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Die dunkle Göttin

Die dunkle Göttin

Titel: Die dunkle Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang David; Thon Weber
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möglich herauszufinden. Aber das da …« Er tippte sich auf die Schläfe, »flüstert mir beharrlich etwas anderes ein. Wo auch immer Kerrys Ärger wartet, es wird jedenfalls nicht in Kalatha sein.« Er verzog enttäuscht das Gesicht. »Es macht mich wahnsinnig zu wissen, dass kaum noch Zeit bleibt, und gleichzeitig nicht zu wissen, wo in Tomanâks Namen sie hinreiten will.«
    »Nun, Prinz Bahzell«, mischte sich Hanatha lächelnd ein, »Ihr habt das zwar eigentlich nicht verdient, nachdem Ihr den armen Tellian so mit den Windrennern gequält habt, aber zufälligerweise weiß ich ziemlich genau, wohin Ihr Euch wenden müsst.«

20
    DIE STRASSE NACH QUAYSAR verlief von Kalatha aus beinahe schnurgrade nach Osten. Die Morgensonne schien Kaeritha hell ins Gesicht, als Wölkchen zwei Tage nach ihrem Aufbruch munter vorantrabte. Vögel schwirrten über ihrem Kopf und zwitscherten sich in dem unfassbar blauen Himmel zu. Der kräftige Wind aus Nordost neigte das endlose Meer aus frischem Steppengras, das musikalisch zischte, als die steifen Böen darüber hinwegfegten. Es war noch kühl, aber das hohe Gezwitscher der Vögel klang lebhaft, und Kaeritha sog diese Energie, die in der Luft zu liegen schien, tief in ihre Lungen.
    Es war verlockend, sich dem sinnlichen Erleben des neuen Tages hinzugeben, doch der düstere Verdacht, der seit ihrem Besuch in Trisus Bibliothek in ihr wisperte, hatte sich zu etwas weit Dunklerem verhärtet, das seinen unheilvollen Schatten über diesen wundervollen Morgen warf.
    Du hast noch zu viele Fragen und viel zu wenig Antworten, ermahnte sie sich. Doch noch während sie sich dies gewissenhaft sagte, wusste sie bereits, in welche Richtung all die Einzelheiten deuteten, die sie überprüft hatte. Nicht einmal annährend wusste sie jedoch, wie das alles hatte geschehen können, oder warum sich Lillinara und Tomanâk einig zu sein schienen, dass es ausgerechnet ihre – Kaerithas – Aufgabe war, diesen Schlamassel zu richten.
    Denn sie zweifelte nicht auch nur eine Sekunde daran, dass dies in ihrer Verantwortung lag. Es war genau die Art von Herausforderung, die sie überhaupt verlockt hatte, in Tomanâks Dienste zu treten. Sie wünschte sich aus ganzem Herzen, dass jemand wie die Kriegsbräute ihrer Mutter hätten helfen können,
und ihr selbst, als sie noch ein Kind gewesen war. Und dieser Wunsch verstärkte ihre Entschlossenheit. Sie hatte zwar keine klare Vorstellung von dem, was sie in Quaysar erwartete, doch diese ganze Angelegenheit hatte den fauligen Ruch des Dunklen an sich. Vermutlich würde sie genau in dieses Dunkel hineinreiten, aber es war nun mal eine der Aufgaben eines Paladins des Tomanâk, selbst in die tiefste Finsternis Licht zu bringen.
    Manchmal jedoch strahlte selbst dieses göttliche Licht nicht hell genug.
    Das wusste Dame Kaeritha Seldanstochter. Ebenso klar war ihr, dass nur sehr, sehr wenige Paladine des Tomanâk jemals friedlich im Bett gestorben waren. Doch das war der Preis, wenn man das Dunkle eindämmen wollte, das einst den Fall von Kontovar herbeigeführt hatte. Und sie würde ihn zahlen. Sollte es zum Schlimmsten kommen … der Brief, den sie unter Schwerteid an Bahzell geschickt hatte, enthielt all ihre Mutmaßungen, ihre Entdeckungen und ihre Schlussfolgerungen. Sollte ihr diesmal bestimmt sein zu scheitern, dann in der großen Gewissheit, dass ihr Bruder sie rächen und ihre Aufgabe vollenden würde. Genauso, wie sie es für ihn getan hätte.
    Liebevoll lächelte sie bei diesem Gedanken, schüttelte dann jedoch ihre finsteren Gedanken ab, hob den Kopf und wandte ihr Gesicht weiter der Sonne zu, um ihre Wärme zu genie ßen.
     
    Quaysar war beeindruckend.
    Die Architekten des ursprünglichen Tempels hatten einen der wenigen natürlichen Hügel für seine Lage ausgewählt, die man auf der Ebene des Windes finden konnte. Als sich Kaeritha der Stadt näherte, fiel ihr sofort auf, dass die schroffe Erhebung, auf der der Tempel und die ihn versorgende Stadt standen, hauptsächlich aus solidem Granit bestand. Dieser »Berg« war längst nicht so hoch, wie sie es auf den ersten Blick
vermutet hatte. Das merkte sie, als sie dichter heranritt. Doch das war auch nicht unbedingt erforderlich. Die flache, sanft geschwungene Ebene des Windes erstreckte sich ringsum, so weit sie sehen konnte, und selbst Quaysars eher niedrige Höhe erlaubte es der Stadt, ihre Umgebung mühelos zu kontrollieren.
    Die alte Stadt Quaysar, die von der Tempelgemeinde aufgesogen worden war, wurde

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