nehmen!«, setzte er hinzu.
»Das wird sie.« Bahzell holte tief Luft. »Wenn jemals eine Seele zu ihr gerufen wurde, dann die ihren. Es waren Krahanas Handlanger, die die Windrennerherde überfallen haben. Und hätten meine Brüder nicht bei dem Versuch, mir den Rücken freizuhalten, ihr Leben gegeben, hätte sie uns wohl alle erwischt.«
»Aber das hat sie nicht geschafft!« Tellian legte ihm die Hand auf den Unterarm. »Und Ihr wärt nicht hierher zurückgekommen, hättet Ihr die Situation nicht bereinigt.«
»Nein, das stimmt.« Bahzell grinste gequält. »Ich bin mir dessen allerdings nicht so sicher, wie ich es gern wäre, deshalb habe ich Brandark und Hurthang zurückgelassen, damit sie die Lage im Auge behalten. Allerdings wäre ich nicht gekommen, wenn ich nicht überzeugt gewesen wäre, diesen besonderen Buschbrand ausgepisst zu haben. Was nicht heißt, dass ich nicht noch genug andere Probleme am Hals hätte.«
»In diesem Fall solltet Ihr am besten hereinkommen und mir sagen, wie ich Euch helfen kann.«
»
als wir Kleinharrow erreichten, hatten Trianal, Yarran und Lord Festian die Angelegenheit bereits im Griff.« Tellian lehnte sich auf seinem Hochlehner zurück und trank einen großen Schluck Bier aus seinem Krug. Seine Stimme klang
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